Faszination Gehirn: Brigitte Röder und ihre Forschung zur Neuroplastizität

Brigitte Röder, Universität Hamburg. Foto.© Sebastian Engels Fotografie

Ein neues Video-Porträt stellt Brigitte Röder, Psychologin und Neurowissenschaftlerin der Universität Hamburg und Mitglied des Spitzennetzwerks der Hector Fellow Academy, und ihre Forschung vor.

Brigitte Röder, Professorin für Biologische Psychologie und Neuropsychologie an der Universität Hamburg und Gastprofessorin am LV Prasad Eye Institute in Hyderabad, Indien, widmet ihre Forschung den Mechanismen des menschlichen Gehirns und seiner Neuroplastizität. Die Wissenschaftlerin untersucht, wie sich das Gehirn durch Lernprozesse entwickelt, abhängig von den Erfahrungen, die ein Individuum macht. 2017 wurde Brigitte Röder mit dem Hector Wissenschaftspreis ausgezeichnet und ist seither aktives Mitglied der Hector Fellow Academy.

Wieso lernen Kinder anders als Erwachsene? Welche Mechanismen im Gehirn sind dafür entscheidend? Wann, wie und in welchem Umfeld lernen wir am besten? Und welche Folgen hat es, wenn Kinder keine idealen Lernbedingungen vorfinden? Diese Fragen treiben Brigitte Röder und ihr Team an der Universität Hamburg an, während sie nach Erklärungen suchen. Eine zentrale Erkenntnis ihrer Forschung ist, dass Kindheitserfahrungen neben genetischen Voraussetzungen bei der Ausbildung der Gehirnnetzwerke eine entscheidende Rolle spielen.

Kooperation mit dem Prasad Eye Institute
Brigitte Röder und ihr Forscherteam gehen davon aus, dass es in der Entwicklung des Gehirns „sensible Phasen“ gibt, in denen Kindern besonders leicht lernen. Mit diesem Thema beschäftigte sich auch Rashi Pants Promotionsprojekt, das von Brigitte Röder betreut wurde. Um diese „sensiblen Phasen“ zu untersuchen, haben die Wissenschaftler um Brigitte Röder ein einzigartiges Forschungsmodell entwickelt, das Menschen untersucht, die blind auf die Welt kommen und erst im Erwachsenenalter durch eine Operation ihr Augenlicht wiedererlangen. So haben die Forscher ein Beispiel für eine ungewöhnliche Kindheitserfahrung. Die deutsch-indische Zusammenarbeit mit dem LV Prasad Eye Institute, einer Augenklinik und Forschungseinrichtung für Augenerkrankungen in Hyderabad, Indien, ist für das Projekt wegweisend.

„Ich bin mit Herz und Blut Grundlagenforscherin und der Erkenntnisgewinn ist für mich die treibende Kraft, die mich täglich ins Labor kommen lässt und mich antreibt. Nichtsdestotrotz werden wir finanziert durch unsere Gesellschaft und wir haben auch eine gewisse Bringschuld. Unser Modell ist, denke ich, ein herausragendes, um die Effekte frühkindlicher Entwicklung zu erforschen.“ Brigitte Röders Forschung soll nicht nur dazu beitragen, den Zusammenhang zwischen biologischen Gehirnprozessen und Verhalten besser zu verstehen, sondern auch Möglichkeiten aufzeigen, die Neuroplastizität des Gehirns zur erhöhen, innovative Therapieansätze zu entwickeln und Lernprozesse zu fördern.

Ihre Mitgliedschaft im interdisziplinären Netzwerk der Hector Fellow Academy empfindet Brigitte Röder als sehr bereichernd. Da es ihr die Möglichkeit zum Austausch mit außergewöhnlichen Wissenschaftlern biete: „Ich habe in der Hector Fellow Academy die interessantesten Gespräche geführt, extrem viel gelernt und (…) mich anstecken lassen, von dieser Begeisterung für Forschung.“

Die Wissenschaftlerin engagiert sich aktiv für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Sie ist die Ausrichterin des Symposiums 2024 der Hector Fellow Academy mit dem Titel „Wieso lernen Kinder anderes als Erwachsene?“. Dieses findet am 11. Juli 2024 um 18 Uhr an der Universität Hamburg und via Livestream statt. Die Anmeldung zur kostenlosen Abendveranstaltung ist bereits freigeschaltet.

Die Hector Fellow Academy veröffentlicht in regelmäßigen Abständen Video-Porträts über die Wissenschaftler ihres Netzwerks. Die Videos geben allgemeinverständliche Einblicke in die vielseitigen Forschungsprojekte der Hector Fellows und der Nachwuchswissenschaftler. Zuschauer erhalten so die Möglichkeit, die Hector Fellow Academy besser kennenzulernen.
Das Videoporträt ist aufrufbar über: https://idw-online.de/de/news829074