Erster Patient der LION-1-Studie erhält Immunzelltherapie gegen neues Zielmolekül25. Juni 2025 Die klinischen Prüfpräparate für die LION-1-Studie werden im Reinraum am Fraunhofer IZI in Leipzig unter GMP-Standards hergestellt. Bild: ©Fraunhofer IZI Das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) hat den ersten Patienten der LION‑1‑Studie behandelt – mit ROR1-spezifischen CAR‑T-Zellen. ROR1 kommt sowohl auf Krebszellen hämatologischer Erkrankungen als auch auf soliden Tumoren vor. Im Rahmen der klinischen Phase-I-Studie LION-1 wurde der erste Patient mit dem neu entwickelten Medikament behandelt. Bis zu 46 Patienten erhalten im Verlauf der Studie modifizierte T-Zellen, die gezielt gegen das Protein ROR1 gerichtet sind. Umgesetzt wird die Studie am neu entstandenen Clinical Trial Center des NCT WERA, das an die von Dr. Maria-Elisabeth Goebeler geleitete Early Clinical Trial Unit (ECTU) angegliedert ist. Das Studienteam ist für die aufwendige Durchführung der Studie verantwortlich und koordiniert die beteiligten Fachbereiche, aus denen die Patienten zugewiesen werden. Studienleiter der LION-1-Studie ist Prof. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am UKW und Sprecher des NCT WERA. Weltweit erste CAR-T-Zell-Studie zum Nebennierenkarzinom Das Team des neu entstandenen Clinical Trial Center des NCT WERA, das an die Early Clinical Trial Unit (ECTU) angegliedert ist, ist für die aufwendige Durchführung der Studie verantwortlich. Bild: Christina Bornschein/© UKW Bereits im Vorfeld waren dem ersten Patienten körpereigene T-Zellen entnommen worden, die dann im Labor des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie (IZI) in Leipzig mit dem chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet wurden. Nun startet die Behandlung: Die umprogrammierten Immunzellen werden per Infusion zurück in den Blutkreislauf gebracht. Dort sollen die ROR1-CAR-T-Zellen die Krebszellen erkennen und zerstören. Der Patient ist an einem Nebennierenkarzinom erkrankt und die aktuellen Standardtherapien wurden bereits ausgeschöpft. „Das ist die weltweit erste CAR-T-Zell-Studie bei dieser seltenen bösartigen Entartung der Nebenniere“, beschreibt der behandelnde Endokrinologe Prof. Martin Fassnacht. LION-1-Studie soll Verträglichkeit der Behandlung abstecken Prof. Sophia Danhof ist Fachärztin für Innere Medizin und Professorin für die Zelluläre Immuntherapie maligner Erkrankungen. Sie leitet die Behandlung und beschreibt die Erwartungen an die Studie: „Wir wollen wissen, wie der Körper die neue Behandlung verträgt. Welche Nebenwirkungen können auftreten, und welche Dosis ist die richtige? Gleichzeitig hoffen wir auf erste, wenn auch vorsichtige Anzeichen, dass die Therapie wirkt. Das können beispielsweise Rückgänge im Tumorwachstum, eine Verbesserung des Gesundheitszustands oder messbare Reaktionen im Immunsystem sein.“ Innerhalb der Studie werden zwei Patientengruppen untersucht – eine Gruppe mit Patienten, die an Blutkrebserkrankungen wie Mantelzelllymphom oder Chronischer lymphatischer Leukämie leiden, und eine Gruppe mit Patienten, die an soliden Tumoren wie Eierstock-, Brust- oder Nebennierenrindenkrebs leiden. Insgesamt sind bis zu 23 Patienten pro Gruppe geplant. „Um diese Anzahl zu erreichen, werden neben Würzburg weitere Standorte miteinbezogen,“ so Danhof. ROR1 − ein vielversprechendes Ziel auch für schwer behandelbare Tumoren Die Etablierung einer Therapie mit ROR1-CAR-T Zellen wäre ein Meilenstein, da davon auch Krebserkrankte mit soliden Tumoren profitieren könnten. Diese sind mit einer derartigen Immuntherapie bislang kaum behandelbar. Prof. Michael Hudecek, Sponsorvertreter der Studie, erklärt: „ROR1 ist ein vielversprechendes Ziel, weil es auf vielen Tumorzellen vorkommt, aber selten in gesunden Geweben.“ Das Forschungsteam seines Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie des Uniklinikums hat die ROR1-spezifischen CAR-T-Zellen konstruiert. Routinierter Partner für die patientenindividuelle Herstellung Die Herstellung der klinischen Prüfpräparate für die LION-1-Studie erfolgt am Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig nach dem pharmazeutischen Standard der Guten Herstellungspraxis (GMP – Good Manufacturing Practice). Das Fraunhofer IZI verfügt über umfassende Erfahrungen mit der Herstellung von CAR-T-Zelltherapeutika und war bereits an der präklinischen Entwicklung der ROR-1-Therapie beteiligt. In den modernen Reinräumen der Abteilung „GMP Zell- und Gentherapie“ werden zunächst spezifische Immunzellen des Patienten isoliert und angereichert. Anschließend wird die genetische Information für den neuartigen CAR-Rezeptor stabil in das Genom der T-Zellen integriert. Die Zellen werden dann über mehrere Tage hinweg vermehrt. Im Gegensatz zu allen bislang zugelassenen CAR-T-Zelltherapien kommt dabei die virusfreie Sleeping-Beauty-Transposon-Technologie zum Einsatz. Nach umfassenden Qualitätsanalysen und der pharmazeutischen Freigabe wird das Präparat zum Prüfstandort zurückgesendet, wo die Behandlung erfolgen kann. Die Herstellung der CAR-T-Zellen für den zweiten Patienten ist bereits abgeschlossen, sodass die Behandlung zeitnah erfolgen kann.
Mehr erfahren zu: "Prostatakarzinom: Neue Methode zur Schwächung von Krebszellen könnte die Behandlung beschleunigen" Weiterlesen nach Anmeldung Prostatakarzinom: Neue Methode zur Schwächung von Krebszellen könnte die Behandlung beschleunigen Eine neue Studie aus Australien zeigt, dass die Enzyme PDIA1 und PDIA5 entscheidend dazu beitragen, dass Prostatakrebszellen wachsen, überleben und therapieresistent werden. Die Entdeckung bietet therapeutisches Potenzial.
Mehr erfahren zu: "Prostatakrebs: Virtuelles 3D-Modell soll Operationsplanung verbessern" Prostatakrebs: Virtuelles 3D-Modell soll Operationsplanung verbessern Forschende der Martini-Klinik planen in einer aktuellen Studie´zu Prostatakrebs, zusätzlich zur PSMA-PET sowohl für die Patientenaufklärung als auch für die Operateure ein virtuelles 3D-Modell in der präoperativen Bildgebung einzusetzen.
Mehr erfahren zu: "Radikale thorakoskopische Lungenkrebsoperation: Prä- und Rehabilitation führt zu weniger Komplikationen und rascherer Genesung" Radikale thorakoskopische Lungenkrebsoperation: Prä- und Rehabilitation führt zu weniger Komplikationen und rascherer Genesung Mit der Rehabilitation (auch Prähabilitation) von Patienten, die sich einer radikalen thorakoskopischen Lungenkrebsoperation (TLCRS) unterzogen haben, hat sich jüngst ein Forscherteam aus China beschäftigt. Die Frage lautete, welcher Ansatz am […]