Fast schmerzfrei trotz Rheuma: Karens Weg durch zehn Operationen

Christoph Lohmann (Foto: Intercongress GmbH)

Zwei Millionen Menschen in Deutschland sind von entzündlichen Gelenkerkrankungen betroffen, allen voran der Rheumatoiden Arthritis (RA).1,2 Karen erhielt mit mit vier Jahren die Diagnose, nach zehn OPs an Hüfte, Knie und Sprunggelenk hat die 53-Jährige heute wieder eine sehr gute Lebensqualität und Mobilität. Orthopädische Rheumatologie ist eines der Themen auf dem DKOU 2025.

Die RA ist eine Autoimmunerkrankung, die in jedem Alter auftreten kann – typischerweise jedoch nach dem 50sten Lebensjahr.2 Dabei richtet sich das Immunsystem gegen die eigenen Gelenke. Die Folge sind dauerhafte Entzündungen. Sie schädigen Knorpel und Knochen und zerstören im schlimmsten Falle ein oder mehrere Gelenke.2 Normalerweise verläuft die RA in Schüben, schmerzarme Phasen wechseln sich mit starken, stechenden Schmerzen und typischen Beschwerden wie Morgensteifigkeit, Schwellungen und Kraftverlust ab.2 Frauen sind dreimal so häufig betroffen wie Männer.3

Karen wurde aufgrund ihrer starken Gelenkschmerzen in der Kinderklinik zunächst mit hochdosiertem Cortison behandelt – damals Standard, aber mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden. Heute erfolgt die RA-Therapie nach einem klaren Stufenschema mit modernen und wirksamen Medikamenten, etwa mit Biologika. „Damit lassen sich die Entzündungen gezielt eindämmen und Schmerzen effektiv reduzieren“, erläutert Prof. Christoph Lohmann, Präsident des diesjährigen DKOU. Wichtig ist dem Mediziner außerdem zu erwähnen, dass die modernen Arzneimittel gewöhnlich mit Physio-, Sport- und Ergotherapie kombiniert werden. Denn Bewegung ist bei RA essenziell.

Hit hard and early: Rheuma gezielt und früh behandeln

Der Schlüssel zum Erfolg ist die interdisziplinäre Behandlung. Bei RA arbeiten Rheumatologen, Orthopäden und Unfallchirurgen, Physiotherapeuten und andere Fachdisziplinen eng zusammen. Ein weiterer Erfolgsfaktor für den Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg ist das Prinzip: hit hard and early – also frühzeitig und entschlossen zu handeln.

Dennoch kann es trotz bester therapeutischer Betreuung zu irreparablen Gelenkschäden kommen. In solchen Fällen helfen dann nur noch operative Verfahren. „Dazu gehört die Synovektomie, also die Entfernung der entzündeten Gelenkschleimhaut. Wenn das Gelenk jedoch zerstört ist, braucht es einen Gelenkersatz“, so der Rheumatologe, Orthopäde und Unfallchirurg Lohmann.

So war es bei Karen. Bereits im Alter von acht und später mit 13 Jahren wurden Synovektomien durchgeführt, an beiden Knien und Hüften. Das brachte ein paar Jahre Linderung. Mit Mitte 20 erhielt sie schließlich beidseitig künstliche Hüftgelenke. Das brachte für sie eine spürbare Wende: „Endlich konnte ich wieder schmerzfrei laufen, Treppensteigen und meinen Alltagmeistern. Am schönsten war jedoch, dass ich beim Schieben des Kinderwagens meine Tochter wieder anlächeln konnte“, erinnert sie sich. Auf diese frühen Operationen folgten in den kommenden Jahren noch weitere, insgesamt zehn. Darunter der Ersatz eines Sprung- und Kniegelenkes sowie der Austausch verschiedener Elemente der künstlichen Hüftgelenke.

Präzise operieren: digitale Assistenzsysteme verbessern Ergebnisse

In den letzten Jahren hat sich in der Gelenkersatz-Chirurgie viel getan. Mittels digitaler Assistenzsysteme werden Eingriffe heute deutlich präziser und gewebeschonender durchgeführt als früher. Das trifft ganz besonders auf Kniegelenk-Operationen zu. Dabei wird das Gelenk im Vorfeld dreidimensional exakt vermessen und während der Operation digital überwacht.

Implantate lassen sich so individuell einsetzen.4-7 „Das führt zu einer besseren Passform, geringeren Belastung umliegender Strukturen und zu einer längeren Haltbarkeit“, erläutert Lohmann. Der robotische Assistent sei ein wertvoller Co-Pilot, die Kontrolle bliebe jedoch immer beim Operateur.

Heute ist Karen weitestgehend beschwerdefrei. Moderne Medikamente, interdisziplinäre Versorgung und digitale Präzisionsassistenten im Operationssaal machen die Orthopädie und Unfallchirurgie zu einem echten Gamechanger – und verhelfen vielen RA-Patienten zurück in ein bewegtes, selbstbestimmtes Leben. „Jede Operation hat mir ein Stück Lebensqualität zurückgegeben“, sagt sie. Ganz entscheidend für ein glückliches Leben ist nach Karens Meinung eine positive Einstellung. „Für mich ist das Glas immer halbvoll.“ RA ist eine Herausforderung aber keine Katastrophe. Sie empfiehlt: gute Therapeuten zu suchen, Hilfe anzunehmen und im hier und jetzt zu leben und möglichst wenig aufzuschieben. „Damit ging es mir immer gut.“.