Eye-Tracking identifiziert Sehstörungen nach Gehirnerschütterung

Sehstörugen zählen zu den Folgen einer Gehirnerschütterung. (Foto: © Mark Adams – stock.adobe.com)

Infrarot-Eye-Tracking-Verfahren können dabei helfen, Sehstörungen im Zusammenhang mit Gehirnerschütterungen richtig zu identifizieren. Das berichten Sportmediziner am Children’s Hospital of Philadelphia (CHOP), USA, im „Journal of Sport and Health Science“.

In den Vereinigten Staaten ziehen sich jedes Jahr fast zwei Millionen Kindern eine Gehirnerschütterungen zu. Während die Symptome bei den meisten Betroffenen innerhalb von 28 Tage wieder abklingen, leiden bis zu 30 Prozent der Kinder mit Gehirnerschütterung unter anhaltenden Symptomen, die sich sowohl auf die schulischen Leistungen als auch auf die körperliche Aktivität auswirken können. Umso wichtiger ist es, Sehstörungen im Zusammenhang mit Gehirnerschütterungen, die Symptome wie verschwommenes Sehen oder Doppelbilder, Augenbelastung oder Kopfschmerzen verursachen, frühzeitig zu erkennen.

Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass eine klinische visio-vestibuläre Untersuchung (VVE) und Infrarot-Eye-Tracking hilfreiche Daten liefern können, die Ärzten bei der Diagnose einer Gehirnerschütterung helfen können.

„Eine umfassende Augenuntersuchung durch einen Augenarzt bleibt die Grundlage für die Diagnose von Sehstörungen im Zusammenhang mit einer Gehirnerschütterung, die bei einer typischen Untersuchung auf Gehirnerschütterung übersehen werden können“, erklärte die leitende Autorin der Studie, Christina L. Master, MD, Sportmedizinerin und Co-Direktorin des Minds Matter Concussion Program am CHOP. „Je früher wir diese Sehstörungen mit einfach anzuwendenden objektiven Mitteln erkennen können, desto früher können wir Patienten an Spezialisten überweisen, damit sie eine korrekte Diagnose erhalten und eine spezialisiertere Behandlung beginnen können.“

An der prospektiven Studie von Master und Kollegen nahmen 108 Jugendliche teil, deren Gehirnerschütterungssymptome länger als 28 Tage nach der ursprünglichen Verletzung anhielten. Die Patienten wurden mit VVE, einer umfassenden Augenuntersuchung und einem Eye-Tracking-Gerät untersucht. Bei 67 (62%) der Teilnehmer wurde durch eine umfassende Augenuntersuchung eine mit einer Gehirnerschütterung verbundene Sehstörung diagnostiziert. Die häufigste Diagnose war eine Konvergenzschwäche, die zu Doppelbildern und visueller Ermüdung beim Betrachten von nahen Objekten, beispielsweise beim Lesen, führen kann.

Die Studie nutzte auch EyeBOX, ein Gerät, das die Blickpositionen während fünf 40-sekündigen Zyklen misst und aufzeichnet, während die Testperson ein Video ansieht. Höhere BOX-Werte weisen auf eine höhere Wahrscheinlichkeit einer Gehirnerschütterung hin. Die Studie ergab, dass der durchschnittliche BOX-Wert bei Patienten mit einer durch eine Gehirnerschütterung verursachten Sehstörung signifikant höher war als bei Patienten ohne Sehstörung (8,1±5,8 gegenüber 5,2±4,1; p=0,007). Die Studie ergab zudem, dass mit jedem Anstieg des BOX-Wertes um 1 Punkt die Wahrscheinlichkeit einer gehirnerschütterungsbedingten Sehstörung um 15 Prozent zunahm. (BIERMANN/ej)