ERC Consolidator Grant für Forschung zu Nervenschädigungen12. Dezember 2024 Prof. Robert Fledrich. (Quelle: © Christian Hüller | Universität Leipzig) Prof. Robert Fledrich, Neurowissenschaftler und Professor am Institut für Anatomie der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, ist vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem ERC Consolidator Grant für seine wissenschaftliche Arbeit zur Regeneration des peripheren Nervensystems ausgezeichnet worden. Im Mittelpunkt von Fledrichs Forschung stehen Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Neben akuten Nervenschädigungen, wie sie etwa bei Schnittverletzungen oder Unfällen entstehen, untersucht er chronische Nervenerkrankungen, welche beispielsweise in Folge von Stoffwechselerkrankungen wie dem Diabetes mellitus auftreten. Diese Neuropathien lassen sich bislang nur unzureichend behandeln, vor allem, weil die zugrundeliegenden Erkrankungsmechanismen noch weitestgehend unverstanden sind. Im Gegensatz zu Gehirn und Rückenmark weisen periphere Nerven jedoch grundsätzlich ein beachtliches Regenerationspotenzial auf, das vielversprechende Ansätze für neue Therapien eröffnen könnte. Das Projekt „NervAdapt“, das nun durch den Europäischen Forschungsrat gefördert wird, adressiert die Bedingungen, unter denen eine erfolgreiche Nervenregeneration stattfinden kann. „Eine vollständige Reparatur ist nur möglich, wenn geschädigtes Gewebe von den beteiligten Zellen abgebaut und anschließend neu gebildet wird. Eine zentrale Rolle spielen dabei Gliazellen, die eine erhebliche Stoffwechselleistung erbringen müssen, um diesen Regenerationsprozess zu koordinieren“, erläutert Fledrich. Aktuelle Untersuchungen seiner Forschungsgruppe zeigen, dass Gliazellen nach einer Verletzung ihren Stoffwechsel gezielt umstellen und die Energieproduktion in ihren Mitochondrien hochfahren müssen. Für diese Stoffwechselanpassung kommunizieren die Gliazellen mit einer Vielzahl anderer Zelltypen, darunter mit Makrophagen sowie mit Zellen des umgebenden Fettgewebes. „Die Beobachtung, dass Botenstoffe benachbarter Zelltypen den Energiehaushalt der Gliazellen beeinflussen können, hat weitreichende Folgen. Zum einen eröffnet sie die Möglichkeit, den Energiehaushalt der Gliazellen als neuen therapeutischen Angriffspunkt für akute Nervenschädigungen zu erschließen. Die Empfänglichkeit für metabolische Botenstoffe illustriert gleichermaßen aber auch, dass fehlerhafte Signale, wie sie beispielsweise in Stoffwechselerkrankungen entstehen, für die Gliazellen zum Problem werden könnten. In der Tat gehen Adipositas oder auch ein Diabetes mellitus mit einer stark veränderten Zirkulation solcher Botenstoffe, wie Leptin oder Insulin, in der Blutbahn einher. Eine fortwährende Stimulation der Gliazellen könnte auf Dauer nicht toleriert werden und ursächlich sein für eine langsam fortschreitende Fehlfunktion der Nerven. Tatsächlich entwickelt jeder zweite Mensch mit einer Diabeteserkrankung im Krankheitsverlauf eine Neuropathie. Heilbar ist sie bisher nicht“, erläutert Fledrich. Mit dem Projekt NervAdapt soll somit auf konzeptionell neuartige Weise der Zusammenhang zwischen dem Regenerationspotenzial geschädigter Nerven, der Kommunikation beteiligter Zelltypen und deren Stoffwechseldynamik untersucht werden. Durch gezielte Eingriffe in zelluläre Stoffwechselprozesse und Kommunikationswege mithilfe genetischer Manipulation in Mäusen erhofft sich Fledrich neue Therapieansätze für die bislang kaum behandelbaren Nervenerkrankungen. Die Förderung durch den ERC gibt diesem Forschungsprojekt nun den notwendigen Rahmen, um grundlegende Fragen zur Regeneration des peripheren Nervensystems zu beantworten.
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