ERS 2025: Forschende bringen das Heizen mit Holz mit einer Minderung der Lungenfunktion in Zusammenhang

Holzöfen in Privathaushalten sind beliebt, aber bergen auch Gefahren für die Lungengesundheit, wie eine in Großbritannien angesiedelte neue Studie zeigt. (Foto: © MVProductions/stock.adobe.com)

Heizen mit Holz ist auch in deutschen Privathaushalten beliebt, mit steigender Tendenz. Darauf, dass dies in puncto Lungengesundheit zu Problemen führen kann, verweist eine aktuell vorgestellte Untersuchung. Darin wurde bei Nutzern von Holzöfen eine raschere Abnahme der Lungenfunktion beziehungsweise der Einsekundenkapazität beobachtet.

Bislang richtete sich in wissenschaftlichen Studien zur Verwendung von Festbrennstoffen zum Heizen und Kochen und den damit verbundenen Gefahren für die Lungengesundheit der Blick vor allem auf Entwicklungsländer. Doch auch in der westlichen Welt ist zumindest das Heizen mit Holz oder Holzprodukten stark im Kommen: Für das Jahr 2022 gab das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat an, dass 1,1 Millionen Haushalte ausschließlich oder primär mit Holzprodukten wie Pellets heizten. Außerdem gab es zu diesem Zeitpunkt bereits 11,2 Millionen sogenannte Einzelraumfeuerstätten wie Kaminöfen. Letztere bergen allerdings laut einer neuen Studie durchaus Risiken für die Lungengesundheit.

Verdoppelung entsprechender Emissionen in Großbritannien seit 2009

Dr. Laura Horsfall vom Institute of Health Informatics am University College London (Großbritannien) berichtete beim diesjährigen Kongress der European Respiratory Society (ERS) in Amsterdam (Niederlande) über Zahlen aus ihrer Heimat: Dort liegt der Anteil der Luftverschmutzung durch Feinstaub, der auf die Verbrennung von Feststoffen in Privathaushalten zurückgeht, inzwischen bei 20 Prozent. Emissionen aus dem Straßenverkehr seien hingegen in Großbritannien für nur vier Prozent der Feinstaubbelastung verantwortlich, erklärte die Forscherin. Die jährlichen Emissionen durch die Verbrennung von Holz und Holzprodukten hätten sich in Großbritannien von 3200 Tonnen im Jahr 2009 auf 6000 Tonnen im Jahr 2023 fast verdoppelt.

„Es ist bekannt, dass die Verbrennung von Holz zu Hause die Emission schädlicher Luftverschmutzung sowohl in Innenräumen als auch außerhalb zur Folge hat – einschließlich der Emission bekannter Karzinogene. Trotzdem haben sich Luftschadstoffe aus dieser Quelle in Großbritannien seit dem Jahr 2009 schätzungsweise verdoppelt, weil immer mehr Menschen daheim Holzöfen aufstellen und nutzen. Der Zusammenhang mit gesundheitlichen Folgen in Ländern mit hohem Einkommen ist aber noch nicht gut verstanden. Zudem sind Wohngebiete mit höheren solchen Emissionen anhand der bestehenden Monitoring-Netzwerke, mit denen die Luftqualität beobachtet wird, nur schwer zu identifizieren.“

Potenzielle Verfälschung durch sozioökonomische Faktoren

Die Verfasser der aktuellen Arbeit griffen Daten aus der ELSA-Studie (English Longitudinal Study of Aging) auf, für die der Einsatz von Öfen zur Verbrennung von Festbrennstoffen in Großbritannien kartiert worden war. Anhand dieser Informationen untersuchten sie die Verbindung der von den Befragten angegebenen Verwendung von Festbrennstoffen in Privathaushalten mit der Abnahme von Lungenfunktion, bewertet anhand der Einsekundenkapazität.

