Exazerbationen bei Mukoviszidose reduzieren mit zusätzlichen Antioxidanzien

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Ein mit Antioxidanzien angereichertes Vitamin kann bei Mukoviszidosepatienten offenbar Atemwegsexazerbationen mindern. Dies geht aus einer neuen Studie hervor.

In einer randomisierten, kontrollierten Multicenter-Studie berichten der Pädiater Prof. Scott D. Sagel vom Kinderkrankenhaus Colorado und Kollegen über eine Reduktion der Zeit bis zu Auftreten einer Antibiotika erfordernden Exazerbation. Sagel leitet außerdem das Mukoviszidose-Zentrum an der University of Colorado.

Im Verlauf der 16-wöchigen Studie mit 73 Patienten erlitten 53 Prozent der mit Antioxidanzien behandelten Gruppe (36 Patienten) 28 Exazerbationen. In der Kontrollgruppe waren es 68 Prozent 39 Exazerbationen.

Die Forscher stellten auch fest, dass ergänzende Antioxidanzien die Konzentrationen von Beta-Carotin, Coenzym Q10, Gamma-Tocopherol und Lutein erhöhten und vorübergehend eine Entzündung verringerten. Dies war bei Untersuchungen nach 4 Wochen, nicht aber nach 16 Wochen der Fall. Beobachtet wurde dies anhand von Entzündungsmarkern (Calprotectin und Myeloperoxidase[(MPO]) in jeweils zwei Blutproben.

Mukoviszidosepatienten leiden häufig an chronischen bakteriellen Infektionen, die zu Entzündungen und der Freisetzung „großer Mengen reaktiver Sauerstoffspezies in den Atemwegen“ führen, so die Autoren. Normalerweise, so fügen die Wissenschaftler hinzu, errichte der Körper eine antioxidative Abwehr, um diesen oxidativen Stress zu neutralisieren. Mukoviszidosepatienten aber nähmen mit der Nahrung nicht genügend Antioxidanzien auf. Dies führe zu einem Ungleichgewicht von Oxidanzien und Antioxidanzien und trage zu Entzündungen bei, die wiederum zu Lungenschäden und einem fortschreitenden Verlust der Lungenfunktion führen.

“Die Verbesserung des antioxidativen Status bei Mukoviszidose ist ein wichtiges klinisches Ziel und könnte sich positiv auf die Gesundheit auswirken”, erklärt Sagel. “Oral einzunehmende antioxidative Formulierungen sind bei Mukoviszidose in der Vergangenheit mit uneinheitlichen Ergebnissen getestet worden. Bisher gab es jedoch noch keine gut konzipierte randomisierte kontrollierte Studie zu einem antioxidativen Cocktail, in dem mehrere Antioxidanzien enthalten sind.”

Die an der Phase-2-Studie teilnehmenden Patienten waren mindestens 10 Jahre alt (Durchschnittsalter 22 Jahre) und litten an einer Pankreasinsuffizienz, die eine Malabsorption von Antioxidantien verursachte. Die Einsekundenkapazität (FEV1) lag zwischen 40 und 100 Prozent des Solls, basierend auf Alter, Geschlecht, Körpergröße und einer Reihe weiterer Merkmale.

Die Patienten in der Kontrollgruppe erhielten ein Multivitaminpräparat ohne antioxidative Anreicherung. In beiden Gruppen wurden die Vitamine gleich gut vertragen, Unterschiede in Bezug auf Nebenwirkungen gab es ebenso wenig.

Die Studie erreichte ihren primären Endpunkt (Veränderung der MPO-Konzentration im Sputum über 16 Wochen) nicht. Die Autoren hatten als primären Endpunkt die Sputum-MPO-Konzentration “anstelle eines anderen Markers für Atemwegsentzündung wie die Neutrophilen-Elastase gewählt, weil MPO im Rahmen seiner Funktion im angeborenen Abwehrmechanismus des Wirtes reaktive Oxidanzien-Spezies erzeugt und von vielen wird als Marker für oxidativen Stress angesehen wird.”

“Auch wenn die antioxidative Ergänzung keine dauerhaften entzündungshemmenden Effekte zu haben scheint, glauben wir, dass ihre Wirkung auf die Zeit bis zur ersten Atemwegsexazerbation signifikant und klinisch bedeutsam war”, kommentiert Sagel und fügt hinzu, dass allein die Verbesserung des antioxidativen Status seine Anwendung rechtfertigen könnte. “Die Entwicklung sicherer und wirksamer entzündungshemmender Therapien bleibt eine zentrale Priorität bei der Mukoviszidose.”