Élie-Metchnikoff-Seniorprofessur: Seeger bleibt der JLU auch im Ruhestand erhalten

Werner Seeger (Foto: © JLU/Rolf K. Wegst)

Am 1. April ist Prof. Werner Seeger, langjähriger Ärztlicher Geschäftsführer des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM), in den Ruhestand gegangen – zumindest teilweise.

Insbesondere in seiner Funktion als Lungenforscher wird der 70-Jährige der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) auch in Zukunft erhalten bleiben. Als Inhaber der neu eingerichteten Élie-Metchnikoff-Seniorprofessur wird sich Seeger, der noch bis zum Ende der aktuellen Förderperiode Sprecher des Exzellenzclusters Cardio-Pulmonary Institute (CPI) bleibt, weiterhin aktiv der Wissenschaft widmen.

„Wir sind sehr glücklich, dass wir an der JLU auch künftig nicht auf Prof. Seeger und damit auf eine herausragende und kaum zu ersetzende Forscherpersönlichkeit verzichten müssen“, betont die angehende JLU-Präsidentin Prof. Katharina Lorenz. „Prof. Seeger hat den Lungenforschungsstandort Gießen zu dem gemacht, was er heute ist. Nicht nur dafür sind wir ihm unendlich dankbar.“ Prof. Wolfgang Weidner, Dekan des Fachbereiches Medizin der JLU, betonte auch die wichtige Rolle, die Seeger am Anfang dieses Jahrhunderts beim Kampf um den in seiner Existenz bedrohten Medizinstandort Gießen hatte: „Wer weiß, ob wir ohne Prof. Seeger heute in Gießen überhaupt noch eine Universitätsmedizin hätten. Zudem hat unser Fachbereich von den international sichtbaren Erfolgen der Lungenforschung immer enorm profitiert.“

Seeger wird Rahmen seiner Seniorprofessur unter anderem die nächste Generation der führenden Forschenden am CPI fördern und den Aufbau des außeruniversitären Institutes für Lungengesundheit weiter begleiten. Zudem wird er die strategische Weiterentwicklung des Herz-Lunge-Schwerpunktbereiches der JLU auch künftig beratend unterstützen.

In Herford geboren studierte Seeger in Münster und Gießen Medizin. Von 1979 bis 1982 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistenzarzt am Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie in Gießen, anschließend war er von 1982 bis 1987 am Klinikum der JLU tätig. Im Jahr 1987 habilitierte sich Seeger an der JLU mit einer Arbeit für das Fach „Innere Medizin und Pathophysiologie“ und wurde im selben Jahr Oberarzt. 1991 wurde er an der JLU zum Professor und Leiter der Klinischen Forschergruppe „Respiratorische Insuffizienz“ ernannt und 1996 zum Professor für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Pneumologie. Im Jahr 2000 wurde er Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Innere Medizin an der JLU und im Jahr 2006 Ärztlicher Geschäftsführer des Universitätsklinikums Gießen und Marburg am Standort Gießen. Im selben Jahr startete die Förderung des Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System (ECCPS), der Vorläufereinrichtung des heutigen CPI. Seit 2007 sitzt Seeger im Direktorium des Max-Planck-Institutes für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim, und seit 2011 ist er Vorsitzender des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL).

Beim diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin in Mannheim (20.-23.03.2024) hatte Seeger unter dem Titel „ Pneumologie der Zukunft – Klinik, Forschung, Translation” eine von drei Key Note Lectures gehalten. Darin ging er auf wegweisende wissenschaftliche Erkenntnisse aus mehr als zehn Jahren Forschung im DZL ein und erörterte die unmittelbare Relevanz dieser Forschung für die pneumologische Praxis. Eine Aufzeichnung des Vortrages ist auf der Kongress-Homepage noch bis Ende Juni dieses Jahres für angemeldete Benutzer abrufbar.

Die von Seeger angetretene Seniorprofessur ist nach Élie Metchnikoff benannt, der 1864/65 am Zoologischen Institut der Universität Gießen studierte. Er entdeckte die Immunabwehr-Mechanismen gegen Bakterien durch die weißen Blutkörperchen und erforschte die Heilung und Bekämpfung der Cholera. Während seiner zwei Semester in Gießen machte Metchnikoff die bahnbrechende Entdeckung der intrazellulären Verdauung durch Phagozyten. Diese Entdeckung sollte später Grundlage seiner „Phagozytentheorie” sein, die besagte, dass „Fresszellen“ auch lebende, aktive Krankheitserreger aufnehmen und nicht nur die abgestorbenen entsorgen. Für diese Entdeckung wurde er 1908 gemeinsam mit Paul Ehrlich mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt. Die Rolle der Phagozyten in der Reaktion auf Krankheitserreger, Bakterien, Viren sowie Krebszellen und bei Autoimmunkrankheiten ist heute in der Immunologie und Molekularbiologie ein allgemein akzeptiertes Grundlagenwissen.

(JLU/ac)