Fallot-Patienten: Nichtinvasive Diagnose gefährlicher Rhythmusstörungen mittels 3D-Herz-MRT

Kinderkardiologin Sophia Klehs nimmt die Urkunde der Gerd Killian-Projektförderung von Armin Welz, Deutsche Stiftung für Herzforschung, entgegen. (Foto: ©David Ausserhofer/DGTHG)

Lassen sich mit der 3D-Herz-MRT-Diagnostik bei Patienten nach Fallot-Korrektur kritische Herzareale nachweisen, die für lebensbedrohliche Kammertachykardien verantwortlich sind? Dieser Frage gehen Leipziger Forscher nach – und erhalten dafür die Gerd Killian-Projektförderung der Herzstiftung.

Bei Patienten mit Fallot’scher Tetralogie erfolgt eine chirurgische Korrektur des Herzfehlers in der Regel innerhalb des ersten Lebensjahres. Zu den häufigen und langfristig bedeutendsten Spätfolgen zählen Herzrhythmusstörungen meist aus der rechten Herzkammer. Solche Kammertachykardien sind lebensbedrohlich und können im schlimmsten Fall zum plötzlichen Herztod führen. Sie entstehen aufgrund von elektrisch langsam leitenden Bereichen zwischen natürlichen, anatomischen und chirurgischen Barrieren (Vernarbungen) in der rechten Herzkammer, kurz als SCAI (slow conducting anatomic isthmuses) bezeichnet.

Im Rahmen eines vielversprechenden Forschungsvorhabens untersuchen die Kinderkardiologin Dr. Sophia Klehs und Oberarzt MUDr. Roman Gebauer, beide an der Abteilung für Kinderkardiologie am Herzzentrum Leipzig, an etwa 500 Patienten nach Fallot-Korrektur die Häufigkeit und die Entstehung der SCAI. Ebenso untersuchen die Leipziger Forscher, inwiefern der nichtinvasive Nachweis von SCAI mittels einer 3D-Kontrastmittel-Kardio-Magnetresonanztomographie (3D-KM-KMRT) und der invasive Nachweis per Katheter mithilfe einer elektrophysiologischen Untersuchung (EPU) und eines elektroanatomischen Mappings (EAM) übereinstimmen. Bislang konnten SCAI nur auf dem invasiven Wege nachgewiesen werden. „Längerfristig können wir somit untersuchen, wie die Entstehung dieser gefährlichen langsam leitenden Bereiche aufgehalten werden kann“, erklärt Klehs.

Ihr Forschungsvorhaben wurde mit der renommierten Gerd Killian-Projektförderung der Deutschen Herzstiftung mit rund 60.000 Euro ausgezeichnet und von der Herzstiftung gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und Angeborene Herzfehler (DGPK) auf dem DGPK-Jahreskongress in Hamburg vergeben. „Mit ihrem Forschungsprojekt leisten Klehs und ihr Team auf dem Gebiet der 3D-Herz-MRT-Diagnostik zur Untersuchung von SCAI bei Patient:innen nach Fallot-Korrektur einen wichtigen Beitrag insbesondere zur Prävention des plötzlichen Herztods als Folge lebensgefährlicher Herzrhythmusstörungen“, betont Prof. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender Deutschen Herzstiftung.

Nichtinvasiver Nachweis kritischer Herzareale

Eine Studie aus dem Jahr 2024 konnte erstmals bei 53 teilnehmenden Patienten zeigen, dass SCAI auch nichtinvasiv mittels 3D-KM-KMRT mit hoher Zuverlässigkeit nachweisbar sind. „Diese nichtinvasive 3D-Herz-MRT-Diagnostik für den Nachweis oder Ausschluss von SCAI als Ursache für Rhythmusstörungen aus der rechten Herzkammer wäre für Patient:innen nach einer Fallot-Korrektur eine große Verbesserung. Einmal als Standard etabliert, könnte es einige invasive Untersuchungen verhindern“, betont Klehs.

Anknüpfend daran forschen Klehs und ihr Leipziger Team im Rahmen ihrer eigenen Studie zur 3D-KM-KMRT für den Nachweis von SCAI nach Fallot-Korrektur – ergänzend oder alternativ zur EPU. Die prospektiv-multizentrische Studie wird in rund fünf Herzzentren, die Jugendliche und Erwachsene mit einem angeborenen Herzfehler herzmedizinisch betreuen, durchgeführt. Jedes Zentrum betreut zirka 500 Patienten nach Fallot-Korrektur. Die Patienten müssen keine zusätzlichen Untersuchungen durchführen lassen, sondern die regelmäßig durchgeführten Herz-MRT-Untersuchungen werden mit einer speziellen ADAS-3D-Software im Herzzentrum Leipzig ausgewertet. „Dank dieser Software könnten die rein diagnostischen EPUs zum Nachweis/Ausschluss der SCAI in Zukunft nichtinvasiv durchgeführt werden, das entspricht ca. 30 bis 40 Prozent aller Untersuchungen mit dieser Fragestellung“, prognostiziert Klehs.

Zusätzlich zum SCAI-Nachweis mittels 3D-Herz-MRT-Diagnostik erforschen Klehs und Kollegen auch die Entstehung der SCAI bei jüngeren Patienten sowie im Langzeitverlauf mit Wiederholungsuntersuchungen, um so auch Risikofaktoren für SCAI zu ermitteln. Vor und nach einem Pulmonalklappenersatz (kathetergestützt oder chirurgisch) soll ferner untersucht werden, wie sich dieser auf die Entwicklung der SCAI auswirkt.

Der schonende nichtinvasive SCAI-Nachweis wäre in vielerlei Hinsicht ein Gewinn für die Patienten, denn die invasive diagnostische EPU erfordert drei venöse Zugänge, dauert etwa drei Stunden und wird in der Regel in Sedierung durchgeführt. Diagnostische EPUs, die keinen positiven SCAI-Nachweis ergeben, ließen sich mit Hilfe der 3D-KM-KMRT einsparen, hebt die Deutsche Herzstiftung hervor.