ERS 2025: Remote-Monitoring halbiert bei Kindern mit Asthma die Hospitalisierungsrate8. Oktober 2025 Die untersuchte App zum Selbst-Monitoring enthält auch Notfall- und Behandlungspläne sowie Informationen zu den verordneten Medikamenten und Anweisungen zu deren Gebrauch. (Foto: © Stock Rocket/stock.adobe.com) Eine App, mit der Eltern selbst das Asthma ihrer Kinder überwachen können, hat in einer Studie gute Erfolge gebracht. Mit einem solchen Monitoring ging ‒ im Vergleich zur alleinigen Betreuung durch ein Praxisteam ‒ eine Halbierung der Wahrscheinlichkeit für eine Hospitalisierung wegen Atemwegsproblemen einher. Darauf deuten die Ergebnisse einer Untersuchung hin, die im September auf dem Kongress der European Respiratory Society (ERS) in Amsterdam (Niederlande) vorgestellt wurden. Die Autoren stellten in ihrer Studie außerdem fest, dass ein solches Monitoring mittels App auch dazu beitrug, die Asthmasymptome dieser Kinder unter Kontrolle zu halten. Dokumentation von Symptomen und Lungenfunktion Für das Selbst-Monitoring hatten die betroffenen Kinder mit stabiler Erkrankung und deren Familien etwa einmal im Monat eine App benutzt und darin Fragen zu aufgetretenen Asthmasymptomen beantwortet oder sie dazu verwendet, Informationen zur Lungenfunktion aufzuzeichnen. Die verwendete App enthält auch Notfall- und Behandlungspläne sowie Informationen zu den verordneten Medikamenten und Anweisungen zu deren Gebrauch. Der an der Untersuchung beteiligte Dr. Martinus Oppelaar vom Amalia-Kinderkrankenhaus am Radboud University Center in Nijmegen (Niederlande) erklärte bei der Vorstellung der Forschungsergebnisse: „Unser Team hatte zuvor eine klinische Studie erfolgreich abgeschlossen, in der wir zeigen konnten, dass ein Remote-Monitoring bei Asthma routinemäßige ambulante Arzttermine um 50 Prozent reduzieren kann. Allerdings ist die Routineversorgung in der Realität komplexer und weniger geordnet als das hochgradig kontrollierte Setting einer Studie.“ „Wichtiger Schritt in Richtung Digitalisierung“ Der Medizinier ergänzte: „In den folgenden Jahren konnten wir unsere Remote-Monitoring-Plattform so weiterentwickeln, dass sie für den Einsatz in der routinemäßigen Praxis im großen Maßstab bereit war. Dadurch waren wir in der einzigartigen Position zu untersuchen, wie sich die Forschung in diesen komplexen und ungeordneten Kontext der Routineversorgung übertragen lässt. Dies ist ein wichtiger nächster Schritt in der Digitalisierung von Gesundheitssystemen.“ Die auf dem ERS-Kongress präsentierte Studie umfasste Daten zu 2528 Kinder mit Asthma im Alter zwischen sechs und 18 Jahren. Sie wurden im Zeitraum 2017 bis 2023 an einem von sechs niederländischen Krankenhäusern versorgt. Von diesen Kindern verwendeten 1374 das Remote-Monitoring zumindest manchmal. Weitere 2236 Kinder nutzten die App nicht. Einige der Probanden, so erläuterte Oppelaar, wurden in der Analyse beiden Gruppen zugeordnet, weil sie einige Zeit lang das Remote-Monitoring nicht nutzten, dies im Laufe der Studie dann aber doch taten. Um fast die Hälfte weniger Vorstellungen in einer Notaufnahme Im Durchschnitt beobachtete man die Kinder für einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren. Während dieser Zeit dokumentierten die Forschenden die Anzahl der Konsultationen in einer Krankenhaus-Notaufnahme und ob die Probanden stationär aufgenommen wurden. Laut der Auswertung der Daten senkten das Remote-Monitoring das Risiko für eine Vorstellung des Kindes in einer Notaufnahme um rund 49 Prozent. Das Risiko für eine Hospitalisierung nahm um etwa 57 Prozent ab. Wie die Wissenschaftler errechneten, konnte pro 39 Kindern mithilfe der App eine Krankenhauseinweisung verhindert werden. Wissenschaftler sehen klare Vorteile bei Nutzung der App Das Remote-Monitoring-System „Luchtbrug“, das von Forschenden des Radboud University Medical Center entwickelt wurde, sammelt ebenfalls Daten darüber, ob Asthmasymptome unter Kontrolle sind oder nicht. Insgesamt stieg der Anteil der Kinder mit gut kontrolliertem Asthma von 77 auf 86 Prozent, als sie das System nutzten. Oppelaar sagte: „Durch die Untersuchung des Remote-Monitoring in der realen Praxis konnten wir zeigen, dass es klare Vorteile hinsichtlich der Vermeidung von Krankenhausaufenthalten bei Kindern mit Asthma gibt. Wir beobachten einen sofortigen Rückgang der Besuche in der Notaufnahme und der Krankenhausaufenthalte sowie eine längerfristige Verringerung der Symptome und der Anzahl der Kinder, die eine ambulante Behandlung benötigen.“ Hilfestellung zur besseren Bewältigung der Erkrankung Der Mediziner ergänzte: „Das Remote-Monitoring ist natürlich kein neues Medikament: Es lässt die Krankheit nicht verschwinden. Sie kann jedoch Kindern und ihren Familien helfen, das Asthma besser zu bewältigen. Der Umgang mit einer chronischen Erkrankung kann schwierig sein, und insbesondere für Kinder kann das Remote-Monitoring die Bewältigung etwas erleichtern. Dies führt zu besseren Outcomes und Fähigkeiten hinsichtlich des Selbstmanagements, die erhalten bleiben.“ „Entscheidend ist, dass über das Überwachungssystem auch das Krankenhaus benachrichtigt wird, wenn sich die Symptome des Kindes verschlechtern“, fügte Oppelaar hinzu. „So können Ärzte und Pflegekräfte Kontakt aufnehmen und die Behandlung des Kindes bei Bedarf anpassen.“
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