ERS 2025: Höhere Schadstoffbelastung der Luft ist mit Verschlechterung einer Obstruktiven Schlafapnoe assoziiert10. Oktober 2025 Mess-Station zur Ermittlung der Luftqualität. (Foto: © komgritch/stock.adobe.com) Wer an Obstruktiver Schlafapnoe (OSA) leidet und an seinem Wohnort regelmäßig einem höheren Grad von Luftverschmutzung ausgesetzt ist, hat möglicherweise stärkere OSA-Symptome. Ob das tatsächlich der Fall ist und in welchem Maße, hängt aber offenbar auch von anderen lokalen Faktoren ab. Die Ergebnisse einer entsprechenden in Europa durchgeführten Untersuchung waren Inhalt eines Vortrages, den Prof. Martino Pengo von der Universität Milano-Bicocca (Italien) kürzlich auf dem Kongress der European Respiratory Society (ERS) in Amsterdam (Niederlande) hielt. „Wir wissen, dass die OSA häufiger bei Personen vorkommt, die älter oder übergewichtig sind“, erläuterte der Referent. „Zunehmend Sorge bereitet aber auch die Annahme, dass durch eine Exposition gegenüber Luftverschmutzung die Erkrankung verschlimmern kann“, erklärte Pengo weiter. „Ältere Studien, meist in nur einem Land durchgeführt, sind in dieser Hinsicht zu gemischten Ergebnissen gekommen. Wir wollten dies daher in einem größeren Maßstab und über verschiedene europäische Städte hinweg untersuchen – mit dem Ziel, besser zu verstehen, ob und wie Luftverschmutzung Auswirkungen auf die OSA hat.“ Daten von Patienten aus 25 Städten in 14 europäischen Ländern Für die Studie analysierten die Wissenschaftler Informationen zu 19.325 OSA-Patienten, die aus 25 Städten in 14 Ländern stammten. Bei allen handelte es sich um Personen, die an einem großen Forschungsprojekt – der European Sleep Apnoea Database – teilnehmen. Die ausgewerteten Daten umfassten Angaben zu Patientenalter und -geschlecht sowie zum Body-Mass-Index und zum Rauchverhalten. Zudem unterzog man die Teilnehmenden einer Polysomnographie zur Messung der Schlafqualität und Feststellung einer OSA sowie einer Erhebung der Sauerstoffsättigungswerte im Schlaf. Diese Patientendaten glichen die Forschenden dann mit der Feinstaubkonzentration (PM10) in der Luft am Wohnort der Probanden ab. Diese Daten stellte der europaweite Copernicus Atmosphere Monitoring Service zur Verfügung. Hoher Apnoe-Hypopnoe-Index korreliert mit hoher Schadstoffbelastung Die Wissenschaftler stellten fest: Für jede Zunahme der Feinstaubbelastung um eine Einheit gab es einen Anstieg des Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) bei den Patienten. Dieser war zwar nur moderat, aber messbar. So fiel die durchschnittliche PM10-Belastung dort, wo OSA-Patienten mit einem niedrigen AHI (<5 Ereignisse/Stunde) lebten, relativ gering aus (ca. 16 μg/m3 Luft). Im Gegensatz dazu lebten OSA-Betroffene mit einem hohen AHI (≥5 Ereignisse/Stunde) in Gegenden mit einer vergleichsweise hohen PM10-Belastung (ca. 19 μg/m3 Luft). Pengo und Kollegen beobachteten außerdem für verschiedene europäische Städte Unterschiede in Bezug darauf, wie stark dieser Zusammenhang zwischen OSA und Luftverschmutzung war. So erwies er sich in Metropolen wie Lissabon (Portugal), Paris (Frankreich) und Athen (Griechenland) als besonders ausgeprägt. Neben den genannten und anderen Städten Europa fanden Untersuchungen unter anderem auch in Deutschland (Berlin, Hamburg, Solingen und Mainz) statt.* Effekt ist im Gesamtbild relevant „Wir bestätigen somit einen statistisch signifikanten positiven Zusammenhang zwischen einer langfristigen Exposition gegenüber Luftverschmutzung – und insbesondere durch PM10 – und dem Schweregrad einer OSA“, erklärte Pengo. „Selbst nach Berücksichtigung weiterer Faktoren, die bekanntermaßen Einfluss auf eine OSA haben, beobachteten wir noch eine durchschnittliche Zunahme der Anzahl respiratorischer Ereignisse pro Stunde an Schlaf um 0,41 pro Anstieg um eine PM10-Einheit.“ Pengo unterstrich: „Dieser Effekt mag für jeden Einzelnen betrachtet gering erscheinen, doch über ganze Populationen hinweg gesehen kann es dadurch zu einer Neuzuordnung von Betroffenen in eine Kategorie mit höherem Schweregrad kommen. Aus der Public-Health-Perspektive ist er deshalb bedeutsam.“ Begleitende lokale Faktoren spielen auch eine Rolle „Eine der interessantesten Erkenntnisse war, dass der Zusammenhang von Luftverschmutzung und OSA-Schweregrad nicht überall in Europa gleich ausfiel: In einigen Städte war der Einfluss stärker, in anderen schwächer oder gar nicht vorhanden“, berichtete Pengo. Die Ursachen für diese regionalen Unterschiede könnten im lokalen Klima oder an der Art der Schadstoffbelastung liegen, so der Wissenschaftler – oder sogar darin, wie in den verschiedenen Gesundheitssystemen eine OSA erkannt und diagnostiziert wird. Die Wissenschaftler möchten nun herausfinden, warum sich die Auswirkungen der Schadstoffbelastung in der Luft auf den Schweregrad einer OSA zwischen verschiedenen Städten unterscheiden. Dabei wollen sie auch untersuchen, ob manche Betroffene stärker auf Luftverschmutzung reagieren als andere. Die Forschenden hoffen auch herausfinden zu können, ob eine Reduktion der Schadstoffbelastung zu einer Verbesserung der OSA-Symptome beitragen kann. Bei Beurteilung von OSA-Patienten auch Umweltfaktoren berücksichtigen „Für Ärzte, die OSA-Patienten versorgen, unterstreicht diese Studie, dass es notwendig ist, zusammen mit anderen Risikofaktoren auch die Umweltbedingungen wie Luftverschmutzung zu berücksichtigen“, kommentierte Prof. Sophia Schiza von der Universität Kreta (Griechenland). Sie sitzt der ERS-Kommission vor, die sich mit schlafbezogenen Atmungsstörungen beschäftigt. „Diese Untersuchung bestätigt die Auffassung, dass es eine Verbindung zwischen Umweltgesundheit und Schlafmedizin gibt. Sie erinnert uns daran, dass die Bekämpfung von Luftverschmutzung nicht nur gut für den Planeten ist, sondern auch entscheidend für unsere Lungengesundheit und unsere Schlafqualität.“ (ac/BIERMANN) *Weitere Städte, in denen Untersuchungen durchgeführt wurden, waren Porto (Portugal), Grenoble (Frankreich), Göteborg (Schweden), Leuven (Belgien), Forde (Norwegen), Turku (Finnland), Warschau (Polen), Split (Kroatien), Timișoara (Rumänien) und Košice (Slowakei) sowie Mailand, Pavia und Palermo (Italien), Thessaloniki, Kreta und Alexandoupolis (Griechenland) und Brno sowie Klecany in Tschechien.
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