EPRD setzt mit fast zwei Millionen Einträgen Standards27. Oktober 2021 DGOOC-Generalsekretär Bernd Kladny betonte auf der DKOU-Pressekonferenz die Bedeutung des Endoprothesenregisters Deutschland. Seine bewährte Qualität setzte Standards, die Daten müssten “unbedingt erhalten und ergänzt” werden. Foto: hr/Biermann Medizin Prof. Bernd Kladny, DGOOC-Generalsekretär, weist auf der Pressekonferenz des DKOU auf die Bedeutung des EPRD hin. Es helfe etwa, Implantatversagen frühzeitig zu erkennen oder Gründe für Folgeoperationen zu identifizieren. „Viele Menschen verdanken dieser Datenbank ihr beschwerdefreies Leben mit einem neuen Knie- oder Hüftgelenk. Die detaillierten Erhebungen aus fast zwei Millionen Operationen helfen, Implantate und Prothesen zu bewerten. Wir wollen die Langlebigkeit der künstlichen Knie- und Hüftgelenke verbessern und vielen Menschen eine Wechseloperation ersparen. Vor allem werden fehlerhafte Implantate und Implantatbestandteile frühzeitig entdeckt. Der Erhalt der Daten und der Arbeit des Endoprothesenregisters ist für die Patientensicherheit wichtig“, erklärt Kladny. Das EPRD ist eine Initiative der DGOOC zur Verbesserung der Sicherheit und Qualität der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit künstlichen Hüft- und Kniegelenken. Über 780 Kliniken liefern Daten zum Implantat, zum Hersteller sowie zu den Patientinnen und Patienten und deren Vorerkrankungen. Gesetzliche Krankenkassen wie der AOK-Bundesverband GbR und Verband der Ersatzkassen e.V. ergänzen diese Daten insbesondere im Hinblick auf Folgeoperationen. Dieser Erfassung von Abrechnungsdaten der Krankenkassen sei ein “einmaliger Rückmeldemechanismus”, wie Kladny hervorhebt. Auch der Bundesverband Medizintechnologie e.V. stellt eine stets aktuelle Produktdatenbank bereit. Kladny zufolge sind etwa 70 Prozent aller Operationen mit Gelenkersatz bei Knie und Hüfte in Deutschland im EPRD erfasst. Seit Beginn der Erfassung Ende 2012 wurden Daten von über 1,8 Millionen Operationen gesammelt. Das Expertenteam des EPRD wertet die Daten aus und analysiert diese, um den Prozess der Implantationen von Kunstgelenken zu optimieren, insbesondere um Folgeoperationen zu vermeiden. Verpflichtendes Implantateregister Deutschland: Auf das Know-How des EPRD zurückgreifen Gesetzlich wurden die Rahmenbedingungen für ein verpflichtendes Implantateregister Deutschland (IRD) als Folge eines Brustimplantate-Problems gelegt, und es startet auch mit Brustimplantaten. Kunstgelenke, wie sie bereits im EPRD eingetragen sind, sollen in zwei bis drei Jahren folgen. Kladny unterstützt eine verpflichtende Datenlieferung der Kliniken: „Wir haben ohne Verpflichtung schon 70 Prozent aller Implantationen abgedeckt. Eine 100-Prozent-Datenerfassung erhöht nochmals die Aussagekraft.“ Der Generalsekretär stellt klar, dass die Daten des EPRD unbedingt erhalten und weiter ergänzt werden müssen: „Weiterhin muss die bewährte Qualität des EPRD auf jeden Fall den Standard setzen.“ Er “empfiehlt dringend” beim Aufbau des IRD auf die Erfahrungen der Experten des EPRD zurückzugreifen. Außerdem schlägt Kladny vor, diese staatliche Aufgabe auf das EPRD als nichtstaatlichen Partner zu übertragen – analog zur Prüfung der Verkehrssicherheit von Autos, die vom TÜV übernommen wird. Implantatversagen frühzeitig erkennen In Deutschland zählen der Hüft- und Kniegelenkersatz mit jährlich 450.000 Operationen zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen. Das Ziel ist für Kladny eindeutig: „Wir wollen für Patienten ein möglichst langes, beschwerdefreies Leben mit eingesetzten Kunstgelenken. Je später die künstlichen Gelenke ausgetauscht werden müssen, desto besser.“ Laut Kladny, zugleich stellvertretender DGOU-Generalsekretär, müssen nach 15 bis 20 Jahren etwa zehn bis 20 Prozent der künstlichen Gelenke ausgetauscht werden. Eine Operation dieser Art stellt für Patientinnen und Patienten eine große medizinische Herausforderung dar und belastet das Gesundheitssystem finanziell. Allein in Deutschland werden jährlich 45.000 Wechseloperationen am Hüft- und Kniegelenk durchgeführt. Kladny: „Das Endoprothesenregister wurde auch gegründet, um ein Problem mit einem Kunstgelenk frühzeitig erkennen zu können“, und wird noch konkreter: „Lebensweisen und Vorerkrankungen der Patienten bestimmen mit, ob frühzeitig eine Folgeoperation notwendig wird. Das EPRD gibt uns Hinweise, wie Patienten mit besseren Voraussetzungen in die Operation gehen.“ Bislang hat sich gezeigt, dass die eingebauten Implantate eine hohe Zuverlässigkeit aufweisen. Gründe für Folgeoperationen nach Knie- oder Hüftgelenksersatz Kladny präzisiert, dass Menschen mit Übergewicht häufiger ein künstliches Gelenk benötigen, und rät schon deshalb zur Einhaltung eines gesunden BMI. Daten aus dem EPRD haben etwa gezeigt, dass Personen mit einem BMI von über 40 überproportional oft Nachoperationen benötigen. Ein weiterer patientenabhäniger Faktor ist Mulitmorbidität: So erhöhen etwa Diabetes sowie Herzerkrankungen und sogar Depressionen das Risiko für eine Folgeoperation nach Ersatz von Knie- und Hüftgelenken. Häufige Gründe für Probleme mit Hüft- und Knieendoprothesen sind Kladny zufolge Lockerungen und Infektionen. Eine für Patientinnen und Patienten besonders wichtige Erkenntnis des EPRD sieht der Fachmann darin, dass das Risiko von weiteren Eingriffen nach dem Einsatz der künstlichen Knie- und Hüftgelenke mit der Versorgungsqualität und Erfahrung des operierenden Krankenhauses korreliert. EPRD einmalig in der Welt Kladny unterstreicht: „Das Besondere ist, dass Kliniken, Hersteller und Krankenkassen hier konstruktiv und erfolgreich zusammenarbeiten. Die Kliniken bekommen eine ausführliche Analyse ihrer Daten. Auch Hersteller von Prothesen können erfahren, wie hoch die Erfolgsrate ihrer Produkte ist, inklusive der genauen Beschreibung der Komplikationen, um gezielter die Entwicklung auszurichten.“ Eine Stärke sind die jetzt schon großen Fallzahlen und das im EPRD etablierte Rückmeldesystem bei Folgeoperationen durch Kostenträger. “Mit dem EPRD schaffen wir jetzt die Grundlage dafür, dass wir in 15 bis 20 Jahren über noch mehr Informationen verfügen”, betont Kladny. (ja)
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