Die Auswirkungen auf die Gesundheit zu ermitteln sei schwierig, so Horsfall. Der Grund: Haushalte, in denen mit Holz geheizt wird, verfügen tendenziell über ein höheres Einkommen, und die Bewohner erfreuen sich insgesamt auch mit höherer Wahrscheinlichkeit einer besseren Gesundheit. Die Wissenschaftlerin erläuterte: „Wir stellten fest, dass Personen, die Festbrennstoffe verheizen, niedrigere Raten hinsichtlich Tabakkonsum und Lungenerkrankungen aufweisen. Dies kann die wahren Auswirkungen der Exposition gegenüber der Verbrennung fester Stoffe verschleiern.“

Raschere Abnahme der Lungenfunktion bei Nutzern von Holzöfen festgestellt

Horsfall ergänzte: „Durch die wiederholte Erhebung von Maßen der Lungenfunktion über einen Zeitraum von acht Jahren konnten wir feststellen, dass die Lungenfunktion von Nutzern fester Brennstoffe rascher abnahm als bei Nichtnutzern. Dies war selbst nach Berücksichtigung sozioökonomischer Faktoren und solchen, die die Wohnumstände betreffen, der Fall. Dies lässt auf eine wichtige Verbindung zwischen der Verwendung von Festbrennstoffen und einer Abnahme der Lungengesundheit schließen – trotz der besseren Ausgangswerte die Gesundheit betreffend in der exponierten Gruppe.“

Die Forscherin ergänzte: „Unsere Untersuchung lässt die Annahme zu, dass ein höheres Ausmaß an Partikelemission aus Holzöfen Lungengewebe schädigt, was in ähnlicher Art und Weise zu Entzündung führt wie Zigarettenrauch.“

Horsfall und ihr Forschungsteam möchten nun untersuchen, ob die Raten von Atemproblemen bei Personen, die in Gegenden mit einer hohen Konzentration von Holzöfen leben (beispielsweise in den wohlhabenderen Vierteln Londons), ebenfalls erhöht sind. Als Indikatoren dafür werden die Verordnung inhalativer Therapien und Hospitalisierungen aufgrund von Lungenerkrankung untersucht.

Auch in Europa als potenziellen Risikofaktor berücksichtigen

Prof. Ane Johannessen von der Universität Bergen (Norwegen), Leiterin der ERS-Expertengruppe für Epidemiologie und Umwelt, kommentierte die Studie und die zunehmende Nutzung von Holzöfen in europäischen Privathaushalten folgendermaßen: „Untersuchungen in anderen Teilen der Welt, in denen traditionell privat Holzfeuer verwendet werden, haben gezeigt, dass dies schädlich ist und Asthma, Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung und Lungenkrebs verursacht. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass Holzöfen in europäischen Haushalten ähnliche Auswirkungen haben können und bei der Beurteilung der Atemwegsgesundheit als potenzieller Umweltrisikofaktor berücksichtigt werden sollten – insbesondere bei Patienten mit einer ungeklärten Verschlechterung der Lungenfunktion oder chronischen Atemwegssymptomen.“

Die Medizinerin, die an der vorgetragenen Studie nicht beteiligt war, ergänzte: „Obwohl umweltgerechte Holzöfen in Europa im Allgemeinen als sauberer und sicherer gelten als herkömmliche, werden in vielen europäischen Haushalten immer noch ältere Holzöfen benutzt. Zudem sind selbst die neueren Öfen möglicherweise nicht völlig risikofrei. Diese Studie unterstreicht, dass es klarerer Richtlinien und Vorschriften im Hinblick auf die öffentliche Gesundheit im Zusammenhang mit der privaten Holzverbrennung bedarf.“ Man sollte sich bewusst sein, dass diese Öfen Nutzern und deren Familien schaden können, und Ärzte sollten ihre Patienten danach fragen, ob sie zu Hause einen solchen Ofen benutzen, unterstrich Johannessen.

(ac/BIERMANN)