Experten schlagen Verbot von Solarien im Vereinigten Königreich vor

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Trotz bestehender Regulierungen bleiben Solarien beliebt und tragen wesentlich zur nationalen Hautkrebsbelastung im Vereinigten Königreich bei. Die Autoren eines Fachartikels sehen vor allem junge Menschen in Gefahr.

Fachleute fordern in einem aktuellen Beitrag im „The BMJ“ ein Verbot kommerzieller Solarien im Vereinigten Königreich. Die Nutzung von Solarien verursacht Melanome und andere Hautkrebserkrankungen, vor allem bei jungen Menschen. Bestehende gesetzliche Regelungen seien jedoch ineffektiv, und es gebe kaum Hinweise darauf, dass strengere Vorschriften den Schutz besonders gefährdeter Gruppen verbessern würden, schreiben Prof. Paul Lorigan und Kollegen. 

Insbesondere junge Menschen unterschätzen Risiken

Indoor-Bräunen wird populärerer, insbesondere unter Angehörigen der Generation Z (Jahrgänge 1997–2012), wobei soziale Medien Solarien zunehmend als Bestandteil von Wellness und Selbstpflege darstellen. So ergab eine von „Melanoma Focus“ 2024 in Großbritannien durchgeführte Befragung von 2003 Personen, dass 43 Prozent der 18- bis 25-Jährigen Solarien nutzen – die Hälfte davon mindestens einmal pro Woche. Viele seien sich der gesundheitlichen Risiken nicht bewusst. 

Trotz des bereits 2011 in England und Wales eingeführten Verbots für unter 18-Jährige ergab eine erneute Umfrage von „Melanoma Focus“ im Jahr 2025 unter 100 britischen Jugendlichen im Alter von 16 bis 17 Jahren, dass 34 Prozent weiterhin Solarien verwenden. 

Weder die Anzahl noch die Standorte kommerzieller Solarienbetriebe im Vereinigten Königreich werden systematisch erfasst, merken die Autoren an. Eine Auswertung von Websites und sozialen Medien aus dem Januar 2024 identifizierte 4231 Solarienstudios in England und 232 in Wales. Die höchste Dichte pro 100.000 Einwohner fand sich im Nordwesten und Nordosten Englands sowie in sozial benachteiligten Regionen. Die Verteilung dieser Studios korreliert mit der Melanominzidenz unter jungen Erwachsenen: Die höchsten Raten werden im Norden Englands verzeichnet. Zwischen 2018 und 2020 wurden jährlich über 2600 neue Melanomfälle bei 25- bis 49-Jährigen in England diagnostiziert, zwei Drittel davon bei Frauen, mit 146 Todesfällen pro Jahr. 

Unzureichend regulierte Branche auch in anderen Ländern

Auch in anderen Ländern konnte durch gesetzliche Maßnahmen die Nutzung von Solarien durch Jugendliche nicht wirksam verhindert werden. So habe sich der Prozentsatz von unter 18-Jährigen, die in der Republik Irland Solarien nutzen, seit der Einführung strengerer Regelungen im Jahr 2014 kaum verändert. In Island seien heute sogar 15- bis 17-Jährige die Hauptnutzer, obwohl dort seit 2011 ein Verbot für Minderjährige gilt. 

Die aktuelle Situation im Vereinigten Königreich sei „ein eindeutiges Beispiel für eine unzureichend regulierte Branche, die ein schädliches Produkt aggressiv an eine vulnerable Bevölkerungsgruppe vermarktet“, schreiben die Autoren. „Ein sofortiges, vollständiges Verbot kommerzieller Solarien in Kombination mit Aufklärungskampagnen wäre die kosteneffizienteste Maßnahme, um Hautkrebs zu reduzieren, Leben zu retten und das Gesundheitssystem zu entlasten.“ 

Um die wirtschaftlichen Folgen eines Verbots für Betreiber und lokale Strukturen abzufedern, schlagen sie ein Rückkaufprogramm vor, „um dem Widerstand der Branche und möglichen Auswirkungen auf die Erwerbstätigkeit entgegenzuwirken“.  Sie schließen: „Die britische Regierung hat sich verpflichtet, Prävention zu priorisieren und gesundheitliche Ungleichheiten zu verringern. Kommerzielle Solarien richten sich gezielt an die am stärksten benachteiligten und gefährdeten Bevölkerungsgruppen.“ Verstärkte Bemühungen zur Förderung sonnenbewussten Verhaltens seien dringend erforderlich, werden aber voraussichtlich erst in einer Generation messbare Wirkung zeigen. Ein Verbot kommerzieller Solarien sei der erste notwendige Schritt auf diesem Weg – es würde ein deutliches Signal senden und unmittelbar zur Reduktion von Hautkrebserkrankungen beitragen. (ins)