Europäische Unfallchirurgen verstärken Zusammenarbeit wegen veränderter Sicherheitslage31. März 2025 Einsatzwagen Sanitätsdienst der Bundeswehr (Bild: Comofoto – stock.adobe.com) Vom 13. bis zum 15. April erwartet die DGU internationale Militärchirurgen und eine ukrainische Delegation von Medizinern. Anlass ist der bevorstehende 24. Europäische Kongress für Trauma- und Notfallchirurgie (ECTES) der European Society for Trauma and Emergency Surgery (ESTES) in Aachen. Die Veranstaltung bringt Fachleute aus aller Welt zusammen. „Aktuelle Themen wie die veränderte Sicherheitslage in Europa und ihre Auswirkungen auf die medizinische Versorgung werden in Sitzungen mit der Bundeswehr, europäischen Militärpartnern und den BG Kliniken unter Einbeziehung des deutschenTraumanetzwerks DGU besprochen“, sagt ECTES-Präsident Prof. Frank Hildebrand und in Personalunion 2. Vizepräsident der DGU. Auf dem Kongress wird eine große Delegation aus der Ukraine erwartet, was die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit unterstreicht. Seit Beginn des Ukraine-Krieges engagiere sich die DGU intensiv für die Versorgung ukrainischer Schwerverletzter in Deutschland. Die Mediziner haben dabei maßgeblich die Strukturen des TraumaNetzwerk DGU® genutzt, um eine schnelle und effektive Behandlung zu gewährleisten, betont die Fachgesellschaft. Der DGU gegenüber erklärte Prof. Mykola Ankin, Präsident der All-Ukrainian Association of the Injury and Rehabilitation (ASIR), was er sich vom Kongress erwartet: „Unser Ziel ist die Schaffung eines modernen Traumamanagementsystems, da die Ukraine derzeit nach einem System arbeitet, das in den 1970er Jahren nach sowjetischem Vorbild etabliert wurde. Wir suchen aktiv nach neuen rechtlichen und organisatorischen Modellen, um unsere Traumaversorgung weiterzuentwickeln. Wir sind zuversichtlich, dass der Erfahrungsaustausch mit führenden europäischen Experten uns dabei helfen wird, ein System zu definieren, das als verlässliche Grundlage für die zukünftige Arbeit dienen wird.“ Die Ukrainer wollen nicht nur Wissen erlangen, sondern auch ihre Erfahrungen weitergeben. „Im Verlauf des Krieges wurde eine erhebliche Anzahl von Zivilkrankenhäusern in die Behandlung mit eingebunden, von denen viele keine Erfahrung im Umgang mit Patienten mit Kriegsverletzungen hatten“, berichtet Ankin. Daher laute sein Rat: „Es sollte nicht versäumt werden, in die Ausbildung von Unfallchirurgen zu investieren, da deren Erfahrungswerte und Fachkenntnisse eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung des Gesundheitssystems spielen.“ Laut DGU kümmere man sich genau darum schon seit vielen Jahren, indem Kursformate etwickelt sowie die Ärztinnen und Ärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie auf krisen- und katastrophenbedingte Notfälle vorbereitet werden. „Daher”, so DGU-Generalsekretär Prof. Dietmar Pennig, „darf es nicht nur Ausgaben für eine militärische Wehrhaftigkeit Deutschlands geben, sondern es müssen auch Folgekosten berücksichtigt werden. Gerade das Gesundheitswesen muss auf einen Ernstfall besser vorbereitet sein.” In der Vorbereitung der Koalitionsverhandlungen sei parteiübergreifend erkennbar geworden, dass die Einbeziehung der gesamten orthopädischen und unfallchirurgischen Infrastruktur unter besonderer Berücksichtigung des Traumanetzwerkes im Bund und in den Ländern erkannt wurde und gefördert werden soll, so Pennig. Bislang seien die Fachgesellschaft und die Krankenhäuser bei allen Maßnahmen der Vorbereitung auf Krise, Krieg, Katastrophe oder Terror in Vorleistung gegangen. Zudem findet auf dem ECTES ein assoziiertes Symposium zur Militärchirurgie statt, das durch die Sektion Disaster&Military Surgery der ESTES und die DGU-Sektion Einsatz-, Katastrophen- und Taktische Chirurgie (EKTC) vorbereitet wurde. Das Symposium bietet der DGU zufolge eine Plattform für den Austausch zur Vorbereitung auf Gewalt-, Krisen- und Kriegsszenarien. Im internationalen Dialog mit Vertretern verschiedener Nationen und Militärs stehen Versorgungskonzepte, Ausbildung, Training und weitere fachliche Kooperationen im Fokus. Militärchirurgische Erfahrungen spielen laut DGU für die zivile Medizin eine zunehmende Rolle angesichts der weltweiten Kriegs- und Krisensituationen, aber auch im Kontext von anderen Katastrophenlagen. „Die Prinzipien der militärischen Traumaversorgung sind zunehmend für zivile Szenarien relevant“, sagt Oberstarzt Priv.-Doz. Dr. Gerhard Achatz. „Militärchirurgen haben besondere Erfahrung mit innovativen Techniken in der Notfallchirurgie, etwa in der prä- und innerklinischen Blutstillung oder mit Überlebensstrategien in Ausnahmesituationen und für besondere und sogenannte multidimensionale Verletzungsmuster. Diese Erkenntnisse sind für zivile Traumazentren und Rettungsdienste wertvoll“, erklärt der stellvertretende EKTC-Leiter. Hinweis für interessierte Ärztinnen und Ärzte:Bei Interesse zur Teilnahme wenden Sie sich per Email an:[email protected] sowie [email protected] Hintergrund zur ECTESDer ECTES ist die internationale Fachtagung der „European Society of Trauma and Emergency Surgery“ (ESTES), welche erstmalig seit 2014 wieder in Deutschland stattfindet. Die ESTES hat das Ziel, auf europäischer Ebene durch die Förderung von klinischer und grundlagenwissenschaftlicher Forschung sowie Lehre bzw. klinischer Wissensvermittlung optimale Behandlungsalgorithmen für chirurgische Notfallpatienten von der Diagnosestellung bis zur Rehabilitation sicherzustellen. Der ECTES 2025 bietet ein vielfältiges dreitägiges Programm und steht unter dem Motto: „Vereinte Vielfalt – gemeinsam der Zukunft entgegen“ (United diversity – facing the future together). Insgesamt werden über 1300 nationale und internationale Experten und Expertinnen erwartet.
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