Folgeschäden nach Krebsbehandlung – Neuropathie der unteren Hirnnerven

Foto: © Zerbor – Fotolia.com

Durch die Anwendung von Strahlentherapien bei Kopf-Hals-Krebs kann es zu einer potenziell stark einschränkenden Neuropathie der unteren Hirnnerven (LCNP) kommen. Die betroffenen Patienten leiden häufig unter Defiziten der Sprache und Stimme sowie des Schluckens.
Um den Zusammenhang zwischen LCNP und dem Schweregrad der durch die Krebsbehandlung hervorgerufenen Symp­tome und den damit einhergehenden Einschränkungen zu evaluieren, unternahmen US-amerikanische Otolaryngologen eine Querschnittstudie mit 889 überlebenden Oropharyngealkarzinom-Patienten, deren Behandlung vor mindestens 1 Jahr abgeschlossen wurde.

Spät einsetzende LCNP wurde durch Symptombeginn 3 Monate nach Krebstherapie definiert. Als Primärziel dienten die 5 am schwersten gewichteten Symp­tome gemäß MD Anderson Symptom Inventory Head and Neck Cancer Module (MDASI-HN).

Insgesamt 36 von 889 überlebenden Oropharyngealkarzinom-Patienten (4 %; 753 Männer [84,7 %]; Durchschnittsalter 56 [32–84] Jahre; durchschnittliche Überlebenszeitdauer 7 [1–16] Jahre) entwickelten spät einsetzende LCNP; diese stand in signifikantem Zusammenhang mit den 5 schwersten Symptom-Scores gemäß MDASI-HN (Koeffizient 1,54; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,82–2,26), adjustiert nach Alter, Überlebenszeitraum, Geschlecht, Behandlungsmodalitäten, T-Stadium, Lokalisation, Art der Strahlentherapie, Rauchen sowie Ernährungsgewohnheiten vor der Krebstherapie.

Spät einsetzende LCNP war darüber hinaus in multivariablen Modellen mit Schluck- und Kaubeschwerden (Koeffizient 2,25; 95 %-KI 1,33–3,18), Mukus (Koeffizient 1,97; 95 %-KI 1,03–2,91), Fatigue (Koeffizient 1,35; 95 %-KI 0,40–2,21), Würgen (Koeffizient 1,53; 95 %-KI 0,65–2,41) sowie Stimm- oder Sprachsymptomatiken (Koeefizient 2,30, 95 %-KI 1,60–3,03) assoziiert.

In dieser umfangreichen Überblicksstudie berichten, so die Autoren im Fazit, überlebende Oropharyngealkarzinom-Patienten mit LCNP von schwereren behandlungsbezogenen Symptomen, einem Befund, der einen Zusammenhang zwischen LCNP und Symptombelastung nahelegt. Die Studie solle dazu dienen, Strategien zur Kontrolle und zum Management von LCNP zu entwickeln. (am)