Forschungsvorhaben: Trägt epikardiales Fett zu Vorhofflimmer-Rezidiven nach Ablation bei?

Die 3D-Bildgebung machts möglich: Blick auf ein Herz mit massivem Herzfettgewebe-Anteil. Bild: ©Felix Bourier/DHM

Mit 50.000 Euro fördert die Deutsche Herzstiftung ein Forschungsprojekt am Deutschen Herzzentrum München, bei dem geklärt werden soll, welche Rolle das epikardiale Fettgewebe bei wiederkehrendem Vorhofflimmern nach einer Katheterablation spielt. 

Starkes Übergewicht und das Vorhandensein von epikardialem Fett, das in seiner Dicke in der Regel mit dem viszeralen Bauchfett korreliert, erhöhen das Risiko für Vorhofflimmern und andere Herzerkrankungen wie koronare Herzkrankheit (KHK) und Aortenklappenstenose. Das konnten Studien bereits zeigen.

Projektleiter Felix Bourier. Foto: ©DHM

„Herzfettgewebe scheint auch bei Rezidiven nach einer Katheterablation eine beutende Rolle zu spielen. Wir untersuchen deshalb den Einfluss des epikardialen Fettgewebes auf den Erfolg einer Katheterablation bei Vorhofflimmern“, erklärt PD Dr. Felix Bourier, Oberarzt an der Abteilung für Elektrophysiologie der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am Deutschen Herzzentrum München (DHM). Sein Forschungsprojekt mit dem Titel „Untersuchung der Rolle von epikardialem Fett als Risikofaktor für Arrhythmie-Rezidive nach Katheterablation von paroxysmalem und persistierendem Vorhofflimmern“ wird von der Herzstiftung mit 50.000 Euro gefördert, wie diese jüngst bekannt gab. 

Denn zu Arrhythmie-Rezidiven kommt es bei rund 15 Prozent der jüngeren Patientinnen und Patienten mit anfallsartigem Vorhofflimmern, häufiger bei persistierendem Vorhofflimmern (50 %) nach erstmaliger Katheterablation. In der Herzforschung sucht man nach den genauen Ursachen und möglichen Risikofaktoren für Rezidive nach einer Ablation. Die Untersuchung am DHM an 200 Vorhofflimmer-Patienten und deren Risikoprofilen für wiederkehrende Rhythmusstörungen soll die Grundlage für Therapiestrategien zur Prävention von Rezidiven nach Ablation liefern. 

Die Studienergebnisse der Untersuchungen sollen es ermöglichen, die Erfolgschancen einer geplanten Ablation im Voraus besser zu kalkulieren und damit neue individualisierte Behandlungswege in Therapie von Vorhofflimmern aufzuzeigen. Abladierende Ärztinnen und Ärzte sollen demnach in einem ersten Schritt Patienten noch vor dem Eingriff gezielter der geeigneten Therapieoption zuordnen können, z. B. welche Ablationstechnik kommt eher in Frage: die Verödung mit Hitze, Kälte, Hochfrequenzstrom oder mit Hilfe der Elektroporation? Anhand der epikardialen Fettverteilung lässt sich Bourier zufolge nämlich vorhersagen, wie gut die Chancen eines Patienten für eine wirkungsvolle Ablation stehen, d. h. liegt die Chance durch eine Ablation vorhofflimmerfrei zu werden bei 90 Prozent oder nur bei 50 Prozent? „Auf Basis dieser Vorauswahl können wir im nächsten Schritt Ablationsstrategien an den Fettgewebeverteilungsmustern der Patienten ausrichten und so bessere Ergebnisse der Ablation erzielen“, erläutert Bourier.

Für eine Analyse nehmen die Ärztinnen und Ärzte vor der Erstablation bei den Patienten verschiedene Untersuchungen vor. Eine Computertomographie (CT) erstellt ein exaktes 3D-Bild des Herzfettegewebes zur Volumenbestimmung mit Hilfe einer Segmentierungs-Software (3D Slicer). Eine Blutentnahme bringt mehr Klarheit über mögliche Entzündungsmarker wie Interleukine oder C-reaktives Protein (CRP). Mit Hilfe der Körperfettwaage lassen sich zudem die Gesamtmasse an Körperfett und die Masse an Herzfettgewebe miteinander in Relation setzen.

Während der Ablationsprozedur untersucht Bouriers Forschungsteam die Gesamtmenge an epikardialem Fett, das Verhältnis zwischen Fettgewebe um Vorhof und Kammer sowie millimetergenau 3D-Rekonstruktionen des epikardialen Fettgewebes um die Vorhöfe. „Wir erwarten, dass wir die aussagekräftigsten Ergebnisse anhand der 3D-Rekonstruktionen des Vorhofs erzielen können“, so Bourier. Eine elektrische Kartierung des linken Vorhofs und der Pulmonalvenen mit Hilfe eines hochauflösenden 3D-Mappings vergleichen die Wissenschaftler mit den 3D-Rekonstruktionen des Herzfettgewebes um die Vorhöfe. In ihrer Auswertung setzen die Forschenden den Behandlungserfolg der Ablation in Bezug u. a. zur Gesamtmenge an epikardialem Fett, zum Verhältnis des Gesamtkörperfetts zum epikardialen Fett sowie zum Verhältnis zwischen Fettgewebe um linken Vorhof und Herzkammer.

Insgesamt 200 Patienten rekrutieren die Münchener für ihre Studie über Ambulanzen, Chest-Pain-Units und Stationen des DHM: Patienten sowohl mit persistierendem als auch mit paroxysmalem Vorhofflimmern, die einer Katheterablation unterzogen werden. Paroxysmales und persistierendes Vorhofflimmern scheinen zum Teil durch verschiedene, bei der persistierenden Form auch bisher noch unverstandene, Mechanismen ausgelöst zu werden. „Durch den Einschluss beider ,Vorhofflimmer-Typen‘ können wir auch das epikardiale Fettmuster der beiden Gruppen vergleichen“, erklärt Bourier. Von diesem Vergleich erhofft sich der Kardiologe zusätzlich neue Erkenntnisse über das Vorhofflimmern selbst, „weil das etwas mehr Licht in die noch unbekannten Krankheitsmechanismen bringen würde, die bei den einen Patienten zu paroxysmalem und bei den anderen zu persistierendem Vorhofflimmern führen.“