Endoprothetik: verpflichtende Zertifizierung für Kliniken gefordert

Georgi Wassilew (Foto: privat)

Die AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik fordert die verpflichtende Zertifizierung von Kliniken, die Hüft- und Kniegelenke implantieren. Damit sollen die flächendeckende Qualität der Eingriffe sichergestellt und überflüssige Implantationen vermieden werden.

Die AE verweist auf die Sendung Maischberger vom 14.2.2024, in der Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach kritisiert hatte, dass in Deutschland zu viele Knie- und Hüftoperationen durchgeführt würden. Er wies darauf hin, dass eine Überprüfung und Anpassung der aktuellen Praktiken erforderlich sei, um die Effizienz und Patientenorientierung im Gesundheitswesen zu verbessern.

Zu Qualität gehört die saubere Indikationsstellung einer Endoprothese

Dies decke sich mit den Zielen der AE, so die Fachgesellschaft, deren zentrales Anliegen es sei, die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen und Verletzungen der Gelenke nachhaltig zu verbessern. „Dazu gehört auch zwingend die saubere Indikationsstellung bei der Implantation eines Ersatzgelenks“, sagt Prof. Georgi Wassilew, AE-Generalsekretär und Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Rehabilitative Medizin am Universitätsklinikum Greifswald.

Bei einer Zertifizierung wird die Einhaltung der Qualitätskriterien jährlich überprüft

Angesichts der großen Bedeutung von Qualitätssicherung in der Endoprothetik habe die DGOOC unter Mitarbeit von unter anderem der AE die EndoCert-lnitiative ins Leben gerufen, so die AE und erklärt: Sie basiert auf einem wissenschaftlich fundierten und von Expertinnen und Experten definierten Anforderungskatalog zur Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität von Kliniken, die künstliche Hüft- und Kniegelenke implantieren. Die Einhaltung dieser Vorgaben wird jährlich im Rahmen eines Vor-Ort-Audits überprüft. „Dabei begutachten die Auditoren auch die Operations-Indikationen anhand von Röntgenbildern und klinischen Daten“, so Dr. Holger Haas, Vorsitzender der Zertifizierungskommission EndoCert der DGOOC und Chefarzt des Zentrums Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin am Gemeinschaftskrankenhaus Bonn. Zusätzlich sei die Teilnahme am Endoprothesenregister Deutschland (EPRD), das ebenfalls seit zwölf Jahren in Betrieb ist, verpflichtend.

„Mit einer Teilnahme an EndoCert und dem EPRD decken Kliniken alle qualitätsrelevanten Fragestellungen rund um die Endoprothetik ab, von der Indikation über die Implantatwahl bis hin zur Analyse von Komplikationen“, erklärt Prof. Bernd Kladny, Generalsekretär der DGOOC und Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie m&i-Fachklinik Herzogenaurach. Dies gebe auch den Patientinnen und Patienten Sicherheit bei ihrer Klinikwahl.

Keine lückenlose Umsetzung der hohen Standards ohne verpflichtende Zertifizierung

Derzeit sind der Fachgesellschaft zufolge jedoch nur 44 Prozent der Endoprothesen-Kliniken in Deutschland nach EndoCert zertifiziert, knapp 500 Einrichtungen. Grund sei die freiwillige Teilnahme, die einen Mehraufwand an Zeit und Geld verursache. „Dies erschwert eine lückenlose Umsetzung der hohen Standards“, kritisiert Wassilew.

Durch Zertifizierung Sicherheit und Qualität für Patienten verbessern

„Angesichts der aktuellen Diskussion und der von Minister Lauterbach geäußerten Bedenken fordern wir dringend, die verpflichtende Zertifizierung für Kliniken, die Knie- und Hüftendoprothesen einsetzen, einzuführen“, so der Orthopäde und Unfallchirurg. Dies würde nicht nur den „Wildwuchs“ an nicht überprüften und möglicherweise qualitativ minderwertigen Behandlungsangeboten eindämmen, sondern auch eine flächendeckende, qualitätsgeprüfte Versorgung für alle Patientinnen und Patienten in Deutschland sicherstellen.

Qualitätssicherung entspricht auch den Zielen der Krankenhausstrukturreform

„Die hier gelebte Zentrenbildung, Qualitätssicherung, wissenschaftliche Medizin und Transparenz entspricht auch den Zielen der Krankenhausreform. Nur so kann das Wohl der Patienten langfristig gesichert und die Effizienz des Gesundheitssystems verbessert werden“, fasst Wassilew zusammen.