Europäische Impfwoche: Impfungen schützen auch vor Krebs20. April 2020 Foto: © weyo/Adobe Stock Während derzeit die ganze Welt der Entwicklung eines Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 entgegenfiebert, werden andere, längst verfügbare Impfungen nicht in ausreichendem Maße wahrgenommen: So etwa die HPV-Impfung, die vor einer Infektion mit den wichtigsten krebsverursachenden Typen der humanen Papillomviren schützt – und damit der Entwicklung von Krebs vorbeugen kann. Zur 15. Europäischen Impfwoche, die vom 20. bis zum 26. April stattfindet, veröffentlicht das Deutsche Krebsforschungszentrum zwei Publikationen zur HPV-Impfung. Darin ist unter anderem zusammengestellt, mit welchen Maßnahmen sich die erforderliche HPV-Impfquote von mindestens 70 Prozent der Jugendlichen erreichen ließe, die langfristig einen bevölkerungsweiten Schutz vor HPV-bedingten Krebsarten bieten würde. Mit der Europäischen Impfwoche will die Weltgesundheitsorganisation die Bevölkerung für die Bedeutung von Impfmaßnahmen für die Prävention von Krankheiten und den Schutz von Menschenleben sensibilisieren. „Derzeit erleben wir mit der COVID-19-Pandemie hautnah, welche zentrale Bedeutung Impfungen für unsere Gesundheit haben. Die ganze Welt fiebert der Entwicklung eines Impfstoffes entgegen. Fast jedes Interview mit einem Virologen dreht sich um die Frage, wann endlich eine Impfung zur Verfügung steht. Das passt nicht gut mit unseren jahrelangen Beobachtungen zusammen, dass Impfungen, die gegen schwere oder sogar lebensbedrohliche Erkrankungen heute bereits zur Verfügung stehen, nicht ausreichend eingesetzt werden. Das gilt auch für Impfungen, die nicht nur vor Infektionen schützen, sondern zusätzlich vor der Entstehung einiger Krebsarten“, betont Michael Baumann, Wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). „Das DKFZ rät daher dringend: Nehmen Sie alle empfohlenen Impfungen wahr! Lassen Sie Ihre Kinder impfen, um sie vor vermeidbaren Krebserkrankungen zu schützen.“ Seit 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission die HPV-Impfung für Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Die Impfung schützt Frauen vor Gebärmutterhalskrebs und sowohl Frauen als auch Männer vor den anderen HPV-induzierten Krebsarten. Humane Papillomviren (HPV) sind weit verbreitet und infizieren sowohl Frauen als auch Männer; sie werden oftmals bereits beim ersten Sexualkontakt übertragen. Fast jeder Mensch infiziert sich im Laufe seines Lebens mit den Viren – wobei die Infektion meist unerkannt verläuft und von selbst wieder abklingt. Etwa 12 der mehr als 200 bislang bekannten HPV-Typen werden jedoch als krebserregend eingestuft. Allein für Deutschland gehen Fachleute davon aus, dass jährlich etwa 7.700 Menschen an HPV-bedingtem Krebs erkranken – allen voran an Gebärmutterhalskrebs. Außerdem lösen die Viren Krebserkrankungen im Mund- und Rachenraum, im Darmausgang sowie im männlichen Genitalbereich aus. Noch allerdings ist die HPV-Impfquote mit etwa 31 Prozent bei den 15-jährigen Jugendlichen in Deutschland nicht ausreichend für einen flächendeckenden Schutz, der erst bei einer Durchimpfungsrate von mindestens 70 Prozent gegeben ist. „Die Ursachen für die niedrigen HPV-Impfquoten in Deutschland sind vielfältig und fordern daher unterschiedliche Lösungsansätze“, sagt Nobila Ouédraogo, Experte für Öffentliche Gesundheit und Impfprävention am DKFZ. Ouédraogo und seine Kollegen haben nun in einem Infoblatt zusammengestellt, welche Hindernisse der Umsetzung der HPV-Impfempfehlung entgegenstehen und welche strukturellen Maßnahmen dazu beitragen können, eine ausreichend hohe HPV-Impfquote zu erreichen. In einer zweiten Publikation, die sich vorwiegend an Eltern richtet, informieren die Wissenschaftler über die Häufigkeit HPV-bedingter Erkrankungen in Deutschland, den Nutzen, die Sicherheit und Wirksamkeit der HPV-Impfung. Die Stabsstelle Krebsprävention des DKFZ stellt beide Infoblätter zur HPV-Impfung zum Download zur Verfügung.
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