Erdnussallergie: Bessere Beratung durch Schulung und Erinnerung

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Trotz Leitlinienempfehlung führen viele Eltern erdnusshaltige Lebensmittel nicht richtig ein. Eine US-amerikanische Studie zeigt nun: Mit gezielter Unterstützung empfehlen Kinderärzte die frühe Einführung deutlich häufiger.

Leitlinien empfehlen, erdnusshaltige Nahrungsmittel im Alter von etwa 4 bis 6 Monaten einzuführen, um Erdnussallergien zu vermeiden. Dennoch zeigen Umfragen, dass diese Empfehlungen selten konsequent umgesetzt werden. So legte eine im April 2025 veröffentlichte Studie bereits offen, dass im Vereinigten Königreich viele Eltern den Leitlinien zur frühen Einführung allergener Lebensmittel nicht folgen (wir berichteten).

In den USA nimmt die Erdnussallergie stetig zu und betrifft mehr als 2 Prozent der Kinder. Einige einfach umsetzbare Maßnahmen – ein Schulungsvideo, elektronische Erinnerungen in den Patientendaten und Eltern-Informationsblätter – erhöhten nun in einer US-amerikanischen Studie deutlich die Häufigkeit, mit der Kinderärzte die frühe Einführung von Erdnussprodukten empfahlen. In der in der Fachzeitschrift „Pediatrics“ publizierten Studie lag die Leitlinientreue bei Säuglingen mit geringem Risiko (ohne Ekzem und ohne Ei-Allergie) in Praxen mit den neuen Instrumenten bei 84 Prozent, verglichen mit 35 Prozent in der Kontrollgruppe. Säuglinge der Interventionsgruppe erhielten somit fast 15‑mal häufiger leitliniengerechte Empfehlungen.

„Wir konnten zeigen, dass die Unterstützung von Kinderärzten durch Schulung, elektronische Erinnerungen und Informationsmaterialien für Eltern ihre Fähigkeit zur Beratung über die frühe Einführung von Erdnussprodukten signifikant verbessert“, sagte Studienleiterin Dr. Ruchi Gupta, Professorin an der Feinberg School of Medicine der Northwestern University und Kinderärztin am Lurie Children’s Hospital in Chicago (USA). „Da die Vorsorgeuntersuchungen im Alter von 4 und 6 Monaten meist sehr dicht getaktet sind, ist diese Unterstützung entscheidend, um Familien klare Empfehlungen zu geben“, ergänzte Gupta. „Wir hoffen, dass solche Gespräche Eltern Mut machen, Erdnussprodukte frühzeitig einzuführen. Unser Ziel ist es, den Trend zunehmender Nahrungsmittelallergien durch Prävention umzukehren.“

Unterstützung der Ärzte in 30 Einrichtungen

Die randomisierte Studie umfasste 30 kinderärztliche Praxen in den Regionen Chicago und Peoria (USA), darunter kommunale Gesundheitszentren, Privatpraxen und akademische Einrichtungen. Praxen der Interventionsgruppe erhielten ein Schulungsvideo für Ärzte, elektronische Erinnerungen im Patientendatensystem, visuelle Elternhilfen und ein Bewertungssystem zur Erfassung ausgeprägter Ekzeme; die Kontrollgruppe nicht. Der primäre Endpunkt war die in der elektronischen Patientenakte dokumentierte Einhaltung der Leitlinien bei den Vorsorgeuntersuchungen im Alter von 4 bzw. 6 Monaten. Insgesamt wurden 18.480 Säuglinge von 290 Ärzten betreut.

Lucy Bilaver, Chicago, hob die Bedeutung der Nutzung elektronischer Patientendaten in dieser praxisnahen Studie hervor: „Wir konnten den primären Endpunkt anhand der Einträge und strukturierten Daten messen, die Kinderärzte bei den Vorsorgeuntersuchungen routinemäßig dokumentieren.“

Verbesserte leitliniengerechte Umsetzung durch Intervention

Bei Säuglingen mit geringem Risiko lag die Leitlinientreue in der Interventionsgruppe bei 84 Prozent, verglichen mit 35 Prozent in der Kontrollgruppe. Bei Hochrisikokindern betrugen die Werte 27 Prozent versus 10 Prozent. Darüber hinaus wurden 36 Prozent der Hochrisikokinder in der Interventionsgruppe an Allergologen überwiesen oder einem Allergietest unterzogen, im Vergleich zu 10 Prozent in der Kontrollgruppe.

„Auch wenn weiterer Forschungsbedarf besteht, zeigt der Erfolg dieser Intervention, dass ihre breitere Anwendung zur Prävention von Erdnussallergien bei Kindern beitragen kann“, sagte Gupta. Die Nachverfolgung der Studienteilnehmer läuft bis zum Alter von 2,5 Jahren, um festzustellen, ob die Maßnahmen tatsächlich die Prävalenz von Erdnussallergien senken. (ins)