Extrem-Frühchen mit Fehlbildung der Speiseröhre erfolgreich behandelt

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Kinderchirurgen des Universitätsklinikums Leipzig um Klinikdirektor Prof. Martin Lacher ist es gelungen, eine Ösophagusatresie bei einem extremen Frühchen zu behandeln.

Die kleine Patientin kam in der 25. Schwangerschaftswoche zur Welt, wog nur 510 Gramm und litt an einer Ösophagusatresie. “Bei einer Kombination aus dieser Krankheit und dem geringen Gewicht ist ein Überleben in der internationalen Fachliteratur bisher nicht beschrieben”, erklärte Prof. Martin Lacher.

Trotz dieser Ausgangslage entschloss sich der Spezialist für Speiseröhrenchirurgie zu einer riskanten Operation. Nach Stabilisierung des Kindes durch die Neonatologen um Prof. Ulrich Thome wurde Anna* bereits an ihrem zweiten Lebenstag operiert, die Fistel durch einen Clip unterbunden. “Diese gefährliche Verbindung zwischen Speise- und Luftröhre muss in den ersten Lebenstagen schnell gekappt werden”, erklärte der Kinderchirurg, “der Eingriff ist schon bei reifen Kindern anspruchsvoll.”

Nach künstlicher Ernährung auf der Neugeborenen-Intensivstation erhielt Anna in einer zweiten Operation etwa drei Wochen später mittels einer künstlich gelegten Fistel einen direkten Zugang von außen in den Magen, über den sie ernährt wurde.

Chirurgische “Hochseilartistik”

Geschehen solche Eingriffe normalerweise im Operationssaal, musste in Annas Fall ihr kleiner Brustkorb von den UKL-Spezialisten im Inkubator geöffnet werden. Für den Operationstisch wäre das Frühchen viel zu instabil gewesen und vielleicht gestorben. Lacher: “Eine Operation im Inkubator ist besonders riskant, war jedoch hier die einzige Option. Dieser Eingriff war wie ‘Hochseilartistik’ – sowohl der Neonatologen, die gleichzeitig die Narkose durchführten, als auch der Chirurgen, es musste sehr schnell gehen und jeder Handgriff sitzen.”

Anfang Juni 2017 stand dann bei 2500 Gramm Körpergewicht die dritte OP an. Beide Stümpfe der Speiseröhre wurden über eine Brustkorbspiegelung (Thorakoskopie) minimal-invasiv aneinander genäht. Nach den multiplen Operationen musste eine Enge der Speiseröhrennaht über Wochen hinweg aufgedehnt werden – letztlich aber erfolgreich. Auch die Ernährungsfistel konnte nach der letzten Operation wieder entfernt werden. Heute kann Anna normal atmen, essen und schlucken.

“Dass ein Frühgeborenes mit einer solchen Erkrankung überlebt und sich nun normal entwickeln kann, ist ein großer Erfolg für unser Perinatalzentrum”, freut sich Lacher. “Hier ist ein perfektes Zusammenspiel aller beteiligten Fachdisziplinen nötig. Dies fängt mit einer schonenden Geburt an und setzt sich in der anspruchsvollen Versorgung der extremen Frühgeburt durch die Neonatologie-Abteilung fort”, hebt er hervor. “Allein ein 510 Gramm schweres Kind ohne weitere Fehlbildungen durchzubringen, wäre schon bemerkenswert gewesen.”

* Name von der Redaktion geändert.