ERS 2025: Folgen frühen Tabakkonsums beschleunigen biologische Alterung bei den Nachkommen

Besonders junge Männer und Teenager sollten auf das Rauchen verzichten, erhöhen sie doch damit das Risiko für epigenetische Veränderungen, die sie an ihre späteren Nachkommen weitergeben könnten. (Foto: © Gatot/stock.adobe.com)

Menschen, deren Väter während ihrer eigenen Pubertät geraucht haben, altern offenbar schneller als eigentlich zu erwarten wäre. Das geht aus einer Studie hervor, deren Autoren daher stärkere Maßnahmen fordern, um das Rauchen bei Teenagern zu verhindern.

Davon profitierten nicht nur die rauchenden Jugendlichen selbst, sondern auch nachfolgende Generationen, meinen die Autoren. Die Ergebnisse der Untersuchung waren Gegenstand eines Vortrags beim diesjährigen Kongress der European Respiratory Society (ERS) in Amsterdam (Niederlande).

Beschleunigte biologische Alterung bei Nachkommen

Wie Dr. Juan Pablo López-Cervantes von der Universität Bergen (Norwegen) berichtete, fanden die Wissenschaftler bei Kindern, deren Väter im Alter von 15 Jahren oder jünger mit dem Rauchen begonnen hatten, Anzeichen einer beschleunigten biologischen Alterung – im Vergleich zu ihrem chronologischen Alter.  

Tabakkonsum in der Pubertät wirke sich nicht nur schädlich auf die allgemeine Gesundheit der jungen männlichen Raucher aus, sondern schädige speziell auch die sich in ihrem Körper entwickelnden Spermien. Dies habe nachgelagerte Folgen auch für den späteren Nachwuchs.

Drehen an der epigenetischen Uhr

„Unsere Forschungsgruppe hatte bereits zuvor gezeigt, dass Rauchen während der Pubertät nicht nur den Tabakkonsumenten selbst schadet, sondern auch deren künftigen Nachkommen“, berichtete López-Cervantes. „In dieser neuen Untersuchung wollten wir erforschen, ob das Rauchen von Eltern während deren Pubertät auch die biologische Alterung ihrer späteren Kinder beeinflusst.“ Zu diesem Zweck wendeten die Wissenschaftler ein gut etabliertes Maß für die biologische Alterung an – die epigenetische Uhr.

Im Laufe des Alterungsprozesses akkumulieren zusätzliche Moleküle auf der DNA in menschlichen Zellen. Dies verändert den genetischen Code nicht, führt aber zu einer Modifikation der Art und Weise, wie Gene sich verhalten.  Diese epigenetischen Veränderungen sind nicht nur ein Zeichen der Alterung, sondern stehen auch mit Erkrankungen des Alters in Zusammenhang, wie beispielsweise Krebserkrankungen und Demenz.

Untersuchung von Probanden aus der RHINESSA-Studie

Für ihre Studie untersuchten die Forschenden 892 Personen mit einem chronologischen Alter zwischen sieben und 50 Jahren (Durchschnitt 28 Jahre), die an der RHINESSA-Studie teilnahmen und im Rahmen dieser Blutproben abgegeben hatten. Diese Proben untersuchte man auf epigenetische Veränderungen.

Anschließend wendeten die Autoren der neuen Analyse auf diese Proben drei verschiedene Scores für die biologische Alterung an. Zudem machten die Probanden Angaben unter anderem dazu, ob ihre Eltern jemals geraucht hatten, und wenn ja, in welchem Alter.

Chronologisches Alter plus neun Monate ‒ oder sogar 15 Monate

Bei der Verknüpfung dieser Informationen stellte man fest, dass Personen, deren Väter während ihrer eigenen Pubertät geraucht hatten, biologisch durchschnittlich etwa neun Monate bis ein Jahr älter waren, als sie laut ihrem chronologischen Alter sein sollten. Berechneten die Forschenden mit ein, ob die Probanden selbst rauchten oder einmal geraucht hatten, fiel die Diskrepanz zwischen biologischem und chronologischem Alter mit 14 bis 15 Monaten sogar noch größer aus.

Bei Personen hingegen, deren Väter erst nach der Pubertät mit dem Rauchen begonnen hatten, beobachtete das Forscherteam einen nur geringfügigen Anstieg des biologischen Alters. Im Falle von Müttern, die vor der Schwangerschaft geraucht hatten, fand man kein klares Muster bezüglich der biologischen Alterung.

Höheres Risiko für Erkrankungen des Alters

„Diese beschleunigte biologische Alterung ist deshalb von Bedeutung, weil sie in vorangegangenen Studien mit einem höheren Risiko für Erkrankungen wie Krebs, Arthrose und Demenz in Verbindung gebracht worden ist. Unsere Forschungsergebnisse deuten nun darauf hin, dass Jungen, die während ihrer Pubertät rauchen, damit auch die Gesundheit ihrer zukünftigen Nachkommen schädigen, ohne dass sie sich dessen bewusst sind.“

López-Cervantes ergänzte: „Diese Studie erklärt nicht völlig, warum Rauchen in der Pubertät mit einer rascheren Alterung assoziiert ist. Wir glauben aber, dass wenn Väter in ihrer eigenen Pubertät mit dem Tabakkonsum begonnen haben, dies das epigenetische Material ihrer Spermienzellen verändert. Und diese Veränderungen werden dann möglicherweise an die nächste Generation weitergegeben.“

Der Wissenschaftler ergänzte: „Diese Forschung steht zwar noch am Anfang, doch wir sind der Überzeugung, dass unsere Ergebnisse wichtig für Jungen sind, die rauchen oder andere Arten von Nikotinprodukten konsumieren. Stärkere Maßnahmen, um den Tabakkonsum bei Jugendlichen zu verhindern, sollten für politische Entscheidungsträger Priorität haben. Derartige Anstrengungen könnten nicht nur der aktuellen Generation, sondern auch zukünftigen zugutekommen.“

Und was ist mit Vaping?

Dr Stamatoula Tsikrika vom Sotiria Hospital in Athen (Griechenland) stimmt López-Cervantes zu. „Die Raten der Teenager, die rauchen, scheinen zwar zu sinken, doch die Vaping-Raten nehmen allgemein zu“, erklärt die Vorsitzende der ERS-Expertengruppe für Tabakkontrolle und Gesundheitsaufklärung. „Wir wissen noch nicht, welchen langfristigen Einfluss das Vapen von Kindern und Jugendlichen langfristig hat. Diese Studie erinnert uns erneut daran, dass wir Kinder und Teenager vor Nikotinsucht, Rauchen und Vaping schützen müssen.“

(ac/BIERMANN)