ERS-Report zum Klimawandel: Menschen mit Lungenerkrankungen sind zusätzlichen Risiken ausgesetzt7. September 2023 Abbildung: © parabolstudio/stock.adobe.com Laut einem Anfang September im „European Respiratory Journal“ veröffentlichten Expertenbericht sind Menschen mit Lungenerkrankungen wie Asthma und Chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) einem noch größeren Risiko durch den Klimawandel ausgesetzt. In ihrem Bericht bündeln die Experten Belege dafür, wie die Auswirkungen des Klimawandels – Hitzewellen, Waldbrände und Überschwemmungen – die Atembeschwerden von Millionen Menschen auf der ganzen Welt verschlimmern werden, insbesondere von Säuglingen, Kleinkindern und älteren Menschen. Im Namen der European Respiratory Society (ERS), die mehr als 30.000 Pneumologen aus 160 Ländern vertritt, fordern die Autoren das Europäische Parlament und Regierungen auf der ganzen Welt auf, den Ausstoß von Treibhausgasen dringend zu reduzieren und die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Prof. Zorana Jovanovic Andersen von der Universität Kopenhagen (Dänemark), Vorsitzende des Umwelt- und Gesundheitsausschusses der ERS, gehört zu den Autoren des Berichts mit dem Titel“Klimawandel und Atemwegsgesundheit: eine Stellungnahme der European Respiratory Society“. Sie erklärt: „Der Klimawandel wirkt sich auf die Gesundheit aller aus, aber Atemwegspatienten gehören wohl zu den am stärksten gefährdeten Personen.“ Dies sind Menschen, die bereits unter Atembeschwerden leiden und weitaus empfindlicher auf den Klimawandel reagieren. Ihre Symptome würden schlimmer und für einige könne dies sogar tödlich enden. „Luftverschmutzung schädigt bereits unsere Lunge“, sagt die Umweltmedizinerin. „Jetzt werden die Auswirkungen des Klimawandels zu einer großen Bedrohung für Atemwegspatienten.“ Zu diesen Effekten gehören dem Bericht zufolge höhere Temperaturen und ein daraus resultierender Anstieg von Allergenen in der Luft, beispielsweise Pollen. Dazu gehören auch häufigere extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Waldbrände, die zu Episoden extremer Luftverschmutzung und Staubstürmen führen, sowie starke Regenfälle und Überschwemmungen, die höhere Luftfeuchtigkeit und Schimmel in Häusern zur Folge haben. In ihrem Bericht heben die Autoren insbesondere das zusätzliche Risiko für Säuglinge und Kinder hervor, deren Lunge sich noch in der Entwicklung befindet. In diesem Jahr wurden weltweit neue Rekorde für hohe Temperaturen aufgestellt, und Europa erlebte Hitzewellen, verheerende Waldbrände, Regenstürme und Überschwemmungen. „Als behandelnde Ärzte und Pflegepersonal in der Pneumologie müssen wir uns dieser neuen Risiken bewusst sein und alles tun, was wir können, um das Leiden der Patienten zu lindern“, unterstreicht Jovanovic Andersen. „Wir müssen unsere Patienten auch über die Risiken aufklären, damit sie sich vor den negativen Auswirkungen des Klimawandels schützen können.“ Die bestehenden Luftqualitätsstandards der Europäischen Union (EU) liegen weit über den Luftqualitätsrichtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) (25 μg/m3 für Feinstaub [PM2,5] und 40 μg/m3 für Stickstoffdioxid in der EU vs. 5 μg/m3 für PM2,5 bzw. 10 μg/m3 für Stickstoffdioxid laut WHO-Richtlinien). Allerdings überarbeitet die EU derzeit ihre Luftqualitätsrichtlinie. „Die aktuellen Grenzwerte sind veraltet und schützen die Gesundheit der EU-Bürger nicht“, erklärt Jovanovic Andersen. „Ehrgeizige neue Luftqualitätsstandards würden sauberere Luft und eine bessere Gesundheit für alle Europäer gewährleisten und dazu beitragen, Klimakrisen abzumildern. Wir fordern das Europäische Parlament auf, unverzüglich sicherere Grenzwerte zu verabschieden und durchzusetzen. Wir alle müssen saubere und sichere Luft atmen. Das bedeutet, dass wir von den politischen Entscheidungsträgern Maßnahmen benötigen, um die Auswirkungen des Klimawandels auf unseren Planeten und unsere Gesundheit abzumildern.“ Die ERS hat eine eigene Nachhaltigkeitspolitik entwickelt, einschließlich Initiativen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Beispielsweise hat die Fachgesellschaft im Jahr 2022 damit begonnen, ihre eigenen Kohlendioxid-Emissionen zu messen, um eine Bezugsgröße für Verbesserungen zu haben. Die ERS richtet ihre Strategien und Richtlinien auch an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen aus.
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