Fehlversorgung bei Schmerzen vermeiden

Bild: merklicht.de – stock.adobe.com

Um die Entstehung von chronischen Schmerzen zu vermeiden, hat die Deutsche Schmerzgesellschaft (DSG) hat ein ambulantes Versorgungsangebot aufgesetzt, das sie anlässlich des Schmerzkongresses in Mannheim vorstellt.

Bis zu 27 Prozent der Menschen in Deutschland leiden an chronischen Schmerzen. Nach Daten der Barmer hat fast die Hälfte aller Versicherten (46,2 Prozent) zumindest eine Diagnose mit direktem Schmerzbezug. Am häufigsten klagen die Betroffenen über Rückenschmerzen, Bauch- und Beckenschmerzen, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen und Migräne. „Das persönliche Leiden bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen steigt vor allem mit zunehmendem Alter erheblich, häufig kommen psychische Beeinträchtigungen hinzu“, sagt Prof. Winfried Meißner, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft. Diese Entwicklung sei mit großen Herausforderungen und explodierenden Kosten für das Gesundheitssystem verbunden.

„Die Therapie chronischer Schmerzen ist sowohl von Über-, Unter- als auch einer Fehlversorgung gekennzeichnet“, so Meißner. Psychosoziale und funktionelle Risikofaktoren für eine Chronifizierung würden noch immer häufig zu spät erkannt und im Verlauf zu wenig beachtet. „Es gibt große Unterschiede zwischen der empfohlenen leitliniengerechten Behandlung und der tatsächlich angewendeten Therapie.“ In der Folge komme es häufig zu einer ineffektiven Therapieeskalation bis hin zu Mehrfachoperationen und Frühverrentung.

Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Schmerzgesellschaft mit der Barmer und 28 Partnerkliniken das Projekt PAIN 2020 entwickelt – eine gezielte Verbesserung der Schmerzversorgung, gerade für noch nicht chronifizierte Patienten. Das Projekt wurde durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) in den vergangenen vier Jahren mit rund sieben Millionen Euro gefördert. „Diese neue Versorgungsform besteht im Kern in einer frühzeitigen, umfassenden interdisziplinären Untersuchung der Betroffenen durch ein Team aus erfahrenen ärztlichen, psychologischen und physiotherapeutischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, so der Schmerzexperte. Diese drei Berufsgruppen stellen nach einem ausführlichen persönlichen Kontakt mit dem Betroffenen gemeinsam eine Diagnose und erarbeiten individuell angepasste Therapiestrategien.

„Eine hohe Akzeptanz sowohl bei Betroffenen als auch Zuweisern hat uns und die Barmer sehr beeindruckt. Als ein Ergebnis ist es uns gemeinsam gelungen, diese neue gesundheitliche Versorgungsleistung als ambulantes interdisziplinäres multimodales Assessment (A-IMA) im Gesundheitswesen zu verankern“, so Meißner.

In kurzer Zeit wurde ein entsprechendes Partnerzentren-Netzwerk aufgebaut: Barmer-Versicherte können demnach an bereits mehr als 20 Standorten an A-IMA teilnehmen, der Beitritt weiterer Kassen sei eingeplant. Monatlich kämen neue Zentren hinzu, berichtet die DSG.