Erstmals erfolgreich: Gentherapie zum Erhalt des Gehörs im Tiermodell mit alten Mäusen

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US-amerikanischen Forschenden ist es gelungen, das Gehör von alternden Mäusen mittels Gentherapie mit einem Virus-Vektor wieder herzustellen.

Schätzungen gehen davon aus, dass bis 2050 eine von zehn Personen von irgendeiner Form der Schwerhörigkeit betroffen ist. Genetisch bedingter Hörverlust ist oft am schwierigsten zu behandeln, Hörsysteme und Cochlea-Implantate gleichen die Nachteile nur bedingt aus. Forschende ziehen daher Gentherapien als alternative Lösungen in Betracht.

Eines der vielversprechendsten Gentherapie-Werkzeuge sind Adeno-assoziierte-Viren(AAV)-Vektoren. Im Tiermodell ist es bereits gelungen mittels AAV-Vektoren das Gehör neugeborener Tiere mit Gendefekt wieder herzustellen. Bei Modellen mit adulten oder alten Tieren fehlte bislang ein Nachweis der Wirksamkeit der Vektoren. Da Menschen mit voll entwickelten Ohren geboren werden, ist ein solcher Proof-of-concept notwendig, bevor die Methode bei Menschen mit genetisch bedingtem Hörverlust getestet werden kann.

Forschende vom Massachusetts Eye and Ear Infirmary, Boston (USA) konnten kürzlich erstmals die Wirksamkeit eines AAV-Vektors in einem Maus-Modell mit alten Tieren nachweisen. Sie haben ein Maus-Modell mit reifen Tieren entwickelt, die eine Genmutation haben, die äquivalent zu einem defekten TMPRSS3-Gen beim Menschen ist. Das führt typischerweise zu progressivem Hörverlust. Die Forschenden konnten eine robuste Rettung des Gehörs der alten Mäuse beobachten, nach einer Injektion eines AVV-Vektors in das Innenohr der Mäuse, der ein normales humanes TMPRSS3-Gen trug. TMPRSS3 kodiert für eine Transmembran-Serin-Protease und Mutationen in diesem Gen führen unter anderem zu „Autosomal recessive deafness 8“ (DFNB8).

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass genetisch bedingter Hörverlust möglicherweise mit einer virusvermittelte Gen-Therapie – entweder allein oder in Kombination mit einem Cochlea-Implantat – behandelt werden könnte“, erklärte der korrespondierende Autor der in „Molecular Therapy“ veröffentlichten Studie, Zheng Yi Chen, D. Phil. vom Eaton-Peabody Laboratories am Mass Eye and Ear. Chen zufolge war das die erste Studie, die das Gehör in alternden Mäusen wieder herstellen konnte. Das weise darauf hin, dass es machbar sein könnte DFNB8-Patienten mit einer Gentherapie zu behandeln, selbst in fortgeschrittenem Alter, so Chen weiter. Er betonte: „Dies Studie etabliert auch die Machbarkeit anderer Gentherapien in der alternden Population.“