Entzündungsreaktion im Gehirn mindern – Tinnitus therapieren?

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Eine Entzündungsreaktion im Gehirn vermittelt das „Klingeln im Ohr“ bei Mäusen mit lärmbedingter Hörminderung, so das Ergebnis einer aktuellen Studie US-amerikanische Forscher.

Hörverlust betrifft viele und ist ein Hauptrisikofaktor für Tinnitus. Kürzlich veröffentlichte Studien legen nahe, dass der Hörverlust eine Entzündungsreaktion im Gehirn – genauer im auditorischen Signalweg – verursacht. Der Beitrag dieser Entzündungsreaktion zu Erkrankungen, die mit Hörverlust in Zusammenhang stehen, ist noch nicht vollständig verstanden. Um diese Wissenslücke zu schließen untersuchten Shaowen Bao von der University of Arizona und sein Team die Neuroinflammations im auditorischen Kortex, die einem Hörverlust folgt und ihre Rolle bei Tinnitus im Mausmodell.

Die Studienergebnisse legen nahe, dass lärminduzierter Hörverlust mit erhöhten Leveln an proinflammatorischen Cytokinen und der Aktivierung nicht neuronaler Microgliazellen im primären auditorischen Kortex einhergeht – beides bestimmende Merkmale einer neuroinflammatorischen Antwort.

Experimente mit Mäusen, die einen lärminduzierten Hörverlust erlitten hatten, konnten zeigen, dass das Signalmolekül Tumornekrosefaktor alpha (TNF-α) Neuroinflammation, Tinnitus und ein synaptisches Ungleichgewicht – also ein verändertes Muster der Signalübermittlung zwischen den Neuronen – vermittelt.

Darüber hinaus fanden die Forscher heraus, dass eine medikamentöse Blockade von TNF-α oder der Abbau der Microgliazellen Tinnitus bei den Mäusen mit lärminduzierter Hörminderung vorbeugen konnte. Demgegenüber führte die Infusion von TNF-α in den auditorischen Kortex sowohl bei TNF-α-Knock-out-Mäusen mit normalem als auch bei normalen Mäusen zu Verhaltensmustern, die Mäuse bei Tinnitus zeigen.

Für die Autoren legen die Ergebnisse nahe, dass die Neuroinflammation ein therapeutisches Angriffsziel zur Behandlung von Tinnitus und anderen Begleiterkrankungen des lärminduzierten Hörverlusts sein könnte.