Experten zuversichtlich: SARS-CoV-2-Impfstoffe schützen auch vor indischer Variante14. Mai 2021 Foto: © d_e_r_i_c – stock.adobe.com Die „indische“ Virusvariante B.1.617 breitet sich in vielen Teilen der Erde weiter aus. Experten sehen bislang jedoch keine Hinweise für einen ausgeprägten Wirksamkeitsverlust der bislang zugelassenen Vakzine gegen SARS-CoV-2. In den letzten Wochen erreichten uns erschreckende Bilder aus Indien. Die WHO stufte die „indische“ SARS-CoV-2-Virusvariante B.1.617 mit ihren drei Untervarianten B.1.617.1, -2 und -3 kürzlich als „besorgniserregend“ (variant of concern, VOC) ein. Somit existieren nun vier VOCs: die „britische“ B.1.1.7, die „südafrikanische“ B.1.351, die „brasilianische“ P.1 sowie die nun hinzugenommene „indische“ B.1.617. Erbgut-Analysen des britischen Sanger-Instituts zeigen, dass sich derzeit in Großbritannien vor allem die Untervariante B.1.617.2 auffällig schnell verbreitet.1 Das Robert Koch-Institut gibt an, dass der Anteil von B.1.617 in KW17/2021 bei ca. zwei Prozent lag. Es sei bisher allerdings keine Abschwächung des hohen Anteils von B.1.1.7 zu beobachten gewesen.2 B.1.617 breitet sich aus „In den vergangenen drei Wochen kommt es zu einem starken Anstieg, der ähnlich steil wie im Vereinigten Königsreich erscheint, jedoch liegen die Zahlen noch im zweistelligen Bereich der sequenzierten Proben“, erläutert Prof. Joachim L. Schultze, Direktor des Forschungsbereichs Systemmedizin, Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), Bonn, und Koordinator der Deutschen COVID-19 OMICS Initiative (DeCOI). Schultze geht von einem Verbreitungsvorteil der Variante aus, da die prozentualen Anteile von B.1.617 in verschiedensten Ländern teilweise stark steigende Tendenz aufzeigen. „Deshalb muss angenommen werden, dass sie, ähnlich wie in Indien, andere Varianten verdrängen wird“, so Schultze. Der Schweizer Universitätsprofessor Richard Neher,Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien, Biozentrum, Universität Basel, findet es derzeit noch schwierig einzuschätzen, ob B.1.617.2 sich wirklich schneller verbreitet als B.1.1.7. „Die meisten Daten, die wir haben, sind aus Großbritannien und da gab es in der ersten Aprilhälfte, als die Inzidenz in Indien extrem hoch war, viele Reiserückkehrer aus Indien. Und obwohl die Reiserückkehrer aus den Statistiken herausgerechnet sind, weiß ich nicht genau, wie mit Folgeinfektionen umgegangen wird. Dieser hohe Import-Druck erschwert die Interpretation dieser Zahlen“, so Neher. Jedoch gäben die aktuellen Zahlen Grund dazu, das Geschehen genau zu beobachten und Versuche zu unternehmen, das Infektionsgeschehen einzudämmen. Vermutlich kein Immune Escape durch B.1.617 Die Experten sind bislang wenig besorgt, dass sich B.1.617 nachteilig auf die Wirksamkeit der vorhandenen SARS-CoV-2-Impfstoffe auswirken könnte. „Erste, noch nicht durch ein Peer-Review überprüfte, wissenschaftliche Berichte deuten darauf hin, dass für die zugelassenen Impfstoffe kein Immune Escape besteht“, entwarnt Schultze. Die Berichte würden zudem darauf hindeuten, dass vollständig geimpfte Personen auch gegen die Variante B.1.617 einen ausreichenden Impfschutz ausbilden. „Eine Anpassung der Impfstoffe scheint zum jetzigen Zeitpunkt nicht notwendig“, lautet daher das Fazit des Bonner Forschers. Neher sieht bislang ebenfalls keine Hinweise darauf, dass die Variante bei schon Genesenen oder Geimpften zu schweren Erkrankungen führt oder dass sie generell häufiger zu schweren Verläufen führt. Weiterhin zeigte sich die Europäische Arzneimittelbehörde EMA am Mittwoch in Amsterdam zuversichtlich, dass die bisher zugelassenen Impfstoffe auch vor der neuen „indischen“ Virusvariante schützen. So sagte der Direktor für Impfstrategie bei der EMA, Marco Cavaleri, die bisher vorliegenden Daten seien „beruhigend“ und deuteten auf einen „ausreichenden Schutz“ hin, wie die dpa berichtet. Die deutsche Impfkampagne sollte nach Schultzes Ansicht jedoch weiter beschleunigt werden, um einen möglichst großen Bevölkerungsschutz auch vor dieser Variante zu ermöglichen. „Alle noch bestehenden bürokratischen Hürden sollten dazu schnellstmöglich fallen“, fordert Schultze. (ah)
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