EU-weites Netzwerk untersucht plötzliche Herzstillstandsursachen

Symbolbild © ginton, fotolila.com
Der plötzliche Herztod (PHT) stellt weiterhin eine große Herausforderung für die öffentliche Gesundheit dar und macht etwa 20 % aller natürlichen Todesfälle in Industrieländern aus. Obwohl die Mortalitätsraten der koronaren Herzkrankheit in den letzten 30 Jahren erheblich zurückgegangen sind, haben sich die PHT-Raten kaum reduziert.

Etwa 50 % aller kardiovaskulären Todesfälle werden durch PHT verursacht, ein Zustand, bei dem das Herz plötzlich und unerwartet aufhört zu schlagen. Bei Überlebensraten zwischen 5 % und 20 % müssen Prävention und Behandlung von PHT verbessert werden. Um dieses Problem anzugehen, arbeitet ein europäisches Konsortium derzeit an der Schaffung einer gemeinsamen, harmonisierten Datenbank zur Analyse von PHT-Patienten mittels DNA-Proben sowie detaillierter klinischer und medikamentöser Daten. Das von der EU finanzierte Wissenschaftlerteam des ESCAPE-NET-Projekts fassen die Ziele ihrer Forschungsarbeit im „European Heart Journal“ zusammen. Sie betonen, dass die Mehrheit der PHT-Patienten in der Allgemeinbevölkerung eine Reihe erworbener und vererbter Risikofaktoren (einschließlich Polymorphismen, d. h. gemeinsame DNA-Varianten) haben, die isoliert das PHT-Risiko nur marginal erhöhen, aber deren Interaktion relevant werden könnte. Die Suche nach Ursachen von PHT konzentriert sich auf erworbene Faktoren (wie Lebensstil, Komorbiditäten, Medikamentengebrauch), genetische Einflüsse und Umweltfaktoren. Die Forscher fügen hinzu, dass die Identifizierung dieser Risikofaktoren und das Verständnis ihrer Interaktionen oft unmittelbare therapeutische Auswirkungen haben. Sie sagen: „Die Entwicklung eines Risiko-Scores, der mehrere interagierende Risikofaktoren berücksichtigt, kann zu maßgeschneiderten Therapien führen, die Leben retten und kosteneffizienter sind.“
Das Konsortium umfasst Forscher mit komplementärem Fachwissen, beispielsweise solche, die die Ursachen von PHT untersuchen. „Durch die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, die Patientencharakteristika im Detail untersuchen, um die Ursachen von PHT zu entschlüsseln, können Reanimationswissenschaftler diese Merkmale nutzen, um maßgeschneiderte Reanimationsstrategien zu entwickeln“, so die Autoren im selben Artikel. Der GRC Vorstandsvorsitzende Professor Böttiger ist über den ERC in das ESCAPE-NET-Projekt mit eingebunden. Die Projektpartner werden Studien über die Rolle von sozioökonomischen und umweltbedingten Stress beim PHT-Auftreten und Überleben nach PHT durchführen und Kostenwirksamkeitsanalysen verschiedener Präventions- und Reanimationsstrategien durchführen. Wie sie auf der Projektwebsite erklären, bringt
ESCAPE-NET (European Sudden Cardiac Arrest Network: zu Prävention, Bildung und neuer Behandlung) Europas größte PHT-Studienkohorten in einer gemeinsamen Datenbank zusammen, die aus über 94.000 PHT-Fällen besteht. „Eine umfassende Integrationsstrategie dieser außergewöhnlich großen und vollständigen Datensätze stellt einen Quantensprung in der PHT-Forschung dar und bietet eine einmalige
Chance, Strategien für eine wirklich personalisierte Medizin zu entwickeln.“
Weitere Informationen: https://escapenet.eu