ERC Starting Grant: Hoch dotierte EU-Auszeichnung für Innsbrucker CED-Forscher

Timon Adolph wirde mit einem ERC Starting Grant ausgezeichnet. (Foto: © MUI/Bullock)

Einer der aktuellen 397 Starting Grants des Europäische Forschungsrates (ERC) geht an Timon Adolph von der Medizinischen Universität Innsbruck (Österreich), der zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) forscht.

Mit den ERC Starting Grants werden erfolgreiche junge Forscherinnen und Forscher mit hoch dotierten Projektbudgets ausgestattet. Die auf Basis eines hochkompetitiven Peer-Review-Verfahrens vergebenen Förderungen gelten europaweit als besondere Auszeichnung für herausragende junge Wissenschafterinnen und Wissenschaftler.

Adolph ist der zweite Forscher an der Medizinischen Universität Innsbruck, der mit einem Starting Grant des ERC ausgezeichnet wird. Die erste EU-Förderung dieser Art für die Medizin Uni Innsbruck ging 2010 an Arthur Kaser, der ebenfalls Gastroenterologe ist und 2011 an die University of Cambridge berufen wurde. „Das von Klinikdirektor Herbert Tilg begründete Spitzenniveau der Innsbrucker Forschung zur Entzündungsbiologie des Darms scheint für prestigeträchtige internationale Auszeichnungen hervorragend gerüstet zu sein. Sowohl Timon Adolph als auch Arthur Kaser haben hier in Innsbruck Medizin studiert und gemeinsam zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen geforscht“, betont Christine Bandtlow, Vizerektorin für Forschung und Internationales der Medizin Uni Inns-bruck die Exzellenz dieses Forschungsbereichs.

Westliche Ernährung als Ursache chronisch entzündlicher Darmerkrankungen?

Im Adolphs Fokus stehen Entzündungsprozesse im Darm, also jene molekularen Mechanismen, die zu entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa führen. Rund 300 identifizierte genetische Varianten, welche das Risiko für die Entwicklung einer CED beeinflussen, können jedoch nur einen geringen Teil der Erkrankungen erklären. Migrationsstudien lassen vermuten, dass die westliche Ernährung eine Rolle in der Entstehung von CED spielt. Die komplexe Zusammensetzung der Ernährung erweist sich für die Ursachenforschung dabei als große Herausforderung. „Auf der Suche nach entzündlichen Nahrungsbestandteilen konnten wir im Labor bereits zeigen, dass mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die gehäuft in Fleisch, verschiedenen Ölen und Eiern vorkommen, bei Mäusen eine Crohn-ähnliche Entzündung auslösen“, erklärt Adolph.

Mit seinem Team hat er dafür eine Diät zusammengestellt, die der Zusammensetzung einer westlichen Ernährungsweise entspricht und neben gesättigten Fettsäuren, auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFAs) enthält, wie sie teilweise in Lebensmitteln angereichert sind oder als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. „Die Entzündungssignale werden von Darmepithelzellen, der Darm-Barriere, gebildet, und durch das anti-oxidative Enzym GPX4 (Glutathione Peroxidase 4) kontrolliert. Die Aktivität von GPX4, das Darmepithelzellen vor oxidativem Stress an Membranlipiden schützt und so das Auslösen einer Entzündungsantwort verhindert, wird durch mehrfach ungesättigte Fettsäuren gehemmt. Dies können wir bei Morbus Crohn Patienten beobachten“, erklärt Adolph die Erkenntnisse im Detail.

Die Analysen im Tiermodell sollen nun auf den Menschen ausgeweitet werden, wie zum Beispiel in Studien an Stammzell-Organoiden und zwei unabhängigen Patientenkohorten. In diesen Studien wird untersucht, wie mehrfach ungesättigte Fettsäuren die Entstehung einer Darmentzündung und den Krankheitsverlauf bei Morbus Crohn Patientinnen und Patienten beeinflussen. Adolphs in den kommenden fünf Jahren von der EU mit 1,5 Millionen Euro ge-förderte Forschungsprojekt „Metabolic Gut Inflammation in Crohn’s disease“ soll dazu beitragen, neue therapeutische Strategien für die Behandlung dieser komplexen Krankheit entwickeln zu können.