Erforschung von Chemotherapie-Nebenwirkungen: Humboldt-Forschungspreis-Träger kommt nach Mainz

Chemotherapien bringen Nebenwirkungen mit sich. Daran, diese zu reduzieren, will Lennernäs Johannes Gutenberg-Universität Mainz forschen. (Foto: © Bernard Chantal/stock.adobe.com)

Der Pharmazeut Prof. Hans Lennernäs von der Universität Uppsala (Schweden) hat einen der mit jeweils 60.000 Euro dotierten Forschungspreise der Alexander von Humboldt-Stiftung erhalten. Er wird das Preisgeld auch dafür nutzen, für ein halbes Jahr als Gastwissenschaftler an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz zu kommen und hier daran zu forschen, die Nebenwirkungen von Chemotherapien zu verringern.

Dabei wird Lennernäs in Mainz mit Prof. Peter Langguth vom Institut für Pharmazeutische und Biomedizinische Wissenschaften, der ihn für den Preis nominiert hatte, zusammenarbeiten. „Hans Lennernäs ist einer der weltweit führenden Pharmazeuten und hat immer wieder mit einzigartigen translationalen Projekten gezeigt, wie sich Erkenntnisse aus der biomedizinischen Grundlagenforschung auf die Anwendung für die Patientinnen und Patienten übertragen lassen. Wir begrüßen es sehr, dass uns die Alexander von Humboldt-Stiftung nun die Möglichkeit gibt, unsere bisherige Zusammenarbeit zu vertiefen“, sagt Langguth.

Lennernäs wird voraussichtlich im Herbst dieses Jahres nach Mainz kommen und dann mit Langguth daran forschen, wie sich typische Nebenwirkungen, die bei chemotherapeutischen Behandlungen von Krebserkrankungen auftreten, verringern lassen. „Durch die bei einer Chemotherapie verabreichten Medikamente kommt es häufig zu Schleimhautentzündungen oder Schädigungen des Darms. Diese Nebenwirkungen können so gefährlich sein, dass die Dosierung der Medikamente verringert werden muss, was dann wiederum die Wirkung gegen den Krebs verringert“, sagt Langguth. „Wir möchten Wirkstoffe gegen diese Nebenwirkungen identifizieren und herausfinden, ob auf ihrer Basis entsprechende Medikamente entwickelt werden können. Dabei ergänzen wir uns hervorragend: Während die Forschungsgruppe um Hans Lennernäs über umfassende Kenntnisse über Heilungsprozesse des Darmgewebes verfügt, wissen wir in Mainz sehr viel darüber, wie Medikamente hergestellt werden müssen, dass ihre Wirkstoffe genau an die Orte im Körper transportiert werden, an denen sie ihre Wirkung am besten entfalten.“ Die Forschungen von Langguth und Lennernäs werden die Arbeit des Sonderforschungsbereichs „Nanodimensionale polymere Therapeutika für die Tumortherapie“ der JGU ergänzen, an dem Langguth als Teilprojektleiter beteiligt ist.

Hans Lennernäs ist seit dem Jahr 2000 Professor für Biopharmazie an der Universität Uppsala, Schweden, wo er sich zurzeit unter anderem mit der Entwicklung von Medikamenten gegen Prostata- und Leberkrebs beschäftigt. Er hat bereits mehr als 240 Fachartikel zu seinen Forschungsergebnissen veröffentlicht, 28 Promovierende betreut und eine Reihe nationaler und internationaler Preise erhalten, unter anderem von der britischen Academy of Pharmaceutical Sciences. Weltweite Anerkennung hat er auch durch seine Arbeit als leitender Wissenschaftler in einem Projekt der US-amerikanischen Behörde für Lebens- und Arzneimittel (Food & Drug Administration, FDA) der University of Michigan und der schwedischen Behörde für Arzneimittel von 1992 bis 2000 erhalten. Dabei war Lennernäs wesentlich an der Entwicklung des sogenannten Biopharmaceutics Classification System (BCS), eines Klassifizierungssystems für Arzneistoffe, beteiligt. Dieses ermöglicht unter anderem einen Vergleich von Generika mit deren jeweiligen Originalpräparaten und kann dadurch klinische Studien überflüssig machen und die Kosten für die Generika erheblich senken.