Eröffnung des VSOU 2025 mit Standing-Ovation und La-Ola-Welle1. Mai 2025 Interviewrunde mit dem ehmaligen FC-Freiburg-Trainer Christian Streich, v.l: Tina Histing, Martin Volz, Christian Streich und vier Mitglieder der Kongresspräsidenten-Teams. (Foto: hr) Die 73. Jahrestagung der VSOU ist traditionell in Baden-Baden gestartet. Auf der Eröffnungsveranstaltung mit dem Team der VSOU-Kongresspräsidenten Prof. Tina Histing und Dr. Martin Volz begrüßten diese unter anderem Christian Streich, den ehemaligen Trainer des FC Freiburg als Gastredner des Abends. In den einführenden Grußworten des Abends durch de VSOU-Vorsitzenden Dr. Bodo Kretschmann berichtete dieser, dass er sich besonders über das von den Kongresspräsidenten gewählte Kongressmotto „Leidenschaft mit Tradition – das bewegt uns“ gefreut habe, greife es eben auch die Besonderheit des traditionsreichen Kongresses auf. Auch Volz erinnerte sich mit Freude an seinem ersten Vortrag, der er vor 30 Jahren mit großer Aufregung auf dem VSOU gehalten habe, fast ebenso aufgeregt, ja sprachlos sei er gewesen, als Kretschmann ihn telefonisch zur Kongresspräsidentschaft angefragt hatte. Das Motto aufgreifend betonten beide Kongresspräsidenten als sie sich gegenseitig vorstellten, die Leidenschaft, mit dem sie sich in ihrem Beruf einsetzen – Volz als Sportarzt und leidenschaftlich begeisterter Sportler, Histing als Unfallchirurgin in allen Facetten und leidenschaftlicher Familienmensch. Die 47-jährige Histing, die aus dem Saarland stammt, zog bei der Vorstellung von Trainer Streich Parallelen zu ihrer Familie, hatten sich doch die Wege ihres Vaters Heinz Histing und Streichs als junge Spieler beim saarländischen FC Homburg gekreuzt. Er versicherte Histing das Saarland in bester Erinnerung behalten zu haben – mit Menschen einer besonderen Mentalität aus seiner Bergbautradition heraus und „mit selbstbewussten Frauen, die alleine zum Stammtisch gingen und Bier tranken”. Im weiteren Verlauf des Interviews mit Streich, geführt von Histing, Volz und vier Personen aus ihrem Kongress-Teams, wurden immer wieder „berühmte“ Videosequenzen des meinungsstarken ehemalige Trainers vorgespielt, um Themen zu setzen und auch Parallelen zur Medizin zu ziehen. Stichwort „Ronaldo“: Histing wollte von Streich wissen, ob die Generation Z heute nicht mehr so bereit dazu sei, sich für den Erfolg zu kasteien. Das sah dieser nicht so, vielmehr vermutete er, dass man im Alter die eigene Vergangenheit zu sehr verkläre und ungerecht den Jungen gegenüber sei. Auch deshalb habe er damals Ronaldo davor in Schutz genommen „ein reiner Poser seines trainierten Körpers“ zu sein. Dafür habe Ronaldo schließlich hart gearbeitet. Auch heute empfinde er junge Mensen als diszipliniert und motiviert, gerade auch deshalb, weil sie ständig „unter Beobachtung“ der Social Media stünden. Stichwort „Fehlerkultur“: Streich verteidigte in einer Videosequenz vehement einen jungen Torwart unter ihm als Trainer, weil er zweimal schlecht gehalten hatte. „In der Gesamtschau hatte er 40 mal eine Top-Leistung erbracht“, so Streich. Dass er damals dafür kritisiert worden sei, einen 21-jährigen zum Torwart zu machen, der zudem viel zu jung für europäische Wettbewerbe sei, hielt er für falsch. „Junge Leute müssen sich ausprobieren und machen dabei eben Fehler. Das ist kein Problem und so wie in der Medizin auch“, so Streich. Die jungen Leute müssten rangelassen werden und