Es ist niemals zu spät, Statine bei verstopften Beinarterien einzusetzen

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Laut einer Studie, die auf dem ESC-Kongress 2019 und Weltkongress für Kardiologie vorgestellt wurde, ist unter Statinen die Sterblichkeit bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) reduziert, auch wenn sie spät nach der Diagnose begonnen hat. Patienten, die aufhören, Statine zu nehmen, haben in etwa sogar das gleiche Risiko, wie diejenigen, die nicht damit anfingen, Statine zu nehmen. Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, mit der Medikation anzufangen und sie lebenslang, möglichst in hoher Dosierung, weiterzuführen.

Weltweit leiden rund 200 Millionen Menschen an einer pAVK, bei der die Beinarterien verstopft sind. Dies schränkt den Blutfluss zu den Beinen ein und erhöht die Wahrscheinlichkeit für Schlaganfälle und Herzinfarkte. Ungefähr 30% der Patienten haben Schmerzen und Krämpfe in den Beinen, wenn sie gehen – was als Claudicatio intermittens bezeichnet wird – während andere aufgrund einer schlechten Durchblutung ein Gangrän in den Füßen haben.

Statine werden für alle Patienten mit pAVK zusammen mit Raucherentwöhnung, Bewegung, gesunder Ernährung und Gewichtsverlust empfohlen. Statine verringern das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt, indem sie das Cholesterin von Lipoproteinen niedriger Dichte (LDL) senken, das Arteriosklerose verursacht.

Die Einhaltung der Statin-Therapie ist jedoch ein Problem: In den letzten fünf Jahren nahmen nur 57% der Patienten in Europa die Medikamente wie verordnet ein. Von 2016 bis 2017 erreichte nur ein Drittel der Statin-Patienten das LDL-Cholesterin-Ziel von unter 1,8 mmol/l (70 mg/dl).

Die vorgestellte Studie untersuchte, ob die Einhaltung der Statin-Therapie das Überleben von Patienten mit symptomatischer pAVK beeinflusst. An der Studie nahmen 691 Patienten teil, die zwischen 2010 und 2017 in ein Krankenhaus eingeliefert wurden, und wurden über ein medianes Follow-up von 50 Monaten nachbeobachtet. Zu Beginn der Studie erhielten 73% der Patienten Statine und nach 50 Monaten war die Zahl auf 81% gestiegen. Auch die Dosis des Arzneimittels stieg zwischen den beiden Zeiträumen an, was mit einem signifikanten Abfall des LDL-Cholesterins von 97 auf 82 mg/dl einherging.

Patienten, die die Einnahme eines Statins abbrachen, hatten eine ähnliche Sterblichkeitsrate (33%) wie diejenigen, die das Medikament nicht einnahmen (34%). Das Festhalten an der Statin-Gabe während der gesamten 50 Monate war mit einer Sterblichkeitsrate von 20% verbunden. Das Einnehmen von hochdosierten Statinen während der gesamten Studie war mit der niedrigsten Sterblichkeitsrate (10%) verbunden, während das Reduzieren der Dosis während der Studie mit der höchsten Mortalitätsrate verbunden war (43%).

Der Autor der Studie, Dr. Jörn Dopheide vom Universitätsspital Bern in der Schweiz, sagte: “Die Studie zeigt, dass die Einhaltung der Statin-Therapie für die beste Prognose unerlässlich ist. Wir zeigen auch, dass es nie zu spät ist, die Medikation zu starten und davon zu profitieren. Darüber hinaus ist es von entscheidender Bedeutung, die Dosis nicht zu reduzieren, da der LDL-Cholesterinspiegel wieder ansteigt, wodurch das Gesamtrisiko zusätzlich zum Restrisiko für weitere Ereignisse erhöht wird. “

Er kommt zu dem Schluss: “Alle pAVK-Patienten sollten Statine, vorzugsweise sehr potente Statine wie Rosuvastatin 40 mg oder Atorvastatin 80 mg, oder sogar in der höchsten tolerierbaren Dosis, einnehmen. Im seltenen Fall einer Statin-Intoleranz, die in unserer Studie bei etwa 2% der Patienten vorkam, sollte eine alternative Lipidsenkungstherapie in Betracht gezogen werden.” (sh)