Europas Herausforderungen in der Krebsforschung

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Immer mehr Menschen erkranken an Krebs – eine Mammutaufgabe für die Gesundheitssysteme. Hinzu kommen die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Krebsfrüherkennung und Behandlung, welche die Outcomes von Krebserkrankungen in Europa wahrscheinlich um fast ein Jahrzehnt zurückwerfen werden. Davon geht zumindest ein Bericht der Lancet Oncology European Groundshot Commission on Cancer Research aus.

Wie europäische Programme und Systeme zur Krebsprävention und -behandlung für die Zukunft fit gemacht werden könnten, hat sich diese Kommission um Prof. Markus Lawler von der Queen’s University Belfast, Vereinigtes Königreich, näher angesehen. Sie bringt ein breites Spektrum von Experten zusammen, einher mit detaillierten neuen Daten zu Krebsforschungsaktivitäten in ganz Europa in den letzten 12 Jahren. Dieses Wissen nutzen die Autoren, um Europe’s Beating Cancer Plan und die EU Cancer Mission mit Informationen zu unterstützen und einen evidenzbasierten, patientenorientierten Fahrplan für die Krebsforschung in Europa aufzustellen.

Überbetonte und unterversorgte Bereiche identifiziert
Die von der Kommission generierten hochauflösenden Daten zur Krebsforschung zeigen aktuelle Aktivitäten, die durch verschiedene Metriken erfasst werden, darunter nach Region, Krankheitslast, Forschungsgebiet und Auswirkung auf die Outcomes. Zudem erfassten die Autoren detaillierte Daten zu Forschungszusammenarbeit, zum Geschlecht der Forschenden und zur Forschungsfinanzierung.

Auf diese Weise konnten sie einfacher Bereiche identifizieren, die in der aktuellen Krebsforschung in Europa möglicherweise überbetont sind, und gleichzeitig Bereiche hervorheben, die unterversorgt sind. „Unsere detaillierten Daten unterstreichen die Notwendigkeit für mehr durch Informationen und Daten gesteuerte Strategien und Planungen für die künftige Krebsforschung“, resümiert das Team. Besonderes Augenmerk müsse auf Mittel- und Osteuropa gelegt werden, da die Ergebnisse die zunehmende Kluft in der Krebsforschungsaktivität sowie bei den Kapazitäten und Ergebnissen im Vergleich zum Rest Europas unterstrichen. Bürger und Patienten müssten unabhängig von ihrem Aufenthaltsort von Fortschritten in der Krebsforschung profitieren.

Die Kommission betont einen weiteren wichtigen Punkt: Der enge Fokus auf entdeckender Wissenschaft und biopharmazeutischer Forschung in Europa müsse ausgeweitet werden, um Bereiche wie Prävention und Frühdiagnose und Behandlungsmodalitäten wie Strahlentherapie und Operation einzubeziehen, ebenso wie eine stärkere Konzentration auf die Entwicklung einer Forschungs- und Innovationsstrategie für die 20 Mio. Europäer, die ihre Krebsdiagnose überleben.

„Unsere Daten unterstreichen die wichtige Rolle umfassender Krebszentren bei der Förderung der europäischen Krebsforschungsagenda“, führt das Team weiter aus. Entscheidend für eine funktionierende Krebsforschungsstrategie und ihre Umsetzung in Patientennutzen ist die Notwendigkeit einer stärkeren Betonung von Forschung zu Gesundheitspolitik und Systemen, inkl. der Implementierungswissenschaft, damit innovative technologische Ergebnisse der Krebsforschung einen klaren Weg hin zur Anwendung haben.

Fazit
Laut einem Bericht der Lancet Oncology European Groundshot Commission on Cancer Research werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie die Krebsfrüherkennung und Behandlung in Europa um fast ein Jahrzehnt zurückwerfen. Um die Krebsforschung und ihre Umsetzung in Europa neu zu denken, hat die Kommission in einem Aufruf zum Handeln 12 Schlüsselempfehlungen identifiziert. Damit wollen die Studienautoren dazu beitragen, dass das 70:35-Ziel erreicht wird – eine durchschnittliche 10-Jahres-Überlebensrate von 70% für alle europäischen Krebspatienten bis 2035. (sf)

Autoren: Lawler M et al.
Korrespondenz: Mark Lawler; [email protected]
Studie: European Groundshot-addressing Europe‘s cancer research challenges: a Lancet Oncology Commission
Quelle: Lancet Oncol 2023;24(1):e11–e56.
Web: https://doi.org/10.1016/S1470-2045(22)00540-X