Erdnussallergie: Weniger Diagnosen nach Leitlinienempfehlung in den USA

Erdnüsse in der Schale
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Eine neue Untersuchung von Forschenden des Children’s Hospital of Philadelphia (CHOP) weist darauf hin, dass die Diagnoseraten von Erdnuss- und anderen IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien seit der Einführung entsprechender Leitlinien deutlich gesunken sind.

Immunglobulin(Ig)E-vermittelte Nahrungsmittelallergien betreffen etwa 4 Prozent der Kinder und führen zu einer abnormen Immunreaktion auf bestimmte Nahrungsmittel wie Milch, Ei, Weizen, Erdnuss oder andere Nüsse. Die Reaktionen treten unmittelbar auf und äußern sich in Symptomen wie Urtikaria, Schwellungen, Atemnot oder Erbrechen. Forschende und klinisch Tätige vermuteten schon länger, dass sich IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergien durch frühzeitige Exposition gegenüber Nahrungsantigenen im Darm verhindern lassen (wir berichteten).

Von der Forschung zur Leitlinie

Eine Schlüsselstudie zur Stützung dieses Konzepts war die 2015 publizierte LEAP-Studie (Learning Early About Peanut Allergy), die zeigte, dass die frühe Einführung von Erdnüssen bei 4–11 Monate alten Säuglingen mit schwerer Atopischer Dermatitis oder Hühnereiallergie das Risiko einer Erdnussallergie um 81 Prozent reduzierte. Weitere Studien bestätigten, dass dieser Schutzeffekt über die frühe Kindheit hinaus anhält.

Die Resultate der LEAP-Studie führten dazu, dass große pädiatrische und allergologisch-immunologische Fachgesellschaften Leitlinien entwickelten, um diese Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. Die 2015 und 2017 veröffentlichten Leitlinien richteten sich zunächst an Kinder mit hohem Risiko für Nahrungsmittelallergien. Im Jahr 2021 folgten neue Empfehlungen, die die Einführung von Erdnuss, Ei und anderen Hauptnahrungsmittelallergenen im Alter von 4–6 Monaten bei allen Kindern ohne vorherige Reaktion befürworten.

Rückgang von Erdnussallergien in der Praxis

Aktuelle Studienergebnisse, die in „Pediatrics“ veröffentlicht wurden, verdeutlichen nun den erfolgreichen Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in Maßnahmen der öffentlichen Gesundheitsvorsorge. „Viele fragten sich, ob diese großangelegten Public-Health-Maßnahmen tatsächlich zu einer Abnahme der Häufigkeit IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien in den USA geführt haben“, sagte Dr. Stanislaw Gabryszewski vom Children’s Hospital of Philadelphia (USA). „Unsere Daten legen nun nahe, dass diese bedeutende Gesundheitsintervention Wirkung zeigt.“

Mithilfe elektronischer Gesundheitsdaten aus dem bundesstaatenübergreifenden CER²-Netzwerk (Comparative Effectiveness Research through Collaborative Electronic Reporting) der American Academy of Pediatrics verglichen die Forschenden die Raten von Nahrungsmittelallergiediagnosen in verschiedenen Zeiträumen vor und nach Etablierung der frühen Einführungsempfehlungen sowie nach Veröffentlichung der Ergänzungsleitlinien.

Die Studie zeigte einen deutlichen Rückgang der Prävalenz von durch IgE vermittelter Erdnussallergie (von 0,79 Prozent auf 0,45 Prozent der Studienpopulation) sowie von insgesamt IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien (von 1,46 Prozent auf 0,93 Prozent) zwischen dem Zeitraum vor der Einführung der Leitlinien und der Phase nach den Addendum-Leitlinien. Nach Einführung der Empfehlungen war Erdnuss nicht länger die häufigste Ursache einer Nahrungsmittelallergie, sondern rückte hinter Hühnerei an zweite Stelle. Die Autoren schätzen, dass etwa bei einem von 200 Säuglingen, die frühzeitig Nahrungsallergenen ausgesetzt waren, die Entwicklung einer Nahrungsmittelallergie verhindert wurde.

Positive Effekte weiter verstärken

Auch wenn die Strategie der frühen Einführung Nahrungsmittelallergien nicht vollständig eliminiert, ist der Rückgang der Diagnosehäufigkeiten ein ermutigendes Ergebnis, das den Erfolg anhaltender öffentlicher Bemühungen zur Verbreitung frühzeitiger Einführungspraxen unterstreicht.

„Unsere Ergebnisse sind sowohl für Behandelnde als auch für Eltern relevant“, sagte der Letztautor Dr. David Hill aus Philadelphia. „Mehr Bewusstsein, Aufklärung und gesundheitspolitische Unterstützung könnten die beobachteten positiven Effekte weiter verstärken. Zukünftige Studien können dazu beitragen, spezifische Fütterungspraktiken zu identifizieren, um Zeitpunkt, Häufigkeit und Menge der Aufnahme besser zu verstehen, die den besten Schutz vor Nahrungsmittelallergien bieten.“ (ins)