Europäisches Konsortium erhält 6,9 Millionen Euro zur Sepsis-Forschung

Foto: ©Maks_Lab/stock.adobe.com

Forscherinnen und Forscher aus der Tschechischen Republik, Irland, Österreich, Frankreich, der Slowakei und Deutschland haben sich zu dem Konsortium „BEATSep – International Consortium for Sepsis Survivorship“ zusammengeschlossen, um die langfristigen immunologischen Auswirkungen eines septischen Schocks zu untersuchen.

Sepsis-Überlebende leiden oft an einem geschwächten Immunsystem, was zu Folgeerkrankungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt. „Die molekularen Mechanismen, die zu einer Immunsuppression nach einer Sepsis führen, sind noch weitgehend unbekannt. Es lässt sich derzeit auch nicht vorhersagen, welche Patienten überleben und welche eine Immunsuppression entwickeln”, erklärt Prof. Bernardo S. Franklin, der am Institut für Angeborene Immunität des Universitätsklinikums Bonn arbeitet und als Mitglied des Exzellenzclusters ImmunoSensation2 an der Universität Bonn forscht.

Prof. Dr. Marcin Osuchowski vom Ludwig Boltzmann Institut für Traumatologie (LBI Trauma) in Wien (Österreich) ergänzt: „Die molekularen Mechanismen, die eine Immunsuppression verursachen, sind vielfältig, interagieren miteinander und verändern sich im Verlauf einer Sepsis sehr dynamisch. Daher ist ein passender diagnostischer Fingerabdruck ein Muss, um Patient:innen, bei denen das Risiko einer Immunsuppression besteht, effektiv zu identifizieren und proaktiv zu versorgen. Ein solcher Fingerabdruck wird ein lebensrettendes Instrument sein und wir zielen darauf ab, ihn zu entwickeln und an das Patientenbett zu bringen.“

Dies ist der Schwerpunkt des Konsortiums „BEATSep – International Consortium for Sepsis Survivorship”. Unter der Leitung des Forschungsteams für zelluläre und molekulare Immunregulation (CMI) am Internationalen Zentrum für klinische Forschung (ICRC) mit Sitz in der Tschechischen Republik haben sich Experten aus sechs Ländern zusammengeschlossen, um die langfristigen immunologischen Auswirkungen eines septischen Schocks zu untersuchen. „Das Projekt hat die Chance, die Genesung von pädiatrischen und erwachsenen Patienten, die einen septischen Schock erlitten haben, besser zu verstehen und grundlegend zu verändern“, sagt Dr. Jan Frič, Leiter des CMI-Teams am ICRC. Das ICRC ist eine gemeinsame Einrichtung des Fakultätskrankenhauses zu St. Anna in Brünn und der Medizinischen Fakultät der Masaryk-Universität (Tschechische Republik). 

Das Projekt des Konsortiums wird in den nächsten fünf Jahren mit rund 6,9 Millionen Euro von der Europäischen Union gefördert. Rund 800.000 Euro gehen dabei an die Bonner Forschungsgruppe. „Wir stellen die Hypothese auf, dass die Immunsuppression nach einer Sepsis durch Antikörper verursacht wird, die gegen Krankheitserreger gebildet werden, aber mit Komponenten unseres eigenen Immunsystems kreuzreagieren und die Aktivitäten der Immunzellen neutralisieren. Dieses ‚Kreuzfeuer‘ kann die Immunstörung verursachen”, erläutert Franklin die Hypothese der Projektbeteiligten aus Deutschland. Anhand einer der größten Längsschnittkohorten von Sepsis-Patienten in Europa werden er und sein Team untersuchen, ob diese Autoantikörper und die Dysregulation von Inflammasomen als wichtige Signalvermittlungsstellen des angeborenen Immunsystems die Ursache für die Immunsuppression nach der Sepsis sind.

Der österreichische Beitrag umfasst sowohl die zelluläre als auch die öffentliche Kommunikation. Das LBI Trauma soll die zentrale Luminex-Einrichtung zur Messung löslicher Biomarker im Blut septischer Patienten werden. Luminex ist ein hochentwickeltes und hochempfindliches Laborverfahren, das es Forschenden ermöglicht, mehrere Substanzen in einer einzigen Probe zu erkennen und zu quantifizieren, ähnlich wie ein Multifunktionsscanner verschiedene Arten von Barcodes lesen kann. Im Rahmen dieser Funktion wird LBI Trauma Dutzende von Zytokinen untersuchen. Das Institut stellt außerdem sein Fachwissen zum Verständnis der Dynamik der humoralen Marker der Sepsis in verschiedenen Phasen der Erkrankung zur Verfügung – ein Wissen, das für die genaue Überwachung und Diagnose unerlässlich ist.
Darüber hinaus übernimmt LBI Trauma auch die entscheidende Verantwortung für die Verbreitung der Projektergebnisse und schafft einen offenen Dialog mit Interessengruppen – Ärzten, Gesundheitsdienstleistern und allen, die an der Entwicklung von Behandlungen und Interventionen für Sepsis beteiligt sind. Dies soll dazu beitragen, die Wirkung der Forschung zu maximieren und die Qualität der Versorgung von Sepsis-Patienten zu verbessern.

Projektbeteiligte

An dem Projekt unter der Leitung ICRC mit Sitz in der Tschechischen Republik sind folgende Institutionen beteiligt: Institut für Angeborene Immunität des Universitätsklinikums Bonn und Exzellenzcluster ImmunoSensation2 der Universität Bonn, Ludwig Boltzman Institut in Wien (Österreich), BioVariance GmbH in Tirschenreuth (Bayern), Centre d’Immunologie de Marseille-Luminy (Frankreich), Commenius Universität Bratislava (Slowakei), National University of Ireland und der Lung Biology Cluster (Irland), Masaryk Universität Brünn (Tschechische Republik), Assistance Publique – Hôpitaux de Marseille (Frankreich) und das National Institute of Health (Tschechische Republik).