Erblich bedingter Hörverlust: Neuer Gentherapie-Ansatz

Roni Hahn und Karen Avraham (v.l.). Foto: Tel-Aviv University

Ein Team aus Israel hat einen neuen gentherapeutischen Ansatz zur Behandlung von erblich bedingtem Hörverlust entwickelt und im Tiermodell getestet: Sowohl Hörvermögen als auch vestibuläre Funktion konnten in Clic5-Knock-out-Mäusen erhalten werden.

Rund 150 Gene, die zu erblich bedingten Hörverlust führen sind bekannt, eines davon – Clic5 – hatte ein israelisches Forscherteam im Fokus. Das Gen kodiert für den intrazellulären Chlorid-Ionenkanal 5 und Mutationen in diesem Gen sind mit rezessiver Taubheit sowie vestibulären Funktionsstörungen assoziiert. Es wird in Haarzellen exprimiert.

In ihrer Arbeit stellt das Team um Prof. Karen Avraham von Dekanin der Gray-Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften der Universität Tel-Aviv (Israel) eine Gentherapie-Ansatz mittels eines Adeno-assoziierter-Virus-Vektors (AAV-Vektor) vor, den die Wissenschaftler in einem Tiermodell mit Clic5-defizienten Mäusen getestet haben. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal „EMBO Molecular Medicine“ veröffentlicht.

Optimierte Vektorversion – Niedrigere Dosis

Avraham und ihr Team verwendeten auch eine fortschrittliche, strukturell optimierte Version des AAV-Vektors, den selbstkomplementären AAV (scAAV). Sie stellten fest, dass dieser Vektor im Vergleich zu herkömmlichen AAV-Methoden einen schnelleren und effizienteren Gentransfer in Haarzellen ermöglichte.

Dabei war eine geringere Dosis erforderlich, um eine ähnliche therapeutische Wirkung zu erzielen, verglichen mit den Einzelstrang-AVV-Vektor. In den behandelten Mäusen konnte eine stabile Expression des Clic5-Gens erreicht werden, was einer Degeneration der Haarzellen vorbeugte und Hörvermögen sowie vestibuläre Funktion bewahrte.

Ihr „innovativer Behandlungsansatz“ für genetische bedingten Hörverlust habe die therapeutische Wirkung verbessert und gleichzeitig kombinierte Beeinträchtigungen des Hörvermögens und des Gleichgewichts behandelt, so Avrahams Fazit. Sie betont: „Wir gehen davon aus, dass diese Ergebnisse den Weg für die Entwicklung von Gentherapien zur Behandlung einer Vielzahl von genetisch bedingten Hörstörungen ebnen werden.“ (ja/BIERMANN)