Fortschritte in kardiovaskulärer Intensivmedizin: Forschung soll Sterblichkeit weiter verringern

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Die kardiovaskuläre Intensivmedizin hat in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht. Da derzeit große Studien zur Verringerung der Sterblichkeit bei kardiogenem Schock fehlen, ist laut Deutscher Gesellschaft für Kardiologie (DGK) die Forschung besonders gefordert.

„Trotz der beeindruckenden Fortschritte in der kardiovaskulären Intensivmedizin, ist ein Mangel an großen Studien hinsichtlich der Verringerung der Sterblichkeit festzustellen. Besonders hoch ist mit 40-50 Prozent die Sterblichkeit beim kardiogenen Schock, es ist in den vergangenen Jahren nicht gelungen, sie zu senken“, sagt DGK-Präsident Prof. Hugo Katus (Heidelberg) auf einer Pressekonferenz im Rahmen der Herztage der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Schätzungen zufolge haben mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten, die auf internistischen Intensivstationen behandelt werden, ein im Vordergrund stehendes kardiovaskuläres Problem bzw. auch eine kardiovaskuläre Grunderkrankung. Katus ergänzt: „Dadurch kommt der kardiovaskulären intensivmedizinischen Forschung hohe Bedeutung zu.“

Wenige Empfehlungen zum kardiogenen Schock haben einen höheren Evidenzgrad als C, also Expertenmeinung. Die American Heart Association zum Beispiel hat bei kardiogenem Schock keine Leitlinie publiziert, sondern bloß ein wissenschaftliches Statement. Und die aktuelle Überarbeitung der S3 Leitlinie konnte auf nur wenige neuere hochwertige Studien zurückgreifen. Weniger als fünf Prozent aller auf Clinical Trials und weniger als zwei Prozent aller auf Canadian Institutes of Health Research gelisteten intensivmedizinischen Studien waren kardiovaskulären Inhalts. „Es ist also dringend nötig, Forschungsinitiativen zu setzen, die sich mit kardiovaskulären Problemen bei Patienten auseinandersetzen, und entsprechende Fördermittel zur Verfügung zu stellen.“ fordert Katus.

In Deutschland widmen sich die drei beteiligten Arbeitsgruppen des Clusters „Kardiovaskuläre Akut- und Intensivmedizin“ gemeinsam mit der DGK diesem Thema. „In den vergangenen Jahren konnten DGK-Mitglieder bereits wichtige randomisierte Studien zum kardiogenen Schock durchführen und deren Ergebnisse veröffentlichen, wodurch auch die Leitlinien beeinflusst wurden.“ erwähnt der DGK-Präsident.
Laut Katus ist eine wichtige unbeantwortete Frage beim kardiogenen Schock, ob bei Patienten eine mechanische Herz-Kreislauf-Unterstützung mittels Extrakorporaler Membranoxygenierung (ECMO) die Sterblichkeit verringern kann „denn derzeit werden mechanische Herz-Kreislauf-Unterstützungssysteme immer häufiger eingesetzt, obwohl die Evidenz unzureichend ist.“  

„Für die ECLS-SHOCK-Studie wurde inzwischen eine Forschungsförderung eingeworben, und mehr als 40 deutsche Zentren haben bereits ihre Teilnahme zugesagt“, berichtet Prof. Katus. „Es gibt aber noch eine Reihe weiterer unbeantwortete Fragen in der kardiovaskulären Intensivmedizin, die wissenschaftlich angesprochen und beantwortet werden müssen, um eine bessere Versorgung der betroffenen Patienten zu ermöglichen.“