nur diejenigen, die fast nur Fehler machten, diese dann eben nicht. Stichwort „Abschied“: Wie viel von Ihnen steckt in ihrem Nachfolger-Trainer Schuster vom FC Freiburg, lautete die Frage. Er habe lange über seine Nachfolge nachgedacht. „Nach über zwölf Jahren als Trainer war ich müde und Schuster war einfach da. Er war Kapitän gewesen und Fußballlehrer, er war voll integriert und kannte alle Abläufe. Er hatte Qualitäten von der Menschenführung bis zum Ehrgeiz. Und ich wusste, da ich müde war, dass ich nicht mehr gut genug bin, da musste ich weg“, so lautete Streichs Erklärung. Auf die Frage, ob es schwierig sei loszulassen, erklärte er, dass er seitdem noch kein Spiel im Stadion gesehen habe. „Das ist viel zu emotional, da will ich weg von“ und außerdem solle der Fokus auf dem neuen Trainer Schuster liegen. „Ich will da nicht mit der Kamera eingeblendet werden“, sagte Streich. Stichwort „AfD“: Ein sehr bekannte Videosequenz von Streich wurde eingespielt, in welcher er vehement dafür warb, gegen den Rechtsruck aufzustehen. Unter dem Eindruck, dass bei der letzten Wahl jeder fünfte die AfD gewählt hat, wurde er nach der Toleranz und zu ihrer Zukunft befragt. Zögernd und nach Worten ringend kam aber die erwartete klare Kante und Abrechnung mit dieser politischen Wende. Er sah die Verantwortung weniger bei denjenigen, die es schwer haben, als bei denen in Führungspositionen von Politik, Firmen und im Tech-Bereich. Viele von ihnen verdrehten heute die Wahrheit oder machten sich ihre eigene. Die anderen aus diesen Bereichen duckten sich weg und machten es sich zu leicht. Wenn sie nicht zu der neuen Sorte von Mächtigen gehören wollten, die Angst und womöglich längst überwunden geglaubte Dammbrüche erzeugten, dann müssten nun gerade sie aufstehen und sich gegen die neuen Erzählweisen wehren, forderte er vehement und unter Applaus des Publikums ein. Stichwort „Männer und Frauen“: Woran liegt es das auch im Fußball Frauen immer noch unterrepräsentiert sind? Streichs Antwort: „Es gibt keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Fußball.“ Ob Jungs oder Mädchen Fußballspielen sei doch völlig egal, das sei auch in seiner Familie so. Frauen beherrschten die Fußballtechniken ebenso wie Männer. Allein beim Tempo gebe es einen Unterschied und somit in der Spieldynamik. Der einzige wirkliche Grund für die Unterrepräsentation von Frauen im Fußball ist laut Streich, „dass Männer noch immer ihre Domänen verteidigen, was wahrscheinlich auch in der Medizin noch so ist“. Stichwort „Ruhestand“: Volz (60) wollte wissen, ob Streich Empfehlungen für den Ruhestand habe und ob es hier Neuigkeiten gebe, die er verkünden könne. „Nein“, so Streich. „Ich war müde und ich wollte neue Dinge lernen, Sachen reparieren am Haus, das Fahrrad etc. Heute helfe ich Freunden, engagiere mich bei caritativen Veranstaltungen und überlege noch, ob ich nicht vielleicht Flüchtlinge unterrichten möchte“, berichtete er. „So ein neuer Lebensabschnitt ist aber schwer“, gestand er ein. „Ich hatte 29 Jahre einen festen Lebensentwurf und strukturierte Abläufe, ich wollte jetzt mal was anderes, kann aber nur jedem empfehlen zuvor mit Leuten zu reden, die diese Erfahrung des Wegbrechens gewohnter Arbeitsstrukturen schon gemacht haben, das hilft“, so Streichs finaler Ratschlag, der mit Standig-Ovations und einer La-Ola-Welle verabschiedet wurde. (hr)
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