Experten-Diskussion: Sollten E-Zigaretten als medizinisches Hilfsmittel in der Raucherentwöhnung anerkannt werden?13. Januar 2022 Foto: © Pixelot/stock.adobe.com Während in Großbritannien die Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency über eine Unterstützung für die medizinische Zulassung von E-Zigaretten nachdenkt, diskutieren Experten das Thema im „British Medical Journal“ („The BMJ“). So begrüßt Pneumologie-Professor Nicholas Hopkinson vom Imperial College London (Großbritannien) den Schritt und ist der Meinung, dass dies Ärztinnen und Ärzten eine weitere Möglichkeit an die Hand geben würde, Raucherinnen und Rauchern bei der Entwöhnung zu helfen. E-Zigaretten würden derzeit als Konsumgüter behandelt und könnten daher nicht als Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung beworben werden, erklärt Hopkinson. Ein Cochrane-Review unterstütze jedoch existierende E-Zigaretten als Hilfestellung in der Entwöhnung Rauchender von der Zigarette, ebenso wie kürzlich aktualisierte Leitlinien des National Institute for Health and Care Excellence (NICE). Die Einführung von E-Zigaretten, die ein strengeres medizinisches Zulassungsverfahren durchlaufen haben, „sollte den Angehörigen der Gesundheitsberufe zunehmend Sicherheit geben, dass sie ihren Patientinnen und Patienten auf diese Weise helfen können, mit dem Rauchen aufzuhören, insbesondere in Einrichtungen der psychischen Gesundheit, in denen die Raucherquoten nach wie vor hoch sind“, schreibt Hopkins. Eine medizinische Zulassung von E-Zigaretten werde, so Hopkins Vermutung, wahrscheinlich auch das Selbstvertrauen Rauchender stärken, die diesen Ansatz bisher nur ungern ausprobierten, sowie falsche Ansichten über den relativen Schaden im Vergleich zum Rauchen herkömmlicher Tabakprodukte umkehren, fügt der Pneumologe hinzu. Er betont, dass medizinisch zugelassene E-Zigaretten, sobald sie verfügbar sind, nur eines von vielen Instrumenten zur Unterstützung der Raucherentwöhnung sein werden, die alle idealerweise zusammen mit psychologischer Unterstützung bei der Verhaltensänderung angeboten werden. Hopkins betont, dass es auch wichtig sei sicherzustellen, dass die Debatte über E-Zigaretten nicht von anderen Aufgaben ablenkt, die notwendig sind, um das britische Ziel, bis 2030 rauchfrei zu werden, zu erreichen. Der Mediziner nennt in diesem Zusammenhang die Einführung von „Polluter Pays“ auf die Gewinne der Tabakindustrie und die Anhebung des Verkaufsalters von 18 bis 21. In Großbritannien gebe es immer noch mehr als sechs Millionen Raucherinnen und Raucher: Die medizinische Zulassung von E-Zigaretten könnte vielen von ihnen helfen, ein längeres und gesünderes Leben zu führen, schließt Hopkins. Gegner verweisen auf Gefahr des „Dual Use“ und Jugendschutz Prof. Jørgen Vestbo, Professor für Pneumologie an der University of Manchester (Großbritannien) und zwei seiner Kollegen erklären hingegen, dass die Wirksamkeit von E-Zigaretten bei der Raucherentwöhnung nicht bewiesen sei und die Produkte potenziell sind. Sie weisen auf Evidenz aus Studien hin, die zeigen, dass Konsumentinnen und Konsumenten von E-Zigaretten tendenziell weiter zu dampfen, während die meisten Menschen, die medizinische Nikotinprodukte verwenden, tatsächlich mit dem Rauchen aufhören. Viele würden mit dem Konsum herkömmlicher Tabakprodukte wieder anfangen und gleichzeitig dampfen („Dual Use“). Der weit verbreitete Konsum von E-Zigaretten berge auch ein erhebliches gesellschaftliches Suchtrisiko, fügen die Medizinerinnen und Mediziner hinzu. Darüber hinaus würden viele E-Zigaretten von Unternehmen hergestellt und vermarktet, die der Tabakindustrie gehören – einer Branche, die in der Vergangenheit die Öffentlichkeit belogen habe und ein Vermögen für Marketing ausgebe, dass auch auf Jugendliche abziele. „Wir sollten Kinder und Jugendliche vor diesen zynischen Händlern schützen und ihnen ermöglichen, die erste Generation in einem Jahrhundert zu sein, die nicht nikotinsüchtig ist“, schreiben sie. E-Zigaretten als sinnvolle Strategie zur Schadensminimierung zu tarnen, „birgt die Gefahr, nachhaltige Strategien zur Raucherentwöhnung zu schwächen“, so das Argument. „Stattdessen sollten Ärzte dabei helfen, einen anständigen, vom National Health Service finanzierten Raucherentwöhnungs-Service wiederzubeleben, Politiker dazu zu bewegen, die Steuern auf nikotinhaltige Produkte zu erhöhen und das Rauchen – sowie das Dampfen – noch stärker einzuschränken.“
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