Forschung zur Raucherentwöhnung: Geschlechtsspezifischer Perspektive wird nicht genügend Rechnung getragen

Männer und Frauen unterscheiden sich auch, wenn es um die Entwöhnung von der Zigarette geht. Entsprechende Aspekte würden aber in Untersuchungen zu Entwöhnungsstrategien nicht ausreichend berücksichtigt, sagen die Verfasser einer aktuellen Arbeit. (Foto: © Yvonne Weis/stock.adobe.com)

In der Forschung zu Aspekten der Tabakkontrolle gibt es offenbar einen Mangel an Gender-Analysen. Dadurch werden möglicherweise geschlechtsspezifische Verhaltensweisen, die Rauchenden bei der Entwöhnung von der Zigarette helfen könnten, nicht berücksichtigt.

Das geht aus einer gerade in der Zeitschrift „BMJ Tobacco Control“ publizierten Studie hervor, die laut ihren Autoren ‒ Wissenschaftler von der York University und des Global Strategy Lab (GSL), beide in Toronto (Kanada) ‒ die erste einer Reihe von Untersuchungen von Forschenden der beiden Institutionen zum Thema Geschlecht und Rauchen ist.

„In der Tabakkontrollforschung wird das Geschlecht nicht berücksichtigt, obwohl wir alle wissen, dass das Geschlecht ein enorm wichtiger Faktor beim Tabakkonsum und für die Wirksamkeit von Tabakkontrollmaßnahmen ist“, unterstreicht Mathieu Poirier, Assistenzprofessor an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften. Er ist Vorsitzender des Bereiches Global Health Equity an der York University und leitet das Global Strategy Lab. „Diese fehlende Gender-Perspektive schränkt unser Verständnis der Wirksamkeit von Maßnahmen zur Tabakkontrolle ein und lässt geschlechtsspezifisches Rauchverhalten unberücksichtigt.“

Keine zwölf Prozent der Studien untersuchten geschlechtsspezifische Aspekte

Die Studienautoren untersuchten 43 von Experten begutachtete Studien zur Tabakkontrolle und stellten fest, dass einige der Arbeiten zwar grundlegende Vergleiche zwischen Männern und Frauen anstellten, aber in nur fünf Publikationen die geschlechtsspezifischen Auswirkungen von Tabakkontrollmaßnahmen bewertet wurden. „Die Berücksichtigung des Geschlechts in der von Experten begutachteten Forschung ist unzureichend“, erklärt Tina Nanyangwe-Moyo von der York University. „Wir hoffen, dass unsere Beiträge zeigen, wie wichtig es ist, die Unterschiede im Rauchverhalten von Männern und Frauen weltweit für die Entwicklung wirksamer Strategien und Raucherentwöhnungsprogramme zu betrachten.“

Die nun vorgelegte Studie ist zwar erste, in der die Schnittstelle zwischen Tabakkontrolle und geschlechtsspezifischer Politik untersucht wird, sie baut aber auf älteren Forschungsergebnissen des Global Strategy Lab zum Thema Rauchen und globale Politik auf.

Poirier erklärt, dass er und seine Co-Autoren sich in ihrer Studie auf das Zigarettenrauchen und nicht auf Vaping konzentrierten, da dies die häufigste Form des Tabakkonsums sei. Ein weiterer Grund sei das Ausmaß der Gesundheitsschäden durch das Rauchen. „Vaping selbst ist schädlich, aber die häufigste vermeidbare Ursache für vorzeitige Mortalität und Morbidität ist der Konsum von brennbarem Tabak“, konstatiert der Forscher.