Entzündungsprozesse: Bonner Systemimmunologe Meißner erhält ERC Consolidator Grant

Der Europäische Forschungsrat fördert den Bonner Felix Meißner, Professor für Systemimmunologie und Proteomik, mit rund zwei Millionen Euro. (Foto: © privat)

Entzündungsprozesse sind ein elementarer Bestandteil der körpereigenen Abwehr. Aber wie werden diese Prozesse auf molekularer Ebene reguliert? Wie funktioniert das Zusammenspiel der beteiligten Zelltypen?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Biochemiker und Systemimmunologe Prof. Felix Meißner des Bonner Exzellenzclusters ImmunoSensation2 am Universitätsklinikum Bonn (UKB).Für seine Forschung erhält er nun den Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC).

Feueralarm im Gewebe

Die Funktionen des Immunsystems sind vielfältig und gehen weit über die Abwehr von Krankheitserregern wie Bakterien und Viren hinaus. Durch mechanische Reizung oder Verletzung, Infarkte oder anderweitige Traumata entstehen „sterile Entzündungen“, an denen keine Erreger beteiligt sind. Sterbende Zellen in derart beschädigtem Gewebe können eine Art „Feueralarm“ auslösen, indem sie Botenstoffe aussenden. Durch diese Zytokine werden Zellen des Immunsystems an den Ort des Geschehens rekrutiert. Hier helfen sie, abgestorbene Zellen zu entfernen und die Reparatur des Gewebes einzuleiten.

Entzündungen sind also essenziell um den gesunden Zustand des Gewebes zu erhalten oder wieder herzustellen. Ist ihre Regulation allerdings gestört, kommt es zu ungewollten Entzündungsprozessen. Die Folge sind chronische entzündliche Erkrankungen. Mit dem nun seitens des ERC geförderte Forschungsprojekt „FIREALARM“ hat sich  Meißner das Ziel gesetzt, die molekularen Grundlagen für die Regulation dieser Entzündungsreaktionen zu entschlüsseln.

Kommunikation auf molekularer Ebene

Um einen gezielt ablaufenden Entzündungsprozess zu koordinieren, ist eine ständige Kommunikation zwischen allen beteiligten Zellen essenziell. Hierzu werden unzählige Zytokine ausgeschüttet, die auf direkt benachbarte oder weit entfernte Zellen wirken. Eine Möglichkeit die komplexe Kommunikation auf molekularer Ebene aufzuklären bietet die Massenspektrometrie. Sie erlaubt vorhandene Zytokine in einem Molekülgemisch zu identifizieren. „In meiner Forschungsgruppe entwickeln wir Massenspektrometrie-basierte Proteomik, um tausende unterschiedliche zelluläre Botenstoffe zu identifizieren und so Entzündungs- und Genesungsprozesse zu verstehen“, sagt Meißner.

Ein besonderes Augenmerk möchte Meißner auf sterbende Zellen legen: „Mit dem vom ERC geförderten Projekt, werden wir uns auf die Suche nach körpereigenen Botenstoffen machen, die von sterbenden Zellen ausgesendet werden und eine Rolle bei sterilen und chronischen Erkrankungen spielen.“

Meißner hat am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin promoviert. Nach Forschungsaufenthalten am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried und der University of California in San Francisco, ist er seit 2015 unabhängiger Forschungsgruppenleiter für Experimentelle Systemimmunologie am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried. Seit 2021 leitete er die Abteilung Systemimmunologie und Proteomik am Institut für Angeborene Immunität des UKB.

Der Europäische Forschungsrat wurde 2007 einberufen und seitens der Europäischen Union damit beauftragt, herausragende Grundlagenforschung in Europa auf Basis wissenschaftlicher Exzellenz und des Innovationspotentials zu fördern. Mit den ERC Consolidator Grants werden erstklassige Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet, und darin unterstützt, ihre wissenschaftliche Unabhängigkeit zu festigen. „Diese Auszeichnung ermöglicht mir und meinem Team in optimaler wissenschaftlicher Umgebung des Instituts für angeborene Immunität und des Exzellenzclusters ImmunoSensation2 der Universität Bonn ein spannendes neues Forschungsfeld zu erschließen“, erklärt Meißner.