Fehlgeburten und Thrombophilie: Heparin erhöht Lebendgeburtenrate nicht

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Eine gerinnungshemmende Therapie könnte die Anzahl von Fehlgeburten und unerwünschten Schwangerschaftsausgängen bei Frauen mit wiederholten Fehlgeburten und angeborener Thrombophilie verringern. Das Ziel einer Studie von Prof. Siobhan Quenby von der University of Warwick (Großbritannien) und seinem Team war es daher, den Einsatz von niedermolekularem Heparin (NMH) im Vergleich zur Standardversorgung zu evaluieren.

Die ALIFE2-Studie war eine internationale, offene, randomisierte, kontrollierte Studie, die in Krankenhäusern im Vereinigten Königreich (n=26), den Niederlanden (n=10), den USA (n=2), Belgien (n=1), und Slowenien (n=1) stattfand. Die Frauen waren 18–42 Jahre alt, hatten ≥2 Fehlgeburten erlitten und eine bestätigte angeborene Thrombophilie. Zum Studienzeitraum waren die Probandinnen entweder bereits schwanger (≤7. Schwangerschaftswoche) oder wurden schwanger.

Die Studienteilnehmerinnen erhielten – nachdem sie einen positiven Urin-Schwangerschaftstest hatten – neben der Standardbehandlung nach dem Zufallsprinzip (1:1) entweder niedrig dosiertes NMH oder nicht. Die NMH-Einnahme erfolgte bis zum Ende der Schwangerschaft. Der primäre Endpunkt war die Lebendgeburtenrate. Zu den Sicherheitsergebnissen gehörten Blutungsepisoden, Thrombozytopenie und Hautreaktionen, die bei allen Frauen bewertet wurden, die ein Sicherheitsereignis meldeten.

Vom 01.08.2012–30.01.2021 eigneten sich von 10.625 Frauen 326 und diese wurden in die Studie eingeschlossen (162 erhielten die Standardversorgung und 164 zusätzlich NMH). Insgesamt hatten 116 (72%) von 162 Frauen mit primären Ergebnisdaten der NMH-Gruppe und 112 (71%) von 158 der Standardversorgungsgruppe Lebendgeburten (bereinigte OR 1,08; 95%-KI 0,65–1,78; absoluter Risikounterschied: 0,7%; 95%-KI −9,2 bis 10,6). Unerwünschte Ereignisse traten pro Gruppe bei 39 (24%) bzw. 37 (23%) der Frauen auf.

Fazit
NMH führte nicht zu höheren Lebendgeburtenraten bei Frauen mit ≥2 Fehlgeburten und bestätigter erblicher Thrombophilie. Die Studienautoren raten daher von der NMH-Anwendung beim untersuchten Patientinnenkollektiv ab und raten ebenfalls von einem Screening auf erbliche Thrombophilie bei Frauen mit wiederholten Fehlgeburten ab. (sh)

Autoren: Quenby S et al.
Korrespondenz: Siobhan Quenby; [email protected]
Studie: Heparin for women with recurrent miscarriage and inherited thrombophilia (ALIFE2): an international open-label, randomised controlled trial
Quelle: Lancet 2023;402(10395):54–61.
Web: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(23)00693-1