Erhöhte Schmerzwahrnehmung in Anwesenheit eines fürsorglichen Partners

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Zu viel Fürsorge scheint nicht immer hilfreich, wie eine Studie deutscher Wissenschaftler in „Pain“ andeutet.

In der experimentellen Untersuchung reagierten Schmerzpatienten in Anwesenheit – nicht jedoch in Abwesenheit – eines fürsorglichen Ehepartners stärker auf einen artifiziellen Schmerzreiz als Patienten mit wenig fürsorglichem Partner oder gesunde Kontroll­personen. Dies zeigte sich sowohl in der selbst­berichteten Schmerzstärke als auch in einem Mehrkanal-Elektro­enzephalogramm (EEG).

An der Studie nahmen 20 ausgewählte Patienten mit chronischen Rückenschmerzen teil. Diese verfügten basierend auf eigenen Berichten über entweder sehr fürsorgliche oder sehr wenig fürsorg­liche Ehepartner in Bezug auf ihre Schmerzen. Die Fürsorglichkeit der Ehepartner wurde dabei anhand definierter Kriterien bewertet.

Als Kontrolle dienten zehn für Alter und Geschlecht gematchte Kontrollen. Die Teilnehmer erhielten eine Reihe schmerzhafter und nichtschmerzhafter elektrischer Reize, die in Anwesenheit bzw. Abwesenheit des Ehepartners an der Schmerzstelle (Rücken) und einem Kontrollbereich (Finger) appliziert wurden.

Die globale Feldstärke des EEGs mit einem Schwerpunkt in der frontalen Region war bei jenen Schmerzpatienten, die einen fürsorglichen Ehepartner hatten, im Vergleich zu denen mit einem nichtfürsorglichen Ehepartner und den gesunden Kontrollen, erhöht. Dies war spezifisch für die schmerzhafte Stimulation im Rückenbereich und trat nur in Anwesenheit, nicht aber in Abwesenheit des Ehepartners auf. Auch die Schmerzwerte für Intensität und unangenehmes Empfinden waren in Anwesenheit des fürsorglichen Ehepartners höher.

„Diese Daten deuten darauf hin, dass auch signifikante andere Reaktionen, die auf operante Verstärkung hindeuten, eine direkte Auswirkung auf die zerebrale Verarbeitung von Schmerzen und die damit verbundene Schmerzwahrnehmung haben könnten“, folgern die Autoren. (ah)