Erfolg für die Hörforschung: Exzellenzcluster „Hearing4all“ wird weiter gefördert

Freuen sich über den Erfolg: Prädsident der Universität Oldenburg Ralph Bruder, Christiane Thiel, Sprecherin Hearing4all und Henrik Mouritsen, Sprecher NaviSense, und Helmut Hillebrand, Oldenburger Sprecher Ocean Floor. Foto: Universität Oldenburg / Markus Hibbeler

Erneut war die Bewerbung von „Hearing4all“ als Exzellencluster erfolgreich, mit einem Antrag auf von 53,5 Millionen Euro Förderung. Beteiligt sind Forschende der Universität Oldenburg, der Medizinischen Hochschule Hannover und der Leibniz Universität Hannover.

Der Cluster verfolgt das Ziel, die Prognose, Diagnostik und Behandlung von Hörverlust zu verbessern. In zwei zurückliegenden Förderperioden seit 2012 hat „Hearing4all“ (H4a) dabei bereits bedeutende Ergebnisse erzielt. Jetzt wird der Forschungsverbund der Universität Oldenburg mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Leibniz Universität Hannover (LUH) unter der Überschrift „Hearing4all.connects“ neue Forschungsdisziplinen einbinden, um das Thema Hörverlust noch umfassender zu untersuchen.

KI-basierte Systeme entwickeln

So verfolgen die Forschenden in den kommenden Jahren unter anderem neue genetische Ansätze zur Vorhersage, Diagnostik und Behandlung von Hörverlust. Wie KI dabei helfen kann, mit Hörgeräten und -implantaten wichtige von unwichtigen Klangquellen besser zu unterscheiden, ist ebenfalls Forschungsgegenstand.

Die Forschenden wollen zudem gemeinsame Datenstandards schaffen, die es ermöglichen, KI-basierte Systeme zu trainieren, um so Hörverlustwahrscheinlichkeiten einzelner Personen vorherzusagen. Hörgeräte zur „Gesundheitszentrale am Ohr“ weiterzuentwickeln, ist ein weiteres Forschungsfeld. Am Ohr erhobene Sensordaten könnten Langzeitdaten für medizinische Untersuchungen liefern und Hinweise für gesundheitliche Risiken frühzeitig erkennen.

Lebensrealität der Betroffenen berücksichtigen

Außerdem wollen die Hörforschenden die Lebensrealität der Menschen noch stärker berücksichtigen. Die Bedeutung von Mehrsprachigkeit für das Hören, Untersuchungen außerhalb des Labors und der Wert des Hörens für soziale Interaktionen stehen daher im Vordergrund. Zentral bleibt auch weiterhin die enge Zusammenarbeit mit außeruniversitären Partnern, die die zeitnahe Anwendung der Forschungsergebnisse in der Praxis unterstützten.

Clustersprecherin Prof. Christiane Thiel erklärte: „In den vergangenen 13 Jahren haben die drei beteiligten Universitäten und ihre außeruniversitären Partner ein einzigartiges Ökosystem der Hörforschung geschaffen, das es uns jetzt ermöglicht, neue Technologien, beispielsweise im Bereich Genetik oder KI, gewinnbringend einzusetzen, um eine möglichst naturgetreue Wiederherstellung des Hörens zu erzielen. Eine, die es Betroffenen ermöglicht, mühelos an vielfältigen Kommunikationssituationen des alltäglichen Lebens teilzuhaben. Ich freue mich, gemeinsam mit den beteiligten Forschenden das nächste Kapitel der Hörforschung aufzuschlagen – eines, das das Hören ganzheitlich vom Ohr über das Gehirn zur Gesellschaft denkt.“

Förderung ist starkes Signal für die Relevanz der Forschung

„Die Förderung durch die DFG ist ein starkes Signal für die Relevanz unserer Forschung und ein großer Vertrauensbeweis in unser Konzept“, kommentiert Prof. Andrej Kral (MHH) die erfolgreiche Bewerbung. Er ergänzt: „Unser Ziel ist es, innovative Therapien zu entwickeln, die nicht nur Symptome lindern, sondern die Ursachen von Hörstörungen gezielt angehen.“

Prof. Holger Blume, Sprecher der „Hearing4all-Gruppe“ an der LUH betont: „Schwerhörigkeit beeinträchtigt die Lebensqualität bis hin zur sozialen Isolation und steigert das Auftreten von Demenz. Hearing4all hat durch seine Forschungsexpertisen zahlreiche Lösungen für technische Hörhilfen und für die Therapie von allen Formen von Schwerhörigkeit bis hin zur Taubheit entwickelt.“

Im Cluster arbeiten rund 350 Menschen aus verschiedenen Disziplinen, darunter Medizinische Physik, Neurowissenschaften, Psychologie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Ingenieurwissenschaften und Linguistik. Von Seiten der Universität Oldenburg sind die Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften und die Fakultät III – Sprach- und Kulturwissenschaften beteiligt. Neben Forschenden der MHH und der LUH sind auch Expertinnen und Experten weiterer Einrichtungen an „Hearing4all“ beteiligt: von der Hörzentrum Oldenburg gGmbH, dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT, Institutsteil Hör-, Sprach- und Audiotechnologie HSA in Oldenburg, der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth und dem Laser Zentrum Hannover e.V..

Weitere Exzellenzcluster für Oldenburg

Für die Universität Oldenburg war die Förderung für „Hearing4all“ nicht der einzige Erfolg: Erstmals gefördert wird der Exzellenzcluster „NaviSense“ zur Tiernavigationsforschung (beantragte Fördersumme: 54,7 Millionen Euro). Gemeinsam mit der Universität Bremen war die Universität Oldenburg außerdem in der Meeresforschung mit dem Exzellenzcluster „Ocean Floor“ erfolgreich (beantragte Fördersumme: 54,2 Millionen Euro).