Feldstudie „SchlafCheck“ erprobt mobiles Schlaflabor29. August 2025 Das „SchlafCheck“-Konsortium. Von oben: Michael Freitag, Jana Paehl, Sabine Kurpgoweit (teilnehmende Hausärztin), Markus Ennen (teilnehmender Hausarzt), Insa Wolf, Wiebke Pätzold und Marianne Timper. Foto: Fraunhofer IDMT Wie lässt sich Schlafmonitoring in der Hausarztpraxis umsetzten? Das Projekt „SchlafCheck“ ging dieser Frage nach: Hausärzte und Teilnehmer testeten ein mobiles Schlaflabor. Rund zehn Prozent der Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Ein- und Durchschlafstörungen, mit gesundheitlichen Folgen. Trotzdem bleiben Schlafprobleme bei vielen Menschen unbehandelt, unter andere, weil die Schlafmedizin nicht in allen klinischen Bereichen ausreichend vertreten ist. Oldenburger Mediziner haben ein mobiles Schlaflabor in der Praxis getestet. Hausarztpraxen können als erste Anlaufstelle im Gesundheitssystem über eine Schlafanamnese und Hinweise zur Schlafhygiene hinaus keine tiefergehenden schlafdiagnostischen Untersuchungen durchführen. Und: Wenn Patienten an Schlaflabore verwiesen werden, ist dies oftmals mit langen Wartezeiten verbunden. Niederschwellige Möglichkeiten zum Schlafmonitoring fehlen „Es fehlt in der Primärversorgung an niederschwelligen Möglichkeiten, um eine objektive Ersteinschätzung von Schlafproblemen zu erhalten. Ein mobiles Gerät, ähnlich einem Langzeit-EKG oder einer Langzeitblutdruckmessung, könnte wertvolle Schlafdaten aus der heimischen Umgebung der Patientinnen und Patienten liefern und eine Erstdiagnose beschleunigen“, erklärt Dr. Markus Ennen, Allgemeinmediziner aus Oldenburg. Er ist einer von fünf Hausärzten, die am Forschungsprojekt „SchlafCheck“ beteiligt waren. Das Projektkonsortium, bestehend aus dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT und der Universität Oldenburg, sieht großes Potenzial in einer durch Hausarztpraxen begleiteten Schlafdiagnostik im heimischen Umfeld, um die unzureichende Versorgung von Menschen in Deutschland mit Schlafproblemen zu verbessern und das Risiko von Folgeerkrankungen zu senken. Feldstudie „SchlafCheck“: Mobiles Schlaflabor im Praxistest Für eine detaillierte Analyse von Schlafproblemen werden unter anderem Informationen über die Schlafphasen und Schlafqualität der Betroffenen benötigt. Dafür werden in Schlaflaboren Hirnaktivitäten in Form eines Elektroenzephalogramms (EEG) sowie weitere Vitaldaten erfasst und analysiert. In der Feldstudie im Rahmen des Projekts „SchlafCheck“ wurden hausärztliche Praxen mit digitalen Sensorgeräten für ein mobiles Schlafmonitoring versorgt. Dadurch sollte im Praxisalltag erprobt werden, wie sich ein mobiles Schlaflabor implementieren lässt, um wichtige Erkenntnisse für die weitere Forschung und Entwicklung zu sammeln. „Perspektivisch könnten durch mobile Geräte Schlafuntersuchungen im Verdachtsfall in regelmäßige Check-Ups integriert werden. Hausärztinnen und -ärzte könnten Probleme früher erkennen und notwendige Behandlungsschritte ableiten, von Empfehlungen zur Schlafhygiene bis hin zur begründeten Überweisung an eine Facheinrichtung für Schlafdiagnostik“, erklärt Dr. Wiebke Pätzold, Projektleiterin aus der Gruppe »Mobile Neurotechnologien« am Fraunhofer IDMT. Teilnehmer kommen überwiegend gut zurecht Rund 60 Probanden mit Ein- und Durchschlafstörungen nahmen an der Studie teil. Sie erhielten jeweils ein kommerziell erhältliches mobiles Sensorsystem von ihrer Hausarztpraxis, das sie in der heimischen Umgebung in Kombination mit einem Fragebogen und Schlaftagebuch nutzten. Die Studienteilnehmenden waren zum überwiegenden Teil gut in der Lage, nach Anleitung eine Messung selbstständig zu starten. In einigen Fällen stellte sich die ungewohnte Platzierung von Sensoren auf der Haut als herausfordernd dar, weshalb in Abschlussinterviews mit den Ärztinnen und Ärzten eine vereinfachte Bedienbarkeit und Möglichkeiten für das Anbringen in der Praxis diskutiert wurden. Das mobile Schlaflabor macht Möglichkeiten und Herausforderungen sichtbar Die Einblicke in die Abläufe und diagnostischen Möglichkeiten der hausärztlichen Praxen zeigten einen grundlegenden Bedarf in der schlafmedizinischen Versorgung auf. „Für das Projekt konnten wir schnell geeignete Partner im großen Lehrpraxennetzwerk der Universitätsmedizin Oldenburg finden. Der direkte Austausch mit den Praxisteams machte Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Implementierung digitaler Schlafmonitoringsysteme sichtbar“, erklären Marianne Timper und Prof. Michael Freitag aus der Abteilung Allgemeinmedizin im Department für Versorgungsforschung an der Universität Oldenburg. Die Forschungsgruppe „Mobile Neurotechnologien“ am Fraunhofer IDMT wird die Projektergebnisse in weitere Entwicklungsprojekte einbringen und verfolgt damit das Ziel, neurophysiologische Messungen aus dem Labor oder der Spezialklinik in den Alltag und damit auch in die allgemeinmedizinische Primärversorgung zu bringen. Die Forschenden entwickeln aktuell ein eigenes Sensorsystem zur mobilen EEG-Aufzeichnung, das sie derzeit im täglichen Langzeiteinsatz erproben. Das Projekt „SchlafCheck“ wurde im Frühjahr 2025 abgeschlossen und vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) mit rund 300.000,00 EUR gefördert.
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