Extreme Temperaturen mit kardiovaskulären Todesfällen verbunden15. Dezember 2022 Foto: ©weyo/stock.adobe.com Extrem heiße oder kalte Temperaturen stehen im Zusammenhang mit einem erhöhten Sterberisiko bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das geht aus einer aktuellen Studie im Fachmagazin „Circulation“ hervor. Besonders gefährdet sind demnach Menschen mit Herzinsuffizienz. „Der Rückgang der kardiovaskulären Todesfälle seit den 1960er-Jahren ist ein großer Erfolg für die öffentliche Gesundheit, da die Kardiologen individuelle Risikofaktoren wie Tabakkonsum, Bewegungsmangel, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und andere identifiziert und bekämpft haben. Die aktuelle Herausforderung ist nun die Umwelt und die Frage, was der Klimawandel für uns bereithält“, erklärt Erstautor Dr. Barrak Alahmad den Hintergrund der Studie. Alahmad ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Harvard T.H. Chan School of Public Health der Harvard University in Boston (USA) und Fakultätsmitglied am College of Public Health der Kuwait University in Kuwait City. Die Forschungsgruppe um Alahmad untersuchte, wie sich extreme Temperaturen auf Herzkrankheiten – die weltweit führende Todesursache – auswirken können. Sie analysierten Gesundheitsdaten für mehr als 32 Millionen kardiovaskuläre Todesfälle, die zwischen 1979 und 2019 in 567 Städten in 27 Ländern auf fünf Kontinenten auftraten. Die globalen Daten stammen vom Multi-Country Multi-City (MCC) Collaborative Research Network, einem Konsortium aus Epidemiologen, Biostatistikern und Klimawissenschaftlern, das die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimas und damit verbundener Umweltstressfaktoren auf die Sterberaten untersucht. Da der Klimawandel mit erheblichen Schwankungen bei extrem heißen und kalten Temperaturen verbunden ist, untersuchten die Forscher in der aktuellen Studie beides. Sie verglichen die kardiovaskulären Todesfälle an den heißesten und kältesten 2,5 Prozent der Tage in jeder Stadt mit den kardiovaskulären Todesfällen an den Tagen mit optimaler Temperatur (die Temperatur, die mit den geringsten Sterberaten verbunden ist) in derselben Stadt. Für jeden 1000. kardiovaskulären Todesfall fanden die Forschenden Folgendes heraus: Extrem heiße Tage waren für 2,2 zusätzliche Todesfälle verantwortlich. An extrem kalten Tagen gab es 9,1 zusätzliche Todesfälle. Von den verschiedenen Arten von Herzkrankheiten wurde die größte Anzahl zusätzlicher Todesfälle bei Menschen mit Herzinsuffizienz festgestellt (2,6 zusätzliche Todesfälle an extrem heißen Tagen und 12,8 an extrem kalten Tagen). „Einer von 100 kardiovaskulären Todesfällen kann auf Tage mit extremen Temperaturen zurückgeführt werden, und die Auswirkungen der Temperatur waren bei den Todesfällen durch Herzinsuffizienz stärker ausgeprägt“, sagte Dr. Haitham Khraishah, Mitautor der Studie und Stipendiat für kardiovaskuläre Erkrankungen an der University of Maryland School of Medicine und dem University of Maryland Medical Center in Baltimore (USA). „Wir kennen zwar den Grund dafür nicht, doch könnte dies durch die fortschreitende Natur der Herzinsuffizienz als Krankheit erklärt werden, die die Patienten anfällig für Temperatureffekte macht. Dies ist ein wichtiger Befund, da einer von vier Menschen mit Herzinsuffizienz innerhalb von 30 Tagen nach der Entlassung erneut ins Krankenhaus eingewiesen wird und nur 20 Prozent der Patienten mit Herzinsuffizienz zehn Jahre nach der Diagnose überleben.“ Die Forscher schlagen vor, dass gezielte Warnsysteme und Ratschläge für gefährdete Menschen erforderlich sein könnten, um kardiovaskuläre Todesfälle bei extremen Temperaturen zu verhindern. „Wir müssen über neu auftretende Umweltbelastungen Bescheid wissen. Ich rufe die kardiologischen Fachverbände auf, Leitlinien und wissenschaftliche Stellungnahmen zum Zusammenhang zwischen extremen Temperaturen und kardiovaskulärer Gesundheit in Auftrag zu geben. Mit solchen Stellungnahmen können wir den Angehörigen der Gesundheitsberufe mehr Orientierung bieten und klinische Datenlücken sowie künftige Forschungsprioritäten aufzeigen“, plädiert Alahmad. Einschränkend weisen die Studienautoren darauf hin, dass Daten aus Südasien, dem Nahen Osten und Afrika unterrepräsentiert sind. Dadurch ließen sich die Ergebnisse nicht auf globale Schätzungen über die Auswirkungen von extremen Temperaturen auf kardiovaskuläre Todesfälle anwenden. „Diese Studie liefert wichtige Informationen zu den laufenden gesellschaftlichen Diskussionen über die Beziehung zwischen Klima und menschlicher Gesundheit. Es sind weitere Arbeiten erforderlich, um diese Zusammenhänge in einer Welt, die in den kommenden Jahren weltweit mit Klimaveränderungen konfrontiert sein wird, besser zu definieren, insbesondere im Hinblick darauf, wie sich diese Umweltveränderungen auf die weltweit führende Ursache für Tod und Behinderung – die Herzkrankheit – auswirken könnten“, sagt Robert A. Harrington, Past-Präsident der American Heart Association und Vorsitzender der medizinischen Fakultät der Stanford University.
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