Eosinophile Gastritis: Eosinophile offenbar nicht Hauptverursacher20. Juni 2023 Foto: © Suzi Media – stock.adobe.com Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine hohe Anzahl eosinophiler Zellen zwar ein wichtiges Anzeichen einer eosinophilen Gastritis, aber nicht die Hauptursache der Erkrankung ist. Die Ergebnisse der klinischen Phase-II-Studie wurden am 16. Juni 2023 in „The Lancet Gastroenterology & Hepatology” veröffentlicht. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Mechanismen, die diese Krankheit auslösen, größtenteils unabhängig von einer übermäßigen Eosinophilen-Produktion sind. Das bedeutet, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf andere therapeutische Ziele richten sollten, um heilende Behandlungen zu finden, und dass wir die Definition einer Remission für diese Krankheit überdenken sollten“, sagt Prof. Marc Rothenberg, einer der Autoren der Studie und einer der weltweit führenden Experten für eosinophile gastrointestinale Erkrankungen (EGID). Rothenberg ist Leiter der Abteilung für Allergie und Immunologie am Cincinnati Children’s, Ohio, USA. Rothenberg beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Erforschung und Behandlung von Kindern, die mit dieser Gruppe von schweren Entzündungsreaktionen auf Nahrungsmittel leben. Bei vielen sind die allergischen Reaktionen so stark, dass sie eine strenge Diät einhalten müssen. Die Ernährungsprobleme können das Wachstum einschränken und zu längerfristigen Komplikationen führen. Eosinophile gastrointestinale Erkrankungen EGIDs unterscheiden sich von anderen Lebensmittelallergien dadurch, dass die Symptome in der Regel nicht unmittelbar nach dem Verzehr des betreffenden Lebensmittels auftreten. Patientinnen und Patienten mit EGID haben abnorm hohe Konzentrationen von Eosinophilen im Gewebe ihres Verdauungstrakts. Eosinophile sind eine von mehreren Arten weißer Blutkörperchen, die Teil des normalerweise schützenden Immunsystems sind. Bei bestimmten Krankheiten wie EGID und Asthma treten sie jedoch in großen Mengen auf. Bei Asthma können Eosinophile übermäßige Entzündungen und Gewebeschäden begünstigen. Eine Verringerung ihrer Menge kann einen erheblichen klinischen Nutzen bewirken. Die genaue Rolle der Eosinophilen bei EGID ist jedoch noch nicht geklärt. Die eosinophile Ösophagitis (EoE) ist die häufigste EGID und betrifft schätzungsweise 1 von 2.000 Menschen (oder etwa 166.000 Menschen in den USA). Man geht davon aus, dass weniger als 50.000 Menschen in den USA an anderen EGIDs leiden, darunter eosinophile Gastritis, eosinophile Enteritis und eosinophile Kolitis. Im Laufe der Jahre hat sich die Eosinophilenzahl als wichtigster Biomarker zur Erfassung des Schweregrads einer EGID herausgestellt. Auch Pharmaunternehmen haben neue und bestehende Biologika und andere Behandlungen auf ihre Fähigkeit hin getestet, die Eosinophilenzahl zu reduzieren. Benralizumab ist ein solches Medikament, das die Eosinophilen aus dem Körper entfernt und jetzt als Therapie für schweres, mit Eosinophilen verbundenes Asthma zugelassen ist. Weiterhin Symptome trotz histologischer Remission An der von Rothenberg und Dr. Kara Kliewer und ihren Kollegen durchgeführten Studie nahmen 26 Patientinnen und Patienten mit aktiver eosinophiler Gastritis im Alter von 12–60 Jahren teil, die randomisiert entweder Benralizumab oder Placebo erhielten. Die Teilnehmenden erhielten über einen Zeitraum von 12 Wochen jeweils drei Injektionen. Von den 13 Teilnehmenden, die das Medikament erhielten, erreichten 10 eine histologische Remission, bei der die Zahl der Eosinophilen im Blut und im Magen der Teilnehmenden fast bis auf Null zurückging. Es gab jedoch keine statistisch signifikanten Unterschiede bei den Symptomen, einschließlich der Schmerzen, den endoskopischen Befunden, den Lebensqualitätswerten oder anderen Messwerten zwischen der Medikamenten- und der Placebogruppe. Obwohl sich die strukturellen Gewebeanomalien bei 6 der 13 mit dem Medikament behandelten Teilnehmenden verbesserten, verschlechterten sie sich bei den anderen sieben Teilnehmenden oder blieben gleich. Eine Analyse von 48 Genen, von denen bekannt ist, dass sie von eosinophilen Störungen betroffen sind, ergab keine Verbesserung der abnormen Expressionsmuster. „Diese Ergebnisse liefern überzeugende Beweise für einen Paradigmenwechsel, der die Aufmerksamkeit weg von den Eosinophilen als Hauptverursacher und Biomarker eosinophiler Magen-Darm-Erkrankungen lenkt“, sagt Kliewer. „Für eine erfolgreiche Behandlung der eosinophilen Gastritis könnte es daher erforderlich sein, Signalwege zu hemmen, die die Typ-2-Entzündung auf breiterer Basis reduzieren, anstatt nur auf Eosinophile abzuzielen.“ Was bedeutet dies für Betroffene? In erster Linie deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass die Patientinnen und Patienten länger auf die Entwicklung besserer Therapien für die eosinophile Gastritis warten müssen, so Rothenberg. Die derzeitigen Standardbehandlungen, wie zum Beispiel Diätmanagement, entzündungshemmende Steroide und Schmerzmittel, sollten fortgesetzt werden. Wenn Patienten eine Off-Label-Behandlung mit Interleukin-5-Blockern, die auf Eosinophile abzielen, erhalten, werden sie wahrscheinlich keine signifikanten Vorteile sehen, sagt Rothenberg. Familien mit spezifischen Fragen sollten sich an den Spezialisten wenden, der die Behandlung ihres Kindes leitet. „Viele Menschen hatten große Hoffnungen, dass die Verringerung der Eosinophilen einen großen Einfluss auf EGIDs haben würde, aber genau deshalb sind klinische Studien so wichtig“, sagt Rothenberg. „Selbst wenn die Ergebnisse enttäuschend sind, lernen wir daraus, und das ermöglicht es uns, andere mögliche Ansätze zur Verbesserung der Ergebnisse zu verfolgen.“ Fazit Die Behandlung mit dem monoklonalen Antikörper Benralizumab erwies sich in der klinischen Studie als recht wirksam bei der Verringerung der Zahl der Eosinophilen im Blut und im Gewebe des Verdauungstrakts von Patienten mit eosinophiler Gastritis. Die Beseitigung der Eosinophilen reichte jedoch nicht aus, um die Symptome dieser seltenen und schweren Form der Nahrungsmittelallergie zu beseitigen. Auch wirkte sich die Behandlung nicht auf wichtige Messgrößen für die Gesundheit des Darmgewebes und die damit verbundenen Genexpressionsmuster aus.
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