Epidermolysis bullosa: FDA-Zulassung für gentechnisch veränderte Hauttransplantate7. Juli 2025 © RAVINDU – stock.adobe.com (Symbolbild) Die Ergebnisse einer Phase-III-Studie belegen, dass bei Patienten mit Epidermolysis bullosa (EB), die mit gentechnisch veränderten Transplantaten behandelt wurden, die Wundheilung signifikant besser war als bei unbehandelten Wunden. „Mit unserer neuen Gentherapie-Technik konnten wir die am schwersten heilbaren Wunden behandeln, die für diese Patienten meist auch die schmerzhaftesten waren“, erklärte die Hauptautorin der Studie, Jean Tang vom Lucile Packard Children’s Hospital Stanford, USA. „Es ist ein Traum, der für alle Wissenschaftler, Ärzte, Pflegekräfte und Patienten wahr wird, die an diesem langen und schwierigen Forschungsprozess beteiligt waren.“ Die Studienergebnisse wurden am 23. Juni in „The Lancet“ veröffentlicht. Die Hauttransplantate wurden Ende April 2025 von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) als Therapie für EB zugelassen. Charlotte Brown, eine 20-jährige Patientin aus Birmingham, USA, berichtet über deutlich weniger Schmerzen seit ihrer Teilnahme an der Phase-III-Studie im Jahr 2021. Die gentechnisch veränderten Transplantate, die sie im Rahmen der Studie erhielt, haben die Schwere mehrerer chronischer Wunden erheblich reduziert. Brown ist eine von elf Patienten, die an der Studie teilgenommen haben. Die meisten von ihnen erhielten die neue Behandlung an mehreren Hautstellen. Die neuen Hauttransplantate sind Teil einer größeren Bemühung, die Behandlungsmöglichkeiten für EB-Patienten zu verbessern. Seit 2023 steht zudem ein Gentherapie-Gel zur Verfügung, das auf die Haut aufgetragen werden kann. Das Gel hilft bei der Vorbeugung und Heilung kleinerer Wunden, doch für größere, hartnäckige Wunden bleibt eine wirksame Therapie erforderlich. Die Hauttransplantate erfüllen diesen Bedarf. Bereits Anfang der 2000er-Jahre führten Forscherteams der Stanford Medicine eine Reihe von Studien durch, die zeigten, dass ein korrigiertes Gen in Hautzellen eingebracht werden kann, dass die gentechnisch veränderten Hauttransplantate im Mausmodell funktionieren und dass die Transplantate für EB-Patienten sicher und wirksam sind. Die Haut von Patienten mit schwerer dystropher Epidermolysis bullosa ist so empfindlich wie Schmetterlingsflügel. Die Erkrankung ist äußerst selten und betrifft etwa einen von 500.000 Menschen. Betroffene haben einen Defekt im Gen für Kollagen VII, einem Protein, das normalerweise die Haut zusammenhält. „Kollagen VII wirkt wie eine Klammer, die die obere mit der unteren Hautschicht verbindet“, erklärt Tang. Fehlt diese molekulare „Klammer“, trennen sich die Hautschichten bereits bei geringer Reibung oder leichter Berührung. Dies führt zu Wunden, die über Jahre bestehen bleiben können, sowie zu starken Schmerzen und Juckreiz. „Diese Kinder sind von Kopf bis Fuß mit Wundverbänden umwickelt, um ihre empfindliche Haut zu schützen“, sagt Tang. „Sie werden als Schmetterlingskinder bezeichnet, weil ihre Haut so zerbrechlich wie Schmetterlingsflügel ist.“ Die Wunden sind anfällig für Infektionen, und selbst das Baden ist schmerzhaft. Im Laufe ihres Lebens haben EB-Patienten aufgrund der ständig offenen Wunden und Entzündungen ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs. Auch andere Körperteile sind betroffen, da Kollagen VII auch die Schichten des Verdauungstrakts und der Augen zusammenhält. Die Hautprobleme stellen jedoch die größte Herausforderung der Erkrankung dar. Zwei Jahrzehnte Forschung an der Stanford Medicine Im Jahr 2003 entwickelten Forschende bereits eine sichere und effektive Methode zur genetischen Modifikation von EB-Hautzellen mit einem korrigierten Gen. Das Team zeigte, dass aus diesen Zellen kleine Hautstücke gezüchtet werden können, die funktionsfähiges Kollagen VII enthalten und sicher auf Mäuse transplantiert werden können. Diese Arbeiten führten in den folgenden zwei Jahrzehnten zu Studien der Stanford Medicine, die gentechnisch veränderte Hauttransplantate für Menschen entwickelten. Zur Herstellung der Hauttransplantate, die individuell für jeden Patienten gezüchtet werden, entnimmt der Arzt eine kleine Biopsie aus unversehrter Haut des Patienten. Die Biopsie wird ins Labor gebracht, wo mithilfe eines Retrovirus eine korrigierte Version des Gens für Kollagen VII (COL7A1) in die Hautzellen eingebracht wird. Die gentechnisch veränderten Zellen werden zu Hautstücken von etwa Kreditkartengröße gezüchtet. Die Vorbereitung der Transplantate dauert ungefähr 25 Tage, anschließend werden sie von einem plastischen Chirurgen auf die Wunde genäht. Die Patienten bleiben circa eine Woche im Krankenhaus, bevor sie nach Hause entlassen werden. Da jedes Transplantat aus der eigenen Haut des Patienten hergestellt wird, ist das Risiko einer Abstoßung minimal. Weniger Schmerzen, Juckreiz und Blasenbildung Die Phase-III-Studie umfasste elf Patienten mit rezessiver dystropher EB, die mindestens sechs Jahre alt waren. Die Studie verglich Paare von Wunden an ähnlichen Körperstellen desselben Patienten: Eine Wunde jedes Paares wurde mit einem gentechnisch veränderten Hauttransplantat behandelt, die andere mit Standardtherapie. Jeder Patient konnte mehrere Wundpaare beisteuern; insgesamt wurden 43 Wundpaare untersucht. Nach der Transplantation überwachte das Forschungsteam die Wundheilung, Schmerzen und Juckreiz regelmäßig über etwa sechs Monate. 24 Wochen nach der Transplantation waren 81 Prozent der behandelten Wunden mindestens zur Hälfte verheilt, im Vergleich zu 16 Prozent der Kontrollwunden. Zu diesem Zeitpunkt waren 65 Prozent der behandelten Wunden mindestens zu drei Vierteln verheilt, im Vergleich zu 7 Prozent der Kontrollwunden, und 16 Prozent der behandelten Wunden waren vollständig verheilt, während keine der Kontrollwunden vollständig verheilt war. Zudem berichteten die Patienten über eine stärkere Verbesserung bei Schmerzen, Juckreiz und Blasenbildung an den transplantierten Stellen im Vergleich zu den Kontrollwunden. Die Hauttransplantate waren sicher, und die mit der Behandlung verbundenen Nebenwirkungen waren nicht schwerwiegend, so die Studie. Zwei Patienten hatten Schmerzen während des Eingriffs, einer hatte Muskelkrämpfe und ein Patient berichtete über Juckreiz. Alle diese Beschwerden klangen folgenlos ab. Bei einigen Patienten traten leichte bis moderate Infektionen an den mit Hauttransplantaten behandelten Wunden auf. Ein besseres Leben für Patienten Die Patienten der klinischen Studie werden vom Forschungsteam bis zu 15 Jahre lang weiter begleitet, um den langfristigen Erfolg der Transplantate zu überprüfen. Die Forschenden hoffen, dass die Transplantate das Risiko für Infektionen und Hautkrebs an den behandelten Stellen langfristig senken werden. „Es ist wichtig, Patienten wissen zu lassen: Dies könnte euch eine Chance geben“, sagt Brown. „Wenn ihr Angst habt, dass ihr bestimmte Dinge nicht tun könnt, hilft euch diese Therapie, euch einem normalen Leben anzunähern oder eine bessere Lebensqualität zu erreichen, als ihr sie bisher hattet.“ Tang ist gespannt darauf, wie die Therapien, sobald sie auch für sehr junge Patienten verfügbar sind, helfen werden. „Ich hoffe, dass, wenn diese Patienten als Säuglinge diagnostiziert werden und früh mit der Gentherapie-Creme beginnen, sie vielleicht keine großen Wunden entwickeln“, sagt Tang. „Aber wenn die Cremes nicht wirken und eine Wunde sich ausdehnt, ist die Hauttransplantation die richtige Behandlung. Ich hoffe, dass sich der Verlauf ihrer Erkrankung dadurch verändert und sie weniger leiden müssen.“
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