Ernährungsunsicherheit bei jungen Erwachsenen erhöht Risiko für Diabetes, Hypertonie, Asthma10. Oktober 2019 Foto: © Антоний/Adobe Stock Ein Paradoxon im Hinblick auf Ernährungsunsicherheit in reichen Ländern ist der Zusammenhang mit Übergewicht. Eine von Forschern der University of California in San Francisco (UCSF) durchgeführte Studie hat ergeben, dass junge Erwachsene in den USA, die von Ernährungsunsicherheit betroffen sind, nicht nur mit einer etwas höheren Wahrscheinlichkeit an Adipositas leiden, sondern auch mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit Erkrankungen aufweisen, die mit einem hohen Body-Mass-Index zusammenhängen – ebenso wie obstruktive Atemwegserkrankungen wie Asthma. In der Studie, an der landesweit knapp 15.000 junge Erwachsene teilnahmen, stellten die Forscher fest, dass bei 1647 (11 Prozent) eine Ernährungsunsicherheit ersichtlich wurde. Definiert war eine solche als als Mangel an „ausreichender, sicherer und gehaltvoller Nahrung, dass die Ernährungsbedürfnisse befriedigt, den individuellen Präferenzen entspricht und ein aktives und gesundes Leben ermöglicht“. Die Forscher um Erstautor Dr. Jason Nagata von der UCSF-Abteilung für Pädiatrie, stellten einen Unterschied zwischen den beiden Gruppen in Bezug auf die Häufigkeit von Fettleibigkeit von 7 Prozent fest: 36 Prozent der Gruppe mit Ernährungssicherheit gegenüber 43 Prozent bei Ernährungsunsicherheit. Zyklischer Charakter von Ernährungsunsicherheit kann Diabetes fördern Bei der Untersuchung der Diabetesrate unter den 14.786 Teilnehmern im Alter zwischen 24 und 32 Jahren stellten die Forscher jedoch fest, dass mehr als doppelt so viele Menschen in der Gruppe der Ernährungsunsicherheit (5,1% vs. 2,2%) erklärten, dass sie eine ärztliche Diabetesdiagnose erhalten hätten. „Der zyklische Charakter der Ernährungsunsicherheit, der durch monatliche Lohnzahlungen und Hilfen bei der Lebensmittelversorgung entsteht, kann durch die abwechselnden Phasen von Nahrungsmittelüberfluss und Nahrungsmittelknappheit fördern“, erklärt Nagata. Andere Faktoren, die bei Diabetes eine Rolle spielen könnten, seien der Konsum billigerer, kalorienreicher Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Fetten und Kohlenhydraten und ein geringer Konsum von frischem Obst und Gemüse. Personen mit Ernährungsunsicherheit berichteten zudem mit höherer Wahrscheinlichkeit von einer ärztlich diagnostizierten Hypertonie (16% vs. 11%). „Chronischer Stress durch Ernährungsunsicherheit kann zu Insulinresistenz, Fettleibigkeit und Bluthochdruck führen“, sagt Dr. Sheri Weiser vom UCSF Department of Medicine. „Stress kann das neuroendokrine System aktivieren und die Freisetzung von Glukokortikoiden stimulieren, die den Stoffwechsel verändern, zu einer erhöhten Fettansammlung und -speicherung führen und Essattacken verstärken.“ Stress mit Entzündung verbunden – ein Faktor bei Asthma Stress spielt auch eine Rolle bei Asthma sowie bei anderen obstruktiven Atemwegserkrankungen wie chronischer Bronchitis oder Emphysem. In der Gruppe der Patienten ohne Ernährungsunsicherheit gaben 14 Prozent an, von einem Arzt erfahren zu haben, dass sie an mindestens einer dieser Erkrankungen leiden, verglichen mit 21 Prozent der Teilnehmer mit unsicherer Ernährungssituation. Die höhere Rate von Nikotinkonsum in der Gruppe mit Ernährungsunsicherheit (46% vs. 28%) erklärt möglicherweise die Differenz zwischen den beiden Gruppen zum Teil. Man nimmt aber an, dass Stress zu einer stärkeren Entzündung führt, die mit Asthma und Asthmaexazerbationen einhergeht, stellten die Autoren fest. Darüber hinaus könne die Ernährungsunsicherheit zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen führen, was das Risiko für Asthma und Bronchitis erhöhen könne. Eine zweite Studie, die ebenfalls von Nagata durchgeführt wurde, ergab, dass die selbe Kohorte von jungen Erwachsenen mit Ernährungsunsicherheit ein höheres Risiko für psychische Gesundheitsprobleme aufwies als ihre Altersgenossen mit sicherer Ernährungssituation. Etwa 15 Prozent der Gruppe ohne Ernährungsunsicherheit litten an einer Depression, verglichen mit 29 Prozent der Probanden mit eher unsicherer Ernährungslage. Ein Suizidversuch innerhalb der vorangegangenen 12 Monate wurde von 1,3 Prozent der Gruppe ohne Ernährungsunsicherheit angegeben, verglichen mit 3,6 Prozent derjenigen mit Ernährungsunsicherheit. Die Diagnosen für Angstzustände oder Panikstörungen sowie für Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen waren bei den jungen Erwachsenen mit unsicherer Ernährungssituation ebenfalls signifikant höher.
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