Erstmals TAPE-Verfahren bei Arthritis eingesetzt2. April 2025 Das Behandlungsteam am UKJ: Alexander Pfeil, Leiter des Rheumazentrums, Ulf Teichgräber, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Thomas Stauch, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin II (v.l.). (Foto: Rodogast/UKJ) Ein minimalinvasives Embolisationsverfahren, das in Jena zum Einsatz kam, lindert eine immuntherapiebedingte Gelenkentzündung bei Darmkrebs. Experten des Universitätsklinikums Jena (UKJ) haben nach Angaben des UKJ weltweit erstmals eine Arthritis des Kniegelenkes bei einer Patientin mit Dickdarmkrebs mittels transarterieller periartikulärer Embolisation, kurz TAPE, erfolgreich behandelt. Bei diesem minimalinvasiven Embolisationsverfahren wird die Durchblutung entzündlicher Gefäße im Gelenk gezielt unterbrochen, um die Entzündung und die damit verbundenen Schmerzen zu verringern. Die 48-jährige Patientin, die infolge einer Immuntherapie gegen Dickdarmkrebs an schwerer Arthritis im linken Knie litt und deshalb auf einen Rollstuhl angewiesen war, kann nach dieser Behandlung wieder eigenständig gehen, berichtet das UKJ. Die Erstbeschreibung des Verfahrens wurde in der Fachzeitschrift „Rheumatology“ veröffentlicht. Arthritis als Nebenwirkung der Immuntherapie 2013 erhielt die Patientin die Diagnose Dickdarmkrebs. Mehrere chirurgische Eingriffe an der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie und Chemotherapien an der Klinik für Innere Medizin II am UKJ folgten, um den Krebs zu behandeln. Doch nach einiger Zeit traten stets erneut Metastasen auf, berichtet das UKJ. Deshalb begann Dr. Thomas Stauch, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin II am UKJ, eine neuartige Immuntherapie bei der 48-Jährigen. Durch diese Therapie soll das körpereigene Immunsystem die Krebszellen wieder erkennen und bekämpfen. „Die sogenannten Immun-Checkpoint-Inhibitoren binden sich an die Immunzellen, um die Handbremse des Immunsystems zu lösen und die Immunantwort des Körpers gegen die Tumorzellen wieder zu stärken“, so Stauch. Diese Therapie löste bei der Patientin jedoch schwere Autoimmunreaktionen aus. Die Diagnose: Arthritis im linken Kniegelenk. „Solche Nebenwirkungen sind bei der Therapie eher selten. Nur etwa zehn Prozent unserer Patientinnen und Patienten reagiert darauf mit einer überschießenden Immunreaktion“, weiß der Onkologe. Minimalinvasive Therapie reduziert Schmerzen und Schwellungen Hilfe fand die Patientin im Rheumazentrum (G-BA-Kriterien) der Klinik für Innere Medizin III am UKJ. Die üblichen Behandlungsmöglichkeiten bei Arthritis wie nuklearmedizinische Verfahren oder entzündungshemmenden Medikamente wie hochdosiertes Kortison zeigten in ihrem Fall keine Wirkung oder konnten nicht angewendet werden, da sie die Effekte der Immuntherapie behindert hätten. Deshalb entschied sich das interdisziplinäre Team aus den Bereichen Onkologie, Rheumatologie und Radiologie für eine innovative, bisher nicht in diesem Kontext angewendete Therapieoption, das TAPE-Verfahren. Dieses werde bisher hauptsächlich zur Behandlung von Arthrose eingesetzt. „Mangels alternativer Therapien entschieden wir uns für dieses Verfahren. Und konnten damit nur gewinnen“, beschreibt Prof. Alexander Pfeil, Leiter des Rheumazentrums am UKJ, die damalige Situation. Beim TAPE-Verfahren wurde ein Mikrokatheter – dünner als ein Millimeter – über die Leiste der Patientin eingeführt und unter Röntgenkontrolle an den Entzündungsherd gebracht. „Wir unterbrechen kurzfristig die Blutzufuhr und verabreichen gleichzeitig ein Antibiotikum direkt in die kleinsten Gefäße im entzündeten Gewebe”, erklärt Prof. Ulf Teichgräber, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am UKJ. „Dadurch kann das Antibiotikum deutlich besser wirken als bei der Einnahme in Form von Tabletten oder Infusionen.“ Der Eingriff zeigte schnell Wirkung. Denn bereits zwei Tage danach konnte die Patientin wieder ohne Hilfsmittel laufen. „Ich bin den Ärzten unendlich dankbar, dass sie mich nicht aufgegeben haben“, so die 48-Jährige. „Indem sie mir die Schmerzen genommen haben, habe ich so viel Lebensqualität zurückgewonnen.“ Innovative Ansätze für die Rheumatherapie Das TAPE-Verfahren kann den Experten zufolge künftig eine wichtige Rolle bei der Behandlung rheumatischer Erkrankungen einnehmen, insbesondere, wenn klassische Therapien an ihre Grenzen stoßen. „Dieses Verfahren eröffnet ganz neue Optionen – nicht nur für Patientinnen und Patienten mit Arthritis, sondern für viele andere rheumatische Erkrankungen”, blickt Pfeil in die Zukunft.
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