Entwicklung der vergangenen Jahre: Mehr Handschuhe statt Desinfektion

Müssen es wirklich Einmalhandschuhe sein oder ist Händedesinfektion nicht die bessere Wahl? UKL-Hygieneexpertin Iris Chabery rät zu überlegtem Einsatz von Handschuhen. Foto: Stefan Straube/UKL

Die Hygiene-Expertin Prof. Iris Chaberny vom Universitätsklinikum Leipzig (UKL) rät zur Rückkehr zum maßvollem Einsatz von Einmal-Handschuhen und wieder mehr Hände-Desinfektion: „Einmal-Handschuhe vermitteln falsches Gefühl von Sicherheit“.

Die leitende Hygienikerin des UKL vor unüberlegtem und somit oft unnötigem Einsatz von Einmal-Handschuhen besonders im ärztlichen und pflegerischen Bereich. Chaberny ist besorgt: „Während der Corona-Pandemie, aber auch noch danach ist der Verbrauch von Handschuhen gestiegen. Das aber ist ein falscher Weg!“

Als Beleg kann die Direktorin des Instituts für Hygiene, Krankenhaushygiene und Umweltmedizin des UKL Zahlen aus dem eigenen Haus nutzen. Demnach stiegen trotz einer UKL-weiten sehr guten Händedesinfektionsrate in den Pandemiejahren die Verbräuche von Untersuchungshandschuhen: Von 94.000 Packungen zu je 150 Stück im Jahr 2019 auf knapp 106.000 im Jahr 2021 und noch immer etwas mehr als 97.000 im vergangenen Jahr. „Dabei bewerten wir aus Sicht der Krankenhaus-Hygiene schon die jährlich 94.000 Packungen als eigentlich zu viel“, betont Chaberny.

Denn die Handschuhe, so hebt die Hygiene-Expertin hervor, vermittelten vor allem dem Träger ein falsches Gefühl von Sicherheit: „Sie sind nicht wichtig für die Sicherheit der Patientinnen und Patienten, sondern in erster Linie Eigenschutz.“ Gar nicht selten komme es dann aber vor, dass die Handschuhe ‘vergessen’ werden und weitere Personen oder andere Dinge berührt oder sie sogar mehr als einmal benutzt würden. „Zu Corona-Zeiten ist beispielsweise oft mit Handschuhen geimpft worden – das ist aber grundsätzlich nicht nötig“, erklärt Chaberny.

Daher plädiere sie für einen vernünftigen und gezielten Einsatz der Finger- und Handhüllen aus extra dünnem Plastik nur für Tätigkeiten, bei denen aus Gründen des Arbeitsschutzes ein Kontakt mit infektiösen Materialien wie Blut, Urin oder Sekreten zu erwarten ist und ansonsten eine stärkere Rückkehr zur korrekten Händedesinfektion. „Die Nutzerinnen und Nutzer sollten sich vorher immer fragen, brauche ich wirklich Handschuhe oder ist eine regelkonform durchgeführte Händedesinfektion nicht die bessere Wahl“, so Chaberny.