Emphysem: Chirurgische Lungenvolumenreduktion im Vergleich besser als bisher berichtet

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Patienten mit fortgeschrittenem Emphysem, die sich einer chirurgischen Lungenvolumenreduktion (LVRS) unterziehen, überleben heutzutage möglicherweise länger und mit weniger Komplikationen als in der Vergangenheit und profitieren unter Umständen mehr als solche, bei denen Endobronchialklappen (EBV) eingesetzt werden.

Auf der 61. Jahrestagung der Society of Thoracic Surgeons (STS), die vom 24. bis 26. Januar in Los Angeles (USA) stattfand, stellten Wissenschaftler risikoadjustierte Forschungsergebnisse vor, die die Therapieoptionen bei schweren Emphysemen in einem neuen Licht erscheinen lassen. Man hatte herausgefunden, dass Patienten nach EBV zwar weniger Zeit im Krankenhaus verbringen und dass die Krankenhauskosten bei ihnen niedriger sind, ebenso wie die Scores beim Elixhauser Comorbidity Index – dass sie aber letztendlich mit mehr Komplikationen zu kämpfen hatten und langfristig ein höheres Mortalitätsrisiko besaßen als Patienten, bei denen eine LVRS durchgeführt worden war.

„Die Standardbehandlung mit Bronchodilatatoren reicht üblicherweise für die meisten Patienten aus“, erklärt Thoraxchirurg Prof. J. W. Awori Hayanga von der West Viriginia University (USA). Er ist Seniorautor der gerade präsentierten Studie. „Häufig jedoch fällt die Erkrankung sehr schwer aus und es fehlen die Optionen für eine definitive Therapie. Die Lungentransplantation ist nicht immer eine dauerhafte Lösung, weil es im Vergleich zum Bedarf zu wenige Transplantate gibt. Das Potenzial der chirurgischen Lungenvolumenreduktion wurde in den späten 1990er-Jahren an Patienten mit schwerem Emphysem ausreichend erforscht. Dieser operative Ansatz hat aber bisher keine breite Popularität erlangt, weil die Mortalität mit acht Prozent hoch ist und man zudem davon ausgeht, dass nur eine kleine Gruppe von Patienten davon profitiert.“

Neue Daten: EBV-Verfahren schneidet im Ergebnis schlechter ab als LVRS

Laut Hayanga wurde in frühen Studien aus den 2010er-Jahren die EBV als Alternative untersucht. Nachdem die Ventile im Jahr 2018 von der US-amerikanischen Food and Drug Administration zugelassen worden waren, gewannen sie als Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit Leiden wie der Chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) an Beliebtheit. Dennoch gibt es, so betonte Hayanga, immer noch vergleichsweise wenige Langzeitdaten zu den Outcomes nach EBV-Platzierung bei Patienten mit schwerem Emphysem. Das Forscherteam um den Thoraxchirurgen untersuchte daher die Mortalität sowie die mit dem Eingriff in Zusammenhang stehende Komplikationen bei Patienten mit fortgeschrittenem Emphysem. Dabei setzten sie doppelt robuste risikoadjustierte Modelle ein, anhand derer sie die Outcomes nach EBVs und LVRS miteinander verglichen. „Wir beobachteten, dass bei Patienten, die EBVs erhielten, mit der Zeit verschiedene Komplikationen häufiger auftraten. Es wurden bei ihnen auch häufig mehr Interventionen nötig, und sie besaßen bei der aktuell üblichen chirurgischen Praxis sogar im Vergleich zu Patienten mit LVRS eine höhere Mortalität“. Wie Hayanga betonte, ist die LVRS inzwischen weit weniger invasiv als noch vor 20 Jahren, als die chirurgischen Optionen zuerst bewertet wurden.

Hayangas Arbeitsgruppe hatte Daten der Centers for Medicare and Medicaid Services zu Leistungsempfängern mit schwerem Emphysem ausgewertet, die zwischen dem 1. Januar 2019 und dem 31. Dezember 2022 EBVs (n=841) oder eine LVRS (n=2378) erhalten hatten. Vor der Risikoadjustierung fiel der Elixhauser Comorbidity Score in der EBV- im Vergleich zur LVRS-Gruppe geringer aus, ebenso wie die Krankenhausverweildauer und die Kosten für die Behandlung im Krankenhaus. Bei den meisten LVRS-Verfahren (n=1897) handelte es sich um minimalinvasive Video-assistierte thorakoskopische oder Roboter-unterstützte Eingriffe, bei 481 um offene Operationen.

Hayanga berichtete: „Medicare-Leistungsempfänger, denen EBVs eingesetzt werden, haben zwar eine geringe Anzahl von Komorbiditäten, zeigen aber nach Risikoadjustierung eine höhere Mortalität und mit dem Eingriff in Zusammenhang stehende Morbidität als solche, bei denen eine LVRS durchgeführt wird.“

Laut dem Forscherteam lassen diese Ergebnisse die Schlussfolgerung zu, dass über die multidisziplinäre Entscheidungsfindung in Bezug auf die der bronchoskopischen Intervention überlegene Rolle der Chirurgie im Management fortgeschrittener Emphyseme neu nachgedacht werden muss. „Die Outcomes nach Chirurgie fielen besser aus als in der Vergangenheit berichtet und übertrafen häufig die eingesetzter Ventile“, unterstrich Hayanga. „Es ist wahrscheinlich, dass es heutzutage Patienten nach dem chirurgischen Eingriff deutlich besser geht als in der Vergangenheit angegeben wurde